Großsteingrab Tannenhausen

Großsteingrab Tannenhausen
Großsteingrab Tannenhausen. Im Hintergrund der rekonstruierte Grabhügel des zweiten Grabes

Das Großsteingrab Tannenhausen (im Volksmund auch Butter, Brot und Käse (Ostfr. Plattdeutsch Botter, Brood un Kääs) genannt) sind zwei große Megalithanlagen aus der Vorzeit, die eng benachbart bei dem kleinen Ort Tannenhausen, 4,3 km nördlich von Aurich, einer Kreisstadt in Ostfriesland liegen.

Die beiden Anlagen wurden 1962 und 1963 unter Leitung der Ostfriesischen Landschaft erforscht. Im Steingrab wurden Keramik der Westgruppe der Trichterbecherkultur – Schalen, Trichterbecher, Schultergefäße, und Kragenflaschen – sowie Steingeräte gefunden. Sie zeigen, dass das Grab rund 5000 Jahre alt ist. Die Fundstücke werden im Historischen Museum Aurich ausgestellt.

Obwohl es in Ostfriesland zahlreiche Trichterbecher-Fundplätze gibt, sind nur noch drei weitere ehemalige Standorte (Brinkum, Leer und Utarp) von Großsteingräbern bekannt, die vollkommen zerstört sind (bis auf die Reste in Tannenhausen). Es wird vermutet, dass die meisten Grabanlagen in der steinarmen Gegend Ostfriesland im Zuge der Christianisierung und des damit einhergehenden Kirchenbaus, aber auch beim späteren Hafen- und Deichausbau, zerstört worden sind.

Inhaltsverzeichnis

Ergebnis der Ausgrabungen 1962 und 1963

Vom Großsteingrab in Tannenhausen sind heute nur noch zwei Decksteine und ein Tragstein erhalten. Diese erhaltenen Steine gehören zur westlichen Kammer. Bei den Ausgrabungen, Anfang der 1960er Jahre konnten die Standgruben der fehlenden Tragsteine nachgewiesen werden. Zudem stellte sich heraus, dass daneben ein zweites Grab gestanden hat. Dieses wurde nach der Untersuchung so rekonstruiert, wie es nach der Fertigstellung in einem Erdhügel ausgesehen hat.

Beide Grabkammern besaßen an ihrer Südseite einen Zugang, der aber nicht wie meistens aus Steinblöcken, sondern ähnlich wie bei einigen Anlagen in der Drenthe (Niederlande) aus Holzpfosten gebaut war. Der Grabtyp wird wegen seines Zugangs von der Längsseite, normalerweise Ganggrab, bei fehlendem lithischen Gang jedoch Portalgrab genannt. Die Westkammer hatte etwa zwölf Meter Länge, 2,2 bis 2,8 m Breite und 1,3 m Höhe. Sie bestand aus etwa 20 großen Findlingen. Die Ostkammer war etwa 11,2 m lang und 2,2 bis 3,2 m breit. Das Dach der Kammern wurde vermutlich aus fünf oder sechs großen Decksteinen gebildet. Bedeckt wurden beide Grabkammern von ovalen Hügeln, so dass die Steingräber von Tannenhausen dem Bautyp der Emsländischen Gruppe der Großsteingräber zugehören.

Im Zuge der Grabungen wurde nachgewiesen, dass unter der Grabanlage ein Bodenprofil mit der Abfolge Heide-Horizont, Bleichsand, Ortstein und Eichen-Birkenwald ansteht, das auf eine frühe Heidebildung, vermutlich infolge Rodungen, hindeutet. Die Grabung erbrachte neben vielen tiefstichverzierten Tonscherben auch Bernsteinperlen und Beile aus Feuer- und Felsgestein. In Verbindung mit der Grabung erfolgte eine Aufnahme vorgeschichtlicher Fundplätze in der Umgebung von Tannenhausen. So wurden u.a. ein Bohlenweg und ein Sandweg nachgewiesen, die vom Moor überwachsen sind und durch pollenanalytische Untersuchungen altersmäßig bestimmt werden. [1]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Ostfriesische Fundchronik 1962/Tannenhausen

Literatur

  • W. Schwarz: Das Großsteingrab bei Tannenhausen. Ostfriesland. Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland 35, Stuttgart 1999, S. 142-144.
  • I. Gabriel: Das Megalithgrab zu Tannenhausen, Kreis Aurich, Aurich 1966

Weblinks

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