Alfred Apfel

Alfred Apfel

Alfred Apfel (* 12. März 1882 in Düren; † 14. Februar 1941 in Marseille[1]) war ein deutscher Rechtsanwalt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Vor der Strafanstalt in Berlin-Tegel. V.l.n.r.: Kurt Grossmann, Rudolf Olden, Carl von Ossietzky, Alfred Apfel, Kurt Rosenfeld

Der promovierte Jurist Apfel war nach dem Studium zunächst an einem kleinen rheinischen Amtsgericht tätig. Von seinem ursprünglichen Berufswunsch des Richters rückte er wegen der gesellschaftlichen Verhältnisse ab, die es ihm seines Judentums wegen nahezu unmöglich machten, Reserveoffizier zu werden: Er ließ sich als Rechtsanwalt nieder und verweigerte die ihm damit schon frühzeitig zugewiesene Diskriminierung. Apfel entwickelte sich zum überzeugten und engagierten Zionisten.

Ab 1918 war er zunächst Rechtsanwalt, dann Notar in Berlin. Als Strafverteidiger in vielen auch politischen Prozessen verteidigte er unter anderem Carl von Ossietzky. Als bekannter Demokrat, Jude und Zionist gehörte er zu den ersten, die unmittelbar nach dem Reichstagsbrand am 28. Februar 1933 in sogenannte Schutzhaft genommen wurden. Nach seiner Freilassung floh er nach England. Apfel stand auf der Ersten Ausbürgerungsliste des Deutschen Reichs von 1933 und wurde zum 23. August 1933 ausgebürgert. Er starb im Alter von 58 Jahren in Marseille.[1]

Leistungen

Alfred Apfel erwarb sich neben seiner Bedeutung für die Entwicklung und Kultur der Strafverteidigung in der Weimarer Republik auch einen Ruf als Verteidiger der Republik, indem er gerade diejenigen Journalisten und Liberalen vertrat, die ihre demokratischen Rechte der freien Meinungsäußerung und der freien Berichterstattung wahrgenommen und dabei mit Staatsinteressen in Konflikt geraten waren. Bei der Verteidigung von Ossietzkys im sogenannten Weltbühne-Prozess, einer Landesverratssache, trat er gemeinsam mit den ebenfalls berühmten Kollegen Rudolf Olden, Kurt Rosenfeld und Max Alsberg auf. Zugleich förderte seine Mitarbeit gerade auch wegen seines Bekanntheitsgrades den organisierten Zionismus in Deutschland, den viele etablierte deutsche Juden lange als bloßes Hilfsprojekt für zaristisch verfolgte Ostjuden angesehen hatten.

Werke

  • Der Mutterboden des jüdischen Genius, 1922
  • Alsberg. Weltbühne 1931 Nr.2, S.785
  • Les dessous de la justice allemande, 1934
  • Behind the Scenes of German Justice. Reminiscences of a German Barrister 1882-1933, London 1935

Literatur

  • Hannover, Heinrich / Hannover-Drück, Elisabeth: Politische Justiz 1918-1933. 1987 Bornheim-Merten (unveränderte Neuauflage der Erstausgabe 1966, Frankfurt a. M.).
  • Ladwig-Winters, Simone: Anwalt ohne Recht. Das Schicksal jüdischer Rechtsanwälte in Berlin nach 1933. 1998 Berlin, be.bra verlag ISBN 3-930863-41-3
  • Göppinger, Horst: Juristen jüdischer Abstammung im "Dritten Reich". Entrechtung und Verfolgung. 1990 München 2. neubearbeitete Aufl., S. 266 (Erstauflage 1963)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Varian Fry: Surrender on Demand, Random House, 1945, S. 177 und Todesschein 628 Rathaus, Marseille

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