- Rudolf Olden
-
Rudolf Olden (* 14. Januar 1885 in Stettin; † 18. September 1940 im Atlantik) war ein deutscher Journalist und Rechtsanwalt. Er war eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens der Weimarer Republik.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Olden war der Sohn des Schriftstellers Johann Oppenheim (seit 1891 Hans Olden) und dessen Ehefrau, der Schauspielerin Rosa Stein. Der Journalist und Schriftsteller Balder Olden war sein älterer Bruder; der Wirtschaftswissenschaftler Heinrich Bernhard Oppenheim und der Maler Moritz Oppenheim entfernte Verwandte.
Nachdem Olden in seiner Heimatstadt erfolgreich das Abitur erreicht hatte, strebte er eine Karriere beim Militär an. Er beginnt als Freiwilliger beim Leib-Dragoner-Regiment (2. Großherzoglich Hessisches) Nr. 24 in Darmstadt, nimmt an der Besetzung Belgiens und dem Einmarsch in Frankreich teil und kommt im Frühjahr 1915 an die russische Front. Mehrfach ausgezeichnet, erlebte Olden das Ende des ersten Weltkriegs als Oberleutnant. Seine Erfahrungen im Krieg änderten seine politischen Einstellungen vollständig. Er verließ die Armee und begann als Journalist für die pazifistische Zeitschrift Der Friede in Wien zu schreiben. Parallel dazu wurde Olden auch Redaktionsmitglied beim Neuen Tag.
1920 heiratete Olden die Psychoanalytikerin Marie-Christine Fournier, geschiedene Furtwängler, Tochter des Wiener Historikers Prof. August Fournier.
Während dieser Zeit befreundete sich Olden u.a. mit Arnold Höllriegel, Benno Karpeles, Egon Erwin Kisch und Alfred Polgar. Nach dem Konkurs der Zeitung Der neue Tag gründete Olden zusammen mit dem Schriftsteller Hugo Bettauer das Journal Er und Sie. Dieses Periodikum trug den Untertitel „Wochenschrift für Lebenskultur und Erotik“ und sorgte von der ersten Ausgabe an für kontroverse Diskussionen.
1926 wurde Olden vom Berliner Verleger Theodor Wolff nach Berlin in die Redaktion des Berliner Tageblatts geholt. Hier sorgte Olden schon bald mit seinen Leitartikeln zum politischen Tagesgeschehen für Furore und avancierte bereits nach kurzer Zeit als Chefredakteur zum Stellvertreter von Theodor Wolff. In Berlin heiratete Olden auch die Modedesignerin Isolde Boguth.
Als einer der bekanntesten Journalisten schrieb Olden u.a. auch für die Zeitschriften Die Menschenrechte, Das Tage-Buch und Die Weltbühne.
Ebenfalls 1926 wurde Olden als Rechtsanwalt zugelassen und für einige Jahre übte er diesen Beruf auch aus. 1931 berief ihn die Liga für Menschenrechte in ihren Vorstand. Als am 4. August 1931 Kurt Tucholsky in „Der Weltbühne“ die Redewendung "Soldaten sind Mörder" veröffentlichte, wurde der dafür verantwortliche Chefredakteur Carl von Ossietzky wegen „Beleidigung der Reichswehr“ angeklagt (Weltbühne-Prozess). Olden übernahm dessen Verteidigung und erreichte für Ossietzky einen Freispruch.
Am 17. Februar 1933 sprach Olden auf einer Versammlung des Schutzbundes deutscher Schriftsteller und lud für den zwei Tage später beginnenden Kongress Das Freie Wort in die Berliner „Krolloper“ ein; fast 1500 Künstler und Wissenschaftler (aber auch Politiker) folgten dieser Einladung. 1933 heiratete Olden in dritter Ehe die Psychoanalytikerin Ika Halpern; mit ihr hatte er eine Tochter, die 1938 geborene Mary Elizabeth Olden, genannt „Kutzi“.
Am Tag nach dem Reichstagsbrand konnte Olden - durch Freunde gewarnt - gerade noch rechtzeitig einer Verhaftung entgehen. Er ging nach Prag, wo er im darauffolgenden Jahr anonym das Essay Hitler der Eroberer - Die Entlarvung einer Legende veröffentlichte. Von Prag ging Olden nach Paris, wo 1934 seine vielbeachtete Dokumentation „Schwarzbuch über die Lage der Juden in Deutschland“ erschien. Noch im selben Jahr übernahm Olden die Leitung der Zeitung Das Reich in Saarbrücken und engagierte damit sehr im Kampf gegen den Anschluss des Saarlandes an das Dritte Reich.
Während dieser Zeit konnte Olden nur noch in Exilzeitungen publizieren, wie z.B. das neue Tage-Buch, Pariser Tageblatt oder Die Sammlung. Der Diplomat Gilbert Murray lud Olden auf Grund einiger dieser Aufsätze ein, in London und Oxford Vorlesungen über deutsche Geschichte und Innenpolitik zu halten.
Der „Deutsche P.E.N.-Club im Exil“ fand ab 1934 (ohne dafür gewählt oder ernannt zu sein) in Olden einen äußerst gewissenhaften Sekretär. Als solcher knüpfte er Kontakte, besorgte Visa und sorgte für materielle Unterstützung vieler Kollegen. Durch Oldens Vermittlung konnte Robert Musil und dessen Ehefrau – unterstützt vom Hilfswerk für deutsche Gelehrte – in die Schweiz emigrieren.
Im Jahre 1935 veröffentlichte Olden im IDO Verlag, Amsterdam, in deutscher Sprache eine Biographie Hitlers, die 1936 in englischer Sprache (Titel: „Hitler the Pawn“) publiziert wurde.
1936 wurde Olden die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Als Staatenloser setzte Olden seine Arbeit als Sektretär des P.E.N. in London fort und setzte sich für die Verleihung des Friedensnobelpreises für einen von Nationalsozialisten inhaftierten Freund Carl von Ossietzky ein. Beim Kriegseintritt Großbritanniens wurde er interniert; schwer erkrankt nahm Olden 1940 einen Ruf als Dozent an die New School for Social Research in New York an. Schon vorher hatte das Ehepaar Olden ihre Tochter Mary Elizabeth mit einem Kindertransport nach Kanada in Sicherheit gebracht
Anlässlich seiner Ausreise aus Großbritannien wurde in seinen Pass der Vermerk „No Return“ gestempelt. Dies sollte sich als Menetekel herausstellen: Der britische Passagierdampfer City of Benares, welcher Olden und seine Frau nach Kanada bringen sollte, wurde am 18. September 1940 im Atlantik vom deutschen U-Boot U 48 versenkt. An Bord waren auch 90 britische Kinder, die ebenfalls evakuiert werden sollten. 248 Menschen kamen ums Leben.
Der Rechtsanwalt und Journalist Rudolf Olden starb im Alter von 55 Jahren.
Werke
- Rudolf Olden, Peter Olden: Briefe aus den Jahren 1935-1936. Hrsg. von Charmian Brinson und Marian Malet. Verl. Europ. Ideen, Berlin 1987. (Ohne ISBN)
- Die Geschichte der Freiheit in Deutschland. Verlag "Das andere Deutschland 1948.
- Hindenburg oder der Geist der preussischen Armee. Gerstenberg, Hildesheim 1982, ISBN 3-8067-0911-4 (Repr. d. Ausg. Paris 1935).
- Hitler der Eroberer. Entlarvung einer Legende. Fischer, Frankfurt/M. 1984, ISBN 3-596-25185-0 (Repr. d. Ausg. Amsterdam 1935).
- In tiefem Dunkel liegt Deutschland. Von Hitler vertrieben, ein Jahr deutsche Emigration. Metropol, Berlin 1994, ISBN 3-926893-20-6.
- Propheten in deutscher Krise. Das Wunderbare oder Die Verzauberten. Eine Sammlung. Hg. v. Rudolf Olden. Rowohlt, Berlin 1932.
- Schwarzbuch über die Lage der Juden in Deutschland. Paris 1934.
- So viele Bücher, so viele Verbote. Ausstellung "Der deutsche PEN-Club im Exil 1933-1948". Buchhändler-Vereinigung, Frankfurt/M. 1981, ISBN 3-7657-1039-3.
- Stresemann. Eine Biographie. Rowohlt, Berlin 1929.
Ausstellung
- 2010: Rudolf Olden: Journalist gegen Hitler - Anwalt der Republik, Deutsche Nationalbibliothek, Frankfurt am Main
Literatur
- Deutsche Nationalbibliothek: Ausstellungskatalog Rudolf Olden: Journalist gegen Hitler - Anwalt der Republik, Frankfurt am Main 2010 ISBN 978-3-941113-23-7
- Ingo Müller: Rudolf Olden (1885-1940). Journalist und Anwalt der Republik. In: Redaktion „Kritische Justiz“ (Hrsg.), Streitbare Juristen. Eine andere Tradition, 1988 Baden-Baden S.180.
Weblinks
Kategorien:- Rechtsanwalt (Deutschland)
- Journalist
- Dichterjurist
- Deutscher Journalist
- Deutschsprachiger Emigrant zur Zeit des Nationalsozialismus
- Geboren 1885
- Gestorben 1940
- Mann
Wikimedia Foundation.