Gottsleben

Gottsleben

Gottsleben ist ein deutscher Familienname.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Der Familienname Gottsleben lässt sich bis ins späte Mittelalter zurückverfolgen und ist erstmals 1320 mit Hartmannus Goddeleve im ältesten Bürgerbuch der Stadt Hannover quellenmäßig belegt. 1359 finden wir in einer Schlichtungsurkunde zwischen dem Kloster Haina und dem Ritter Gumpracht Vogt (Foid) von Geismar (Geysmar) einen weiteren Hinweis auf den Namen Gottsleben. In der Urkunde verzichtet Ritter Vogt auf Ansprüche der in seinem Gericht Geismar gelegenen Güter, Nutzungen und Rechte des Klosters Haina und dessen Gotteslehen (gotslehin) genannten Leute.

Danach taucht der Name 1434 im Urkundenbuch der Stadt Quedlinburg wieder auf (Thomas van Gotleben, auch eingetragen als Thoman von Goclieb). Siebzig Jahre später finden wir 1503, 1508 und 1516 in den Urkundenbüchern der Klöster von Eschwege einen im obereichsfeldischen Geismar ansässigen Hans Gotzleben (auch Gotslebben und Gottisleben) und 1512 in Allendorf an der Werra den urkundlichen Nachweis eines Claus Gotsleben. 1571 erfolgt die Aufnahme eines Turmwächters (Turmplaser) Hans Gotleben aus Staßfurt (Stasfurt) in den Besoldungsstaat Ludwig des Älteren, Landgraf in Oberhessen.

In den Matrikeln der Universitäten Marburg und Jena wird 1574, 1579 und im Sommersemester 1586 ein Johann(es) Gottsleben (Gotslebius, auch Theobius genannt) geführt. Dieser um 1559/60 in Allendorf an der Werra geborene Johannes Gottsleben hatte an der jungen lutherischen Universität Marburg 1579 sein Theologiestudium mit dem Erwerb des akademischen Grades eines Magister artium abgeschlossen und im Frühjahr 1586 wahrscheinlich einen jungen adligen Herrn oder wohlhabenden Bürgersohn als Hauslehrer und Mentor zum Studium nach Jena begleitet. Ein Jahr später berief Graf Johann VI. von Nassau-Dillenburg Johannes Gottsleben nach Herborn, wo er der erste Leiter (Pädagogearch) des gerade gegründeten Pädagogiums und ordentlicher Professor der Philosophie an der seit 1584 bestehenden kalvinistischen Hohen Schule Johannea wurde. In Herborn heiratete Johannes Gottsleben 1589 Anna Maria aus der angesehenen Beamtenfamilie Hoen. Von 1599 bis 1604 war er Prediger am Hof des Grafen Johann VI. in Dillenburg und Inspektor der Kirchen und Schulen der Diözese Dillenburg, danach Pfarrer in Krombach bei Siegen. Sein zweitältester Sohn Johann Bernhard Gottsleben war bis zu seinem und seiner Familie Pesttod 1635 erster Pfarrer in Dillenburg. Der Familienname Gottsleben starb mit ihm in Nassau-Dillenburg aus.

Etymologie

Nach den bisherigen Erkenntnissen ist der Name Gottsleben ein Herkunftsname nach dem Ortsnamen Kutzleben, alt Gozzenleber, Kreis Weißensee in Thüringen. Herkunftsnamen nach Ortsnamen sind im allgemeinen zu den Namen derjenigen Orte - heute bisweilen Wüstungen - gebildet, aus denen die betreffenden Personen zugezogen sind. Der Ortsname Kutzleben wie auch der gleich lautende Name des Adelsgeschlechtes von Kutzleben leitet sich ab von dem Eigennamen Chuzzo und dem Begriff Leben und bedeutet nichts anderes als Erbhof des Chuzzo. Der Begriff Leben kommt immer im Zusammenhang mit Eigennamen vor und bedeutet Erbhof oder Sitz des jeweiligen Vornamenträgers.

Rudolf Zoder nennt als weiteren Ortsnamen Gottleuba, Kreis Pirna in Sachsen und Max Gottschald einen wohl untergegangenen Ort Kurzleben, alt Cortlever.

Wir finden den Namen Gottsleben bis ins 19. Jahrhundert vorwiegend im Eichsfeld und im nördlichen Hessen.

Auszuschließen ist auf jeden Fall die Vermutung, der Name Gottsleben ließe sich ableiten von der Eigenschaft »ein gottgefälliges Leben führen«.

Schreibweise

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die Schreibweise des Namens Gottsleben mehrfach verändert. Aufgespürt wurden bislang die Namensformen Goddeleve (auch Godeleve), van Gotleben (auch von Goclieb), Gottsleb, Gotslebius (latinisierte Form von Gottsleben, auch Theobius), Gotsleben, Gotslebben, Gotzleben, Gottesleben, Gottisleben, Gottlebe und Gottleben.

Lebensbilder von Trägern des Namens Gottsleben

Literatur

  • Hans Bahlow: Deutsches Namenlexikon. Familien- und Vornamen nach Ursprung und Sinn erklärt. Neubearbeitete Ausgabe. Lizenzausgabe. Deutscher Bücherbund, Stuttgart u. a. 1980, S. 182.
  • Emil Becker: Johann Gottsleb. In: Heimatblätter zur Pflege und Förderung des Heimatgedankens. Beilage zur Dill-Zeitung. 10, 1937, ZDB-ID 529638-9, S. 12.
  • Wolfgang Brauner: Geschichte(n) von, aus und über die von Kutzleben. Gemeindeverwaltung Kutzleben, Kutzleben 1996.
  • Josef Karlmann Brechenmacher: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Familiennamen. Band 1 = Lieferung 1–10: A–J. 2. von Grund auf neugearbeitete Auflage der „Deutschen Sippennamen“. Starke, Limburg a.d. Lahn 1957–60, S. 581.
  • Josef Karlmann Brechenmacher: Entstehung der Familiennamen. In: Horst Naumann (Hrsg.): Familiennamenbuch. 2. korrigierte Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1989, ISBN 3-323-00089-7, S. 10–51.
  • Max Gottschald: Deutsche Namenkunde. Unsere Familiennamen. 5. verbesserte Auflage mit einer Einführung in die Familienkunde von Rudolf Schützeichel. de Gruyter, Berlin u. a. 1982, ISBN 3-11-008618-2, S. 217 u. 313.
  • Klaus Gottsleben: Ursprung des Namens Gottsleben. (Online-Veröffentlichung).
  • Gerhard Menk: Die Hohe Schule Herborn in ihrer Frühzeit. (1584–1660). Ein Beitrag zum Hochschulwesen des deutschen Kalvinismus im Zeitalter der Gegenreformation. Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 1981, ISBN 3-922244-42-4, S. 171 (Fußnote 234), (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau 30), (Zugleich: Frankfurt (Main), Univ., Diss., 1975).
  • Aug. Friedr. Pott: Die Personennamen, insbesondere die Familiennamen und ihre Entstehungsarten. Auch unter Berücksichtigung der Ortsnamen. Eine sprachliche Untersuchung. 2. durch ein Register vermehrte Ausgabe. Brockhaus, Leipzig 1859, S. 336 (Neudruck. M. Sändig, Wiesbaden 1968).
  • Otto Renkhoff: Johannes Gottsleben. In: Otto Renkhoff: Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten. 2. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 1992, ISBN 3-922244-90-4, S. 241 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau 39).
  • A. F. C. Vilmars deutsches Namenbüchlein. Die Entstehung und Bedeutung der deutschen Familiennamen. 8. Auflage neu herausgegeben von Rudolf Homburg. Elwert, Marburg 1926, S. 33.
  • Rudolf Zoder: Familiennamen in Ostfalen. Band 1: A–K. Olms, Hildesheim 1968, S. 598–599.

Siehe auch


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