- Government Communications Headquarters
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Das britische Government Communications Headquarters (GCHQ) ist eine Regierungsbehörde (Nachrichtendienst und Sicherheitsdienst), die sich mit Kryptographie, Verfahren zur Datenübertragung und mit der Fernmeldeaufklärung befasst.
Die anderen, geheimen Dienste Großbritanniens MI5 (Inlandsnachrichtendienst) und MI6 (Auslandsnachrichtendienst) benutzen vorwiegend nichttechnische Methoden (HUMINT) zur Nachrichtengewinnung. Eine sehr enge Kooperation von Polizei, GCHQ, MI5, MI6 sowie den Streitkräften ist anzunehmen. Allerdings hat lediglich die Polizei (eingeschränkt auch die British Army) eine Exekutivfunktion im Inneren. Zudem ist die Polizei an die Entscheidungen (zum Beispiel bezüglich Haftbefehlen und längerer Inhaftierung) der Justiz gebunden.
Laut dem ehemaligen Außenminister David Miliband ist GCHQ „eine der wichtigsten Organisationen zur Verteidigung britischer Interessen“.[1] Ein ähnliches Zitat des ehemaligen Regierungschefs Tony Blair war lange Zeit auf der Startseite der Internetpräsenz des GCHQ zu lesen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der Vorläufer von GCHQ war die Government Code and Cypher School (GC&CS). GC&CS war von enormer Bedeutung für die alliierten Kriegsanstrengungen, da praktisch alle wichtigen deutschen Chiffren (ENIGMA und T52) von ihr gebrochen und die damit verschlüsselten Nachrichten gelesen werden konnten. Der für die Informatik bedeutende Theoretiker Alan Turing arbeitete während des Zweiten Weltkrieges für GC&CS und war federführend beim Brechen der ENIGMA-Chiffrierung.
Auftrag
GCHQ (im Speziellen die Unterorganisation Communications Electronics Security Group, CESG) hat die Aufgabe der Sicherung der elektronischen Kommunikation und Computersysteme des Vereinigten Königreichs. Dies wird durch die Entwicklung eigener Chiffren (auch Kryptoalgorithmen genannt) sichergestellt. CESG erfand die Public-Key-Kryptographie, hielt dies aber bis vor wenigen Jahren geheim. Später wurde dieses Verfahren unter dem Namen RSA von Ronald L. Rivest, Adi Shamir und Leonard Adleman nochmals entdeckt.
GCHQ betreibt in engster Zusammenarbeit mit der amerikanischen National Security Agency und anderen angelsächsischen Organisationen (sogenannte UK/USA/CA/AU/NZ-Allianz) ein weltumspannendes System zur technischen Nachrichtengewinnung. Eine Komponente sind z.B. die Satelliten-Horchstationen RAF Menwith Hill (Schottland), Ascension Island (Südatlantik) oder Diego Garcia (Indischer Ozean). Zudem wird angenommen, dass GCHQ auch Horchstationen der anderen Länder der Allianz nutzen darf. GCHQ versucht, verschlüsselte Kommunikation von „Gegnern“ durch mathematische Methoden (Kryptanalyse) zu dechiffrieren.
Der Erfolg dieser Anstrengungen unterliegt höchster Geheimhaltung („Top Secret Codeword“[2]). Entschlüsselte Nachrichten werden nur an einen eng begrenzten, genau definierten Personenkreis verteilt.
Die Länder der Allianz arbeiten im Bereich Nachrichtengewinnung und (Informations-)Sicherheit generell engstens zusammen und tauschen Nachrichten und Methoden aus.
Organisation
Der Sitz des GCHQ ist in Cheltenham. Im Jahr 2003 wurde ein neues Gebäude („Doughnut“ [3]) für GCHQ fertig gestellt. Die Baukosten für das markante Bauwerk beliefen sich auf ca. 450 Millionen Euro.
Laut dem renommierten Wochenmagazin Economist gab Großbritannien im Jahr 2005 1,300 Mrd. Pfund (ca. 2 Mrd. Euro) für die drei Nachrichtendienste GCHQ, MI5 und MI6 aus.[4] Unter der Annahme dass die Mitarbeiter im Mittel ungefähr das britische Durchschnittseinkommen von 24.756 Pfund verdienen, würde daraus eine Mitarbeiterzahl von 52.000 resultieren. Insbesondere GCHQ hat jedoch große Sachausgaben für Nachrichten- und Informationstechnik, so dass die tatsächliche Zahl wesentlich niedriger liegen dürfte.
Großbritannien gibt für die geheime Nachrichtengewinnung deutlich mehr aus als für den nichtgeheimen diplomatischen Dienst.
Das Office of Cyber Security und das Cyber Security Operations Centre
Wie Premierminister Gordon Brown am 25. Juni 2009 bekanntgab, wird unter der Ägide der Government Communications Headquarters das Office of Cyber Security (OCS) eingerichtet.
Grundlage ist die Neufassung der National Security Strategy des Vereinigten Königreichs, in der im Jahr 2009 erstmals auch eine Cyber Security Strategy[5] formuliert wurde. Dem OCS, für das ein mehrere Regierungsstellen umfassendes Arbeitsprogramm nach amerikanischem Vorbild entworfen wurde, ist das Cyber Security Operations Centre (CSOC) mit Sitz in Cheltenham angegliedert. Das CSOC soll den Schutz vitaler Netzinfrastrukturen und Computersysteme gewährleisten.
Das OCS soll ausdrücklich auch die Fähigkeit und die Kompetenz zu Cyberattacken besitzen. In diesem Zusammenhang wird seitens der Regierung in London betont, dass man diese Fähigkeiten nicht zu Aktivitäten wie Industriespionage nutzen werde. Den Meldungen zufolge beläuft sich die Personalstärke des OCS zunächst auf 16 bis 20 Mitarbeiter, die des CSOC auf 20 bis 25.[6]
Die Tory-Schattenministerin für Sicherheit, Pauline Neville-Jones, kritisierte das Vorhaben der Labour-Regierung im BBC-Fernsehen als „überfällig“ und „unangemessen“.[7]
Vergleichbare deutsche Organisationen
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, der Bundesnachrichtendienst und das Kommando Strategische Aufklärung erfüllen teilweise ein vergleichbares Aufgabenspektrum.
Verweise
Literatur
- Charles Bamford: NSA. Amerikas geheimster Nachrichtendienst („Puzzle Palace“). Orell Füssli, Zürich 1986, ISBN 3-280-01670-3 (über NSA und GCHQ).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ [1]
- ↑ Beispiel: [2]
- ↑ [3]
- ↑ [4]
- ↑ Großbritannien legt Strategie zur Cybersicherheit vor (heise online, 29. Juni 2009)
- ↑ Tom Espiner und Jan Kaden: Großbritannien richtet Amt für Cybersecurity ein (ZDNet.de, 26. Juni 2009)
- ↑ Cyber crime plan 'inadequate' (BBC, 25. Juni 2009 – Videostream, 3:03 Min.)
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