- Alfons Mumm von Schwarzenstein
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Philipp Alfons Freiherr Mumm von Schwarzenstein (* 19. März 1859 in Frankfurt am Main; † 10. Juli 1924 in Portofino, Ligurien) war Diplomat des Deutschen Reiches.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Alfons von Mumm wurde als Sohn des Kaufmanns und Königlich Dänischen Generalkonsuls Hermann von Mumm und seiner Ehefrau Eugenie geb. Lutteroth. geboren. Er studierte Rechtswissenschaften in Göttingen, Leipzig, Heidelberg sowie in Berlin und promovierte zum Dr. iur.; in Göttingen wurde er Mitglied des Corps Hannovera. Anschließend trat er in den diplomatischen Dienst des Auswärtigen Amtes ein. Die erste wichtige Auslandsstation war 1885 als Attaché bei der Botschaft in London, später Paris. Er wurde 1888 Legationssekretär in Washington D.C., 1892-93 in Bukarest, 1893-94 am Heiligen Stuhl. 1894 wurde er Vortragender Rat in der politischen Abteilung des Amtes in Berlin und ging 1898 als Gesandter nach Luxemburg, 1899 als Gesandter in außerordentlicher Mission erneut nach Washington.
1900 wurde er als Gesandter in Peking direkter Nachfolger des im Zuge der Boxer-Aufstände ermordeten Gesandten Baron Clemens von Ketteler. Die Abreise erfolgte im Juli 1900 von Genua und ging mit dem Schiff nach Shanghai. Mit dem Leiter des später eintreffenden Expeditionskorps unter Alfred Graf von Waldersee war der als sinophil geltende Mumm in der Beurteilung der Lage und hinsichtlich der erforderlichen Vorgehensweisen nicht immer einig und verstand es, diesem seine abweichenden Vorstellungen nahe zu bringen. Im Oktober 1900 traf er von Shanghai kommend, wo er sich mit Generalkonsul Wilhelm Knappe beraten hatte, dann in Peking ein. Seiner Leidenschaft für die Fotografie ist es zu verdanken, das heute noch eine herausragende Sammlung von Aufnahmen aus den Städten Chinas aus der Zeit von 1900 bis 1902 erhalten ist. Als besondere Auszeichnung erhielt er 1905 bei seinem Abschied aus China von der chinesischen Kaiserinwitwe Cixi eine von dieser selbst verfertigte Hängerolle mit dem Bild einer Strauchpäonie.[1] Bereits 1903 wurde er als Schwarzenstein in den preußischen Freiherrenstand erhoben. Von 1909 bis 1911 vertrat er das Deutsche Reich als Botschafter in Tokio. Die deutsch-japanischen Beziehungen sah er eher distanziert und im Hinblick auf absehbare künftige Spannungen Japans mit den USA im Pazifik eher neutral. 1911 schied er aus gesundheitlichen Gründen aus dem diplomatischen Dienst aus und lebte auf seinem Landsitz bei Portofino. 1914 bot er sich dem Außenamt nach Kriegsbeginn wieder an und seine Tätigkeit 1914-16 in der Presseabteilung des Amtes machte ihn auch zum Abteilungsleiter für die Auslandspropaganda der Zentralstelle für Auslandsdienst.[2] 1917/18 wurde er Botschafter des deutschen Reiches in Kiew (Ukrainischer Staat unter Hetman Skoropadski) und zog sich 1918 in den Ruhestand auf das Schloss Eyrichshof in Franken zurück.
Mumm von Schwarzenstein war ein begeisterter Fotograf und hat insbesondere während seiner diplomatischen Auslandsmissionen reichhaltiges Bildmaterial geschaffen. Er war kinderlos verheiratet mit Jeannie Mackay-Watt und verstarb in seinem Besitz in Ligurien.
Mumm von Schwarzenstein war Träger des Roten Adlerordens I. Klasse und des Kronenordens.
Werke
- Ein Tagebuch in Bildern (1902), Digitalisat der Tōyō Bunko exlibris des australischen Abenteurers und Korrespondenten George Ernest Morrison[3] mit persönlicher Widmung Mumms
- Kriegslyrik (1914-18) in mehreren privat gedruckten Bänden
- Mein ligurisches Heim (in Portofino). Mit Freunden für Freunde zusammengestellt und nach eigenen Aufnahmen illustrirt. (Privatdruck). Berlin 1915.
Literatur
- Maria Keipert (Red.): Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst. Band 3: Gerhard Keiper, Martin Kröger: L–R. Schöningh, Paderborn u. a. 2008, ISBN 978-3-506-71842-6
- Franz Lerner: Mumm (Familie), S. 581: Alfons Mumm von Schwarzenstein. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, S. 580–582 (Onlinefassung).
- Régine Thirez: Barbarian Lens. Western Photographers of the Qianlong Emperor's European Palaces. Gordon & Breach, Amsterdam u. a. 1998, ISBN 90-5700-519-0 (Documenting the Image 6).
Literarische Verarbeitung
Hans Dieter Schreeb hat in dem historischen Roman Hinter den Mauern von Peking (1999) Mumm von Schwarzensteins Zeit in China auf literarische Weise verarbeitet.
Weblinks
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Commons: Alfons Mumm von Schwarzenstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Literatur von und über Alfons Mumm von Schwarzenstein im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ DHM zu Geschenken der chin. Kaiserfamilie
- ↑ Ulrike Oppelt: Film und Propaganda im Ersten Weltkrieg, S. 107.
- ↑ en:George Ernest Morrison
Vorgänger Amt Nachfolger Clemens von Ketteler Gesandter des Deutschen Reichs in Peking
1900–1905Arthur von Rex Friedrich Carl von Erckert Botschafter des Deutschen Reichs in Tokio
1906-1911Kategorien:- Verwaltungsjurist
- Deutscher Botschafter in Luxemburg
- Deutscher Botschafter in China
- Deutscher Botschafter in Japan
- Deutscher Botschafter in der Ukraine
- Fotograf
- Corpsstudent (20. Jahrhundert)
- Träger des Roten Adlerordens 1. Klasse
- Träger des Preußischen Königlichen Kronenordens (Ausprägung unbekannt)
- Deutsche Kolonialgeschichte (China)
- Freiherr
- Geboren 1859
- Gestorben 1924
- Mann
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