Gruppe Ralf Forster

Gruppe Ralf Forster

Die Gruppe Ralf Forster (auch DKP-Militärorganisation oder DKP-MO oder Gruppe Aktion genannt) war eine geheime Militärganisation[1], die aus Mitgliedern der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) bestand. Sie existierte von 1969 bis 1989.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die konspirative Gruppe Ralf Forster wurde 1969 auf Weisung der SED-Parteiführung gegründet und bestand bis zum Zerfall der DDR 1989. Hinter dem Pseudonym Ralf Forster verbarg sich der 1919 in Halle geborene Harry Schmitt, der langjährige Leiter der Gruppe. Er war Sohn des bayerischen KPD-Politikers Heinrich Schmitt.

Die Aufgabe der Gruppe Ralf Forster bestand darin, unter strengster Konspiration zuverlässige DKP-Genossen auszuwählen, die in der DDR für militärische Aufgaben und Aktionen in der Bundesrepublik Deutschland geschult und ausgebildet wurden. Diese DKP-Genossen bildeten die Militärorganisation der DKP. Ein eigens dafür gegründeter Militärrat, bestehend aus hochrangigen DKP-Funktionären und "Ralf Forster" alias Harry Schmitt, traf sich regelmäßig zu Beratungen in der DDR. Die Räumlichkeiten für diese Treffen stellte die Abteilung Verkehr beim ZK der SED zur Verfügung.

Im Zeitraum von 1969 bis 1989 erhielten etwa 200 DKP-Mitglieder in der DDR eine geheime paramilitärische Ausbildung. Sie sollten im Falle eines Konflikts zwischen den Staaten des Warschauer Paktes und denen der NATO in der Bundesrepublik Deutschland Sabotageakte und terroristische Anschläge verüben. Es gab auch Überlegungen, derartige Aktionen bereits in Friedenszeiten durchzuführen. Tatsächlich sind bisher keine durchgeführte Aktionen der Gruppe bekannt geworden.

Für die Ausbildung von DKP-Genossen in der DDR wurden gesonderte Lehrpläne erstellt. Aus ihnen wird ersichtlich, dass der Umgang mit Handfeuerwaffen, Handgranaten und Panzerfäusten, der Umgang und der Einsatz von Brand- und Sprengmitteln sowie das lautlose Beseitigen von Gegnern geübt wurden. Als Ausbilder fungierten hochrangige NVA-Offiziere. Die Ausbildung fand sowohl in der Zentralen Pionierausbildungsbasis am Springsee als auch auf dem Truppenübungsplatz Streganz statt. Die für diese Übungszwecke notwendigen Materialien (Waffen, Munitionen, Sprengstoff und Chemikalien) stellte das Ministerium für Staatssicherheit zur Verfügung. Die Hauptverantwortung für die Ausbildung lag jedoch in den Händen des Ministeriums für Nationale Verteidigung.

Die Rekrutierung von zuverlässigen Genossen für eine geheime militärische Ausbildung ist eine traditionelle Methode des konspirativen Klassenkampfes und wurde im Jahre 1930 von der KPD erstmalig eingeführt. Damals schuf die KPD mit Hilfe sowjetischer Genossen einen streng geheimen Apparat, der exakt die gleichen konspirativen Arbeitsmethoden anwandte, wie die Gruppe Ralf Forster. Es handelt sich um den so genannten AM-Apparat der KPD. An so genannten Militärschulen wurden handverlesene KPD-Genossen für den konspirativen Klassenkampf ausgebildet.

Die Existenz der Gruppe Ralf Forster wurde erst Ende 1989 durch den Aussteiger Karl Georg Herrmann bekannt. Sie wird bis heute von der Führung der DKP vehement abgestritten. Im Jahr 2004 wurde durch Aktenfunde der BStU die Existenz dieser Gruppe bestätigt und weitere Details bekannt[2].

Aufarbeitung

Einige Mitglieder der Gruppe wurden wegen ihrer Mitgliedschaft nach der Wiedervereinigung vor deutschen Gerichten angeklagt; die Verfahren wurden in der Regel gegen Zahlung einer Geldbuße eingestellt[3]. Durch eine Anfrage von Radio Bremen kamen im Oktober 2009 neue Einzelheiten an die Öffentlichkeit. Demnach soll der Bremer SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Jürgen Pohlmann als damaliger DKP-Sekretär mit der Gruppe zu tun gehabt haben. Er bestreitet, Mitglied gewesen zu sein. [4]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.mdr.de/fakt/6461996.html
  2. http://www.sueddeutsche.de/politik/290/492645/text/ Bericht in der Süddeutschen Zeitung vom 28. Oktober 2009
  3. http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/1995/1114/reporter/0006/index.html Bericht der Berliner Zeitung vom 14. November 1995
  4. http://www.weser-kurier.de/Artikel/Bremen/Politik/55092/Juergen+Pohlmann+hat+Antrag+auf+Akteneinsicht+gestellt.html

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