Grunau Baby

Grunau Baby
Grunau Baby
Baby III D-1052
Typ: Segelflugzeug
Entwurfsland: Deutsches ReichDeutsches Reich Deutsches Reich
Hersteller: Edmund Schneider
Stückzahl: unbekannt

Das Grunau Baby ist ein Segelflugzeug. In der Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg war es eines der meistgebauten seiner Art und kam in mehreren Ländern zum Einsatz. Es bestand aus einem Holzrahmen und war teils sperrholzbeplankt, teils stoffbespannt. Der Flügel war zweiteilig und besaß einen Holm. Als Fahrwerk dienten eine gummigefederte Kufe und ein Federstahlsporn am Heck. Die Grunau Baby kann als das am meisten gebaute Segelflugzeug angesehen werden. Zwischen 1931 und 1945 wurden von dem Flugzeug in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern mindestens 4000 Exemplare hergestellt.[1] Der Segelflug-Index beträgt 54.

Inhaltsverzeichnis

Konstruktion

Konstruiert wurde das Grunau Baby im Winter 1931/32 von Edmund Schneider an der Segelflugschule Grunau (heute Jeżów Sudecki). Entgegen einer verbreiteten Meinung war Wolf Hirth nicht an der Konstruktion beteiligt, sondern sah das Baby erst, als es bereits fertig gebaut war. Da Edmund Schneider aber damals noch weitgehend unbekannt war, fragte er Wolf Hirth, ob er mit seinem Namen für das Baby werben dürfe. Daher entstand der durchaus gewollte Eindruck, dass der prominente Wolf Hirth an der Konstruktion beteiligt gewesen sei.

Edmund Schneider hatte das Baby gezielt als Übungsflugzeug mit guten Flugeigenschaften entworfen, während die Gleitleistung schon damals nicht mit jener der reinen Leistungssegler mithalten konnte. Ein zentrales Konstruktionsziel war angesichts der meist prekären finanziellen Situation der Segelflugvereine von Beginn weg auch die Möglichkeit des Lizenzbaus, das heißt, Schneider achtete bei der Konstruktion darauf, dass das Flugzeug auch vom durchschnittlichen Segelflugverein mit beschränkten Mitteln nach Plänen nachgebaut werden konnte. Diese Möglichkeit wurde denn auch von vielen Vereinen ergriffen. Es ist heute nicht mehr eruierbar, wie viele „Babys“ in allen Varianten tatsächlich gebaut worden sind. Wolf Hirth nennt eine Zahl zwischen 10.000 und 15.000, realistischer dürfte jedoch eher eine Zahl um die 5000 sein. Doch auch bei dieser reduzierten Zahl bleibt das Grunau Baby wohl das meist gebaute Segelflugzeug aller Zeiten.

Versionen

Schneider Grunau Baby IIB

Die erste Ausführung Baby I hatte eine Spannweite von 12,87 m, 14 m² Flügelfläche und ein Leergewicht von 98 kg. Sie war in abgestrebter Hochdeckerbauweise ausgeführt und besaß ein offenes Cockpit mit Windschutzscheibe. Vom Bug bis etwa zur Mitte des Unterflügels verlief ein Sturmkabel. Es entstanden etwa 80 Exemplare.

Mit einem selbstgebauten Baby I stellte Kurt Schmidt 1933 bei Korschenruh in Ostpreußen einen Weltrekord im Dauersegelflug auf. Er startete am 3. August um 07:33 Uhr und landete nach 36 Stunden und 36 Minuten am 4. August um 19:58 Uhr.

Schneider überarbeitete 1932/33 seinen Entwurf nach einigen statischen Berechnungen völlig. Das Baby II erhielt einen um 70 cm verlängerten Tragflügel mit Hilfsholm und einen vergrößerten, stromlinienförmigeren Rumpf. Der Nachfolger Baby IIa erhielt noch zusätzlich größere Querruder, ein verstärktes Heck und eine abwerfbare offene Kabinenabdeckung mit Windschutzscheibe.

Meistgebaute Version war Baby IIb mit Schempp-Hirth-Sturzflugbremsen, höherem Fluggewicht und nochmals vergrößerten Querrudern. Von ihr wurden allein in der DDR von 1952 bis 1957 396 Exemplare produziert und teilweise bis 1979 bei der GST eingesetzt. Nach dem Fall der Mauer wurden einige Babys reaktiviert und wieder lufttüchtig gemacht.

1938 entstand der eigenstartfähige Motorsegler Motor-Baby mit 13,2 kW Motor und Hauptfahrwerk statt Gleitkufe. 25 Stück wurden gebaut. Rumänien entwickelte aus dem Baby IIb den Schulsegler R.G.-1. Die ČSSR flog den Typ mit geschlossener Kabinenhaube vom DFS Kranich. In Deutschland baute Schleicher Anfang der 1950er Jahre ein leicht veränderte Ausführung als Baby III (Erstflug 24. August 1951). Es entstand auch eine als Baby V bezeichnete Variante als Doppelsitzer mit geschlossener Kabinenhaube, von der aber nur sechs Exemplare hergestellt wurden.

Moottoribaby im Finnischen Luftfahrtmuseum

Auf Basis des Baby II entwickelte PIK den Motorsegler PIK-10 Moottoribaby. Der Prototyp mit dem Kennzeichen OH-PXA ist im Finnischen Luftfahrtmuseum ausgestellt.[2]

Erhaltene Exemplare

Technische Daten Grunau Baby IIB

Kenngröße Daten
Gesamtlänge 6,15 m
Spannweite 13,50 m
Höhe 1,35 m
Flügelfläche 14,20
Flügelstreckung 12,80
Flächenbelastung 17,6 kg/m²
Rüstmasse 160 kg
Max. Startgewicht 250 kg
Höchstgeschwindigkeit 160 km/h
Mindestgeschwindigkeit 45 km/h
Zulässige Höchstgeschwindigkeit 160 km/h
beste Gleitzahl 17 bei 60 km/h
Geringstes Sinken 0,9 m/s bei 50 km/h

Siehe auch

Literatur

  • Peter F. Selinger: Segelflugzeug-Geschichten: die Gleit- und Segelflugzeuge des Deutschen Segelflugmuseums mit Modellflug auf der Wasserkuppe. Stiftung Deutsches Segelflugmuseum Wasserkuppe mit Modellflug, Gersfeld/Rhön 2004, ISBN 3-00-011649-4.

Einzelnachweise

  1. Martin Simons: Sling's Sailplanes - Part 5 (Type 5 Grunau Baby 2), Aeroplane Monthly, Dezember 1992, S. 25
  2. PIK 10 Moottoribaby. In: www.ilmailumuseo.fi. Finnisches Luftfahrtmuseum, abgerufen am 14. September 2011 (finnisch).
  3. National Air and Space Museum:Grunau Baby II B-2, abgerufen am 2. März 2009
  4. Bundesamt für Zivilluftfahrt BAZL: Schneider Grunau Baby II, abgerufen am 4. September 2011
  5. Deutsches Segelflugmuseum: Grunau Baby IIa, abgerufen am 2. März 2009
  6. Deutsches Segelflugmuseum: Grunau "Baby III", abgerufen am 2. März 2009
  7. Danmarks Flymuseum: Schneider Grunau Baby IIB, abgerufen am 2. März 2009
  8. Flugwerft Schleißheim: Grunau Baby IIb, abgerufen am 2. März 2009
  9. [1]: Grunau Baby IIb, abgerufen am 13. Mai 2009
  10. [2]

Weblinks

 Commons: Grunau Baby – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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