Grasemann

Grasemann

Herbert Grasemann (* 21. Dezember 1917 in Graudenz; † 21. Juni 1983 in Berlin) war ein deutscher Schachkomponist und Schachschriftsteller. Gelegentlich veröffentlichte er Arbeiten unter dem Pseudonym Arne Mangs[1], das ein Anagramm seines Nachnamens war.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Grasemanns Vater stammte aus Berlin. Als ehemaliger Berufssoldat diente er als Ausbilder in Graudenz. Dorthin folgte ihm auch Grasemanns Mutter. Mit dieser kehrte Herbert Grasemann bereits 1918 nach Berlin zurück. Hier spielte er bis 1953 Fußball im Verein BFC Germania 1888. Viermal stand er in der Berliner Stadtauswahl der Junioren.

1933 komponierte Grasemann nach dem Lesen des Anhangs des Reclam-Schachbändchens von Jacques Mieses sein erstes Schachproblem. Der Dreizüger wurde 1935 in Die Brennessel veröffentlicht. Grasemann erhielt zehn Jahre lang Klavierunterricht. 1936 schloss Grasemann sein Abitur ab und besuchte eine Lehre als Industriekaufmann, die er 1939 abschloss.

Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im Herbst 1939 wurde Grasemann zur Wehrmacht eingezogen und diente als Panzerfahrer. Während eines Gefechts im Juni 1941 bei Minsk verlor Grasemann seinen linken Arm. Dennoch konnte er sich aus dem Panzer retten und irrte vier Wochen mit einem eiternden Armstumpf umher. Als Folge der Verwundung befand sich Grasemann anschließend bis 1943 in ärztlicher Behandlung in verschiedenen Lazaretten, bis er als kriegsversehrt entlassen wurde.

Nach seiner Rückkehr nach Berlin heiratete Grasemann die Bernauerin Luise Schmidt und nahm ein Jurastudium auf. 1944 ging aus der Ehe ein Sohn hervor. Bereits im Lazarett hatte Grasemann begonnen, sich erneut mit Schachkomposition zu beschäftigen, woraus ein Schriftwechsel mit Josef Halumbirek resultierte, den Grasemann später als seinen Mentor betrachtete. 1947 schließlich fand Grasemann endgültig zur Schachkomposition.

Grasemann, der Walther Freiherr von Holzhausen als seinen Lehrer in theoretischen Fragen betrachtete, wurde 1947 von Berthold Koch eingeladen, als Mitarbeiter des Ostberliner Sportverlags die Problemrubrik des Schach-Expreß zu übernehmen. Koch suchte Grasemann aus, weil dieser 1947 bei einem von Kurt Richter ausgeschriebenen Kompositionsturnier namens Horizont-Turnier den ersten Preis gewonnen hatte. Bei dem Turnier beteiligten sich viele namhafte Meister, sodass mancherorts vermutet wurde, Herbert Grasemann sei ein Pseudonym. Da das Einkommen nicht für die dreiköpfige Familie ausreichte, arbeitete Grasemann noch beim Berliner Schachklub Rotation Berlin als Schachtrainer. 1948 gab Grasemann sein Jurastudium auf, da sie ihm unbehaglich wurde. In seiner Wohnung in Wedding traf sich Grasemann oftmals mit anderen Schachkomponisten, etwa Hans Vetter, Willi Roscher und Stefan Schneider, der durch diese Gespräche angeregt 1948 seinen Aufsatz Zweckökonomie veröffentlichte. 1952 zog Grasemann in eine größere Wohnung um, musste sich jedoch weiterhin finanziell einschränken. Dort traf er weiterhin viele bekannte Schachkomponisten, darunter auch den späteren Großmeister Hans-Peter Rehm und den PCCC-Gründer Nenad Petrovic. 1961 änderte sich durch den Bau der Berliner Mauer erneut Grasemanns Lebensstil.

Schachkomposition

Grasemann komponierte zahlreiche Aufgaben, meist Mehrzüger, aber auch einige im Bereich Märchenschach. Er entwickelte das „neudeutsche Mehrzügerproblem“ weiter. Viele seiner Werke wurden mit Preisen ausgezeichnet, mehrere in die FIDE-Alben aufgenommen. Bei den FIDE-Alben erreichte er 21,83 Punkte und wurde somit FIDE-Meister für Schachkomposition.

1957 ernannte ihn die FIDE zum Internationalen Preisrichter für Schachkomposition.

Grasemann organisierte nach dem Krieg Treffen von Problemfreunden in Berlin, Dresden, Leipzig und Chemnitz. Besonders die Berliner Problemrunde, die jeweils im Balken stattfand, war theoretisch produktiv.

Herbert Grasemann
Hamburger Problemnachrichten, 1950
a b c d e f g h
8 a8 b8 c8 d8 e8 f8 g8 h8 8
7 a7 b7 c7 d7 e7 f7 g7 h7 7
6 a6 b6 c6 d6 e6 f6 g6 h6 6
5 a5 b5 c5 d5 e5 f5 g5 h5 5
4 a4 b4 c4 d4 e4 f4 g4 h4 4
3 a3 b3 c3 d3 e3 f3 g3 h3 3
2 a2 b2 c2 d2 e2 f2 g2 h2 2
1 a1 b1 c1 d1 e1 f1 g1 h1 1
a b c d e f g h
Matt in 3 Zügen




Lösung:
1. Ld4-h8 (droht Da7 matt sowie Dd4+ nebst matt) Tf3-e3 (verstellt die Diagonale g1-a7) 2. Dg1-g7 (droht erneut Da7 matt) Te3-e7 3. Dg7-a1 matt

Der Läufer räumt die Diagonale für die Dame. Diese Motiv ist in Fachkreisen als Loyds Linienräumung bekannt (nach Samuel Loyd).

Im Beispiel funktioniert 1. La1 nicht, weil dann im 3. Zug die Dame nicht auf a1 matt setzen kann. Aus dem gleichen Grund ist auch 1. Lf6 falsch.

Schachschriftsteller

Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Grasemann hauptberuflich als Schachschriftsteller. So baute er von 1947 bis 1961 die Rubrik Probleme und Studien der Zeitschrift Schach-Expreß auf, leitete danach ein Jahr lang die Kompositionsecke der Deutschen Schachzeitung und ab 1962 bis zu seinem Lebensende die der Deutschen Schachblätter. Nach Grasemanns Tod übernahm Friedrich Chlubna diese Arbeit.

In Ergänzung dazu schrieb er wichtige Bücher zur Schachkomposition:

  • Problemschach, Berlin 1955
  • Problemschach Band II, Berlin 1959
  • Problem-Juwelen, Berlin 1964
  • Schach ohne Partner für Anfänger, München 1977
  • Eines Reverends Einfall, der Geschichte machte, im Selbstverlag, Berlin 1981
  • Schach ohne Partner für Könner, München 1982
  • Die Kunst des Mattsetzens, unter dem Pseudonym "Arne Mangs", München 1983

Privat

Während des Zweiten Weltkrieges verlor Grasemann seinen linken Arm und die Schulter. Nach dem Krieg verdiente er seinen Lebensunterhalt als Schachschriftsteller. Er war 40 Jahre lang bis zu seinem Tode mit Luise Grasemann, † 1991 in Berlin mit 78 Jahren verheiratet. Sohn Lutz lebt in München.[2]

Im März 1983 musste sich Grasemann zweier urologischer Operationen unterziehen. Nachdem er kurz vor Pfingsten aus dem Krankenhaus entlassen worden war, erlitt er einen Herzinfarkt und ein Lungenödem. Trotz erster Erholung erlitt er einen tödlichen Rückfall.

Einzelnachweise

  1. Anders Thulin: CHESS PSEUDONYMS AND SIGNATURES. An Electronic Edition, Malmö, preliminary 2008-06-22
  2. SchachReport 1992/1 S.47

Literatur

  • Wolfgang Dittmann, Armin Geister & Dieter Kutzborski: Logische Phantasien. Herbert Grasemann und seine Schachaufgaben. Walter de Gruyter & Co, Berlin und New York 1986. ISBN 3-11-010415-6

Weblinks


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