Großer Hirschgraben

Großer Hirschgraben
Großer Hirschgraben
Wappen Frankfurt am Main.svg
Straße in Frankfurt am Main
Großer Hirschgraben
Blick von der Ecke Berliner Straße, in der Mitte das Goethehaus, rechts der Börsenverein
Basisdaten
Ort Frankfurt am Main
Ortsteil Grenzstraße AltstadtInnenstadt
Angelegt 1580
Anschlussstraßen Kleiner Hirschgraben (Nord-Ost)
Querstraßen Am Salzhaus, Weißadlergasse, Berliner Straße
Bauwerke Goethehaus
Technische Daten
Straßenlänge 85 m[1]

Der Große Hirschgraben ist eine Straße in der Innenstadt von Frankfurt am Main. Bekannt ist sie vor allem durch das Goethe-Haus, den Geburtsort Johann Wolfgang Goethes. Es ist eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten von Frankfurt. Der Große Hirschgraben ist auch Sitz des Freien Deutschen Hochstiftes, des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und des Frankfurter Volkstheaters.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der südliche Teil des Großen Hirschgrabens, 1628

Um 1400 begann die Stadt, in einem Graben außerhalb der mittelalterlichen Staufenmauer, der sich vom Katharinenkloster zum Weißfrauenkloster hinzog, Hirsche anzusiedeln. Zwischen 1438 und 1539 veranstaltete der Rat der Stadt alljährlich ein großes Hirschessen für die städtischen Beamten. Dieses Festmahl nahm im Laufe der Jahre immer üppigere Formen an, schließlich wurden sogar Prostituierte dazu eingeladen. Nach der Einführung der Reformation in Frankfurt wurden die Sitten verschärft. Anstelle des großen öffentlichen Gelages traten kleinere Feste in Privathäusern.

Trotzdem wurden weiterhin Hirsche im Graben vor der alten Stadtmauer gehalten, wie auf dem Belagerungsplan von Conrad Faber von Creuznach (1552) zu sehen ist. 1580 wurde der Hirschgraben zugeschüttet, parzelliert und als Bauland verkauft. Die ersten Siedler waren reformierte Glaubensflüchtlinge aus den Niederlanden. Bereits 1594 waren alle Grundstücke verteilt. Der Merianplan von 1628 zeigt, dass zu dieser Zeit beide Straßenseiten bereits dicht bebaut waren.

Die neue Straße an der nordwestlichen Grenze der Altstadt wurde eine bevorzugte Wohn- und Geschäftsstraße. Die Häuser an der Nordseite der Straße gehörten bereits zur Neustadt. Außer dem Goethe-Haus befanden sich hier ursprünglich zahlreiche weitere Bürgerhäuser und Höfe aus dem späten 16. Jahrhundert, darunter das Haus Zum Spitznagel, der Hirschgrabenhof und die Andreaesche Waisenstiftung. Der Große Hirschgraben war noch im 19. Jahrhundert eine Wohngegend reicher Frankfurter Bürger, darunter der Familien Böhmer, Gwinner, Bethmann-Hollweg, Passavant und Andreae.

Die Gärten nördlich des Großen Hirschgrabens um 1750

Im Zweiten Weltkrieg wurden die Häuser des Großen Hirschgrabens völlig zerstört. Die ersten Bomben fielen bereits am 26. November 1943 in der Straße, richteten jedoch nur geringen Schaden an. Auch nach einem zweiten Bombenangriff am 18. März 1944, der unter anderem die Paulskirche zerstörte, konnten die entstandenen Brände, unter anderem im Goethe-Haus, noch rasch gelöscht werden. Erst der Angriff am 22. März 1944 – Goethes Todestag – der auch in der restlichen Altstadt verheerende Schäden anrichtete, löste einen Feuersturm aus, der alle Häuser in der schmalen Straße erfasste.


Der Große Hirschgraben heute

Vom Goethehaus und -museum aus gesehen

Bereits 1946 wurden die Trümmer im Großen Hirschgraben geräumt. Die Stadt Frankfurt entschloss sich zum umgehenden Wiederaufbau der Paulskirche und des Goethe-Hauses, die eine besondere symbolische Bedeutung für den Neuanfang nach dem Krieg hatten. Am 5. Juli 1947 wurde der Grundstein für das Goethe-Haus gelegt, am 10. Mai 1951 war der Wiederaufbau abgeschlossen.

Bis auf die wenigen symbolischen Rekonstruktionen zog sich der Wiederaufbau der Frankfurter Altstadt jedoch noch jahrelang hin. Bis 1952 bestand ein Baustop, da zwischen Erneuerern und Bewahrern heftig um die Pläne gerungen wurde. Während die Erneuerer eine moderne, autogerechte und nicht an historischen Grundrissen orientierte Stadtplanung forderten, wollten die Bewahrer an den gewachsenen Strukturen festhalten, alte Substanz für den Wiederaufbau nutzen bzw. zerstörte Gebäude wiedererrichten.

Im Großen Hirschgraben setzten sich die Erneuerer durch. Der gesamte südliche Teil der Straße mit den Grundstücken 1–11 und 6-18 wurde planiert und der Berliner Straße zugeschlagen, die als vierspurige Ost-West-Achse durch die ehemals dichtbesiedelten Quartiere der Frankfurter Altstadt geschlagen wurde. Die nördliche Hälfte des Hirschgrabens mit dem Goethe-Haus blieb erhalten und wurde in den fünfziger Jahren bebaut. Den Abschluss des Wiederaufbaus bildete das 1970 entstandene nüchterne Eckhaus zur Berliner Straße, der Neubau des Farbenhauses Jenisch.

Vom ursprünglichen Charakter einer lebhaften, dicht bewohnten und von zahlreichen Geschäften gesäumten Innenstadtstraße ist nach dem Wiederaufbau nichts geblieben. In den letzten Jahren zeigen sich Ansätze einer Belebung. Die Straße wurde verkehrsberuhigt. Es gibt mehrere Cafés und Bistros, zwei Buchhandlungen und einige andere Geschäfte. Tagsüber ist die Straße von den Touristenströmen während der Öffnungszeiten des Goethe-Hauses belebt.

Die Häuser in der Straße dienen im Wesentlichen als Bürogebäude. Im Goethe-Haus und den angrenzenden Gebäuden haben das Freie Deutsche Hochstift und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels ihren Sitz. Der Cantatesaal neben dem Goethehaus ist die Spielstätte des beliebten Frankfurter Volkstheaters.

Quellen

  1. Stadtvermessungsamt Frankfurt am Main (Hrsg.): DVD Amtliche Stadtkarten Frankfurt am Main 2009. Stadtvermessungsamt Frankfurt am Main, Frankfurt am Main 2009. (online)

Literatur

  • Fried Lübbecke: Das Antlitz der Stadt. Nach Frankfurts Plänen von Faber, Merian und Delkeskamp. 1552-1864. Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1952
  • Hans-Otto Schembs: Großer Hirschgraben. Vergangenheit einer Frankfurter Straße. Frankfurt am Main 1979

Weblinks

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