Grünsink

Grünsink
Kapelle Maria Hilf in Grünsink

Grünsink ist ein Ortsteil der Gemeinde Weßling im oberbayerischen Landkreis Starnberg. Die Siedlung besteht aus drei Häusern und der Wallfahrtskapelle Maria Hilf.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Nach einer Sage soll sich um 1740 ein Seefelder Jäger in den Wäldern der Umgebung verirrt haben. Da er nicht die Nacht unter Wölfen verbringen wollte, betete er zu Maria ihm zu helfen, damit sie ihn zur grünen Senke führe − ein Platz, den er kannte. Sein Gebet wurde erhört. Er nächtigte daraufhin beim Bauern im nahen Schluifeld und erbat sich ein Marienbild, das er in dessen Hause vorfand, und „das ganz vernachlässiget war.“[1]. Sein Gelübde einlösend brachte er das Bild zur grünen Senke und stellte es in einen hohlen Birnbaum. Das Volk hörte davon und suchte Maria Hilf im Birnbaum auf, um dort zu beten. Bald kam es auch zu Wunderheilungen. Die älteste bekannte ist durch ein Votivbild von 1744 belegt. Da das Volk das Marienbild als Gnadenbild zu verehren begann und Opfergaben und Geschenke am Baum hinterließ, erwirkte der örtliche Pfarrer Dekan Anton Steiner 1762 vom Fürstbischof Joseph von Augsburg die Erlaubnis, das Bild öffentlich verehren zu lassen und eine Kapelle zu bauen. Schon am 10. August 1763 wurde die Kapelle Maria Hilf geweiht und das Bild vom Birnbaum in die Kapelle überführt. 1779 erteilt Papst Benedikt VI. für 7 Jahre vollkommenen Ablass für Pilger zur Maria von Grünsink. Daraufhin nahm die Wallfahrt zum Bild zu. Papst Leo XII. bestätigte 1825 den Ablass auf ewige Zeiten und legte ihn auf den letzten Sonntag im Juli fest. Das war der Beginn des Grünsinker Ablassfestes, das noch heute gefeiert wird. 1898 waren etwa 500 Votivtafeln in der Kapelle angebracht. Davon ist heute nur noch ein Bruchteil erhalten. Gemäß der Votivtafeln rief man die Maria von Grünsink an bei Krankheit von Mensch und Vieh, bei Unfall, Unglück, Feuerschaden und Kriegsleiden.

Gnadenbild

Das Grünsinker Gnadenbild ist das Zentrum des Hochaltars der Kapelle. Es ist eine Kopie des Gemäldes Maria Hilf von Lucas Cranach dem Älteren, das dieser zwischen 1517 und 1525 malte und das sich am Hochaltar des Innsbrucker Doms befindet.

Feste

Zweimal im Jahr wird des Ereignisses des Jägers durch ein Fest gedacht und die heilige Messe unter freiem Himmel gefeiert. Diese Grünsinker Feste finden jeweils am letzten Sonntag im Juli (Ablassfest) und an dem Sonntag nach Mariä Himmelfahrt (Translationsfest: Überführung des Gnadenbilds vom Birnbaum in die Kapelle) statt. Mariä Himmelfahrt ist das Patrozinium der Kapelle. Vornehmlich an den beiden Festtagen wird in Grünsink das Lied „Das Glöcklein von Grünsink“ gesungen.

Bedeutung

Grünsink ist eine der letzten Marienwallfahrtsstätten des 18. Jahrhunderts. Da ihr hochadeliges Augenmerk versagt blieb und bedeutendere Wallfahrtsstätten im nahen Umkreis lagen, blieb die Maria von Grünsink durch alle Zeiten eine lokale Wallfahrtsstätte, die Pilger im Umkreis von kaum mehr als zehn Kilometer anzog.

Ortsname

Der Name Grünsink ist erstmals durch das Votivbild von 1744 als „in der grönen Sing“ (in der grünen Senke) belegt. Der Ort war damals offenbar eine Waldlichtung. Dieses Votivbild zeigt den Birnbaum auf freier Fläche umgeben von Wald. Die Karte von Philipp Apian von 1568 erwähnt den Ort nicht. Möglicherweise gab es aber an der Stelle Grünsinks im Mittelalter eine Ansiedlung, die zwar unterging, deren Name aber im Volksgedächtnis haften blieb und in späterer Zeit in „grüne Senke“ umgedeutet wurde.

In einer Andechser Urkunde des Jahres 1060 gehört der Ort Cruvinsinga zur Herrschaft des Grafen von Dießen. Nach Ansicht einiger Heimatforscher ist der Ort Cruvinsinga das heutige Grünsink bei Weßling.[2] Der mittelalterliche Ortsname geht zurück auf althochdeutsch *gruwison „grausen, erschrecken“, das aus einem althochdeutschen Personennamen rekonstruiert wurde.[3] Zuweilen wird deswegen vermutet, dass der Ortsname auf einen grausigen Ort, also aus christlicher Sicht auf ein heidnisches Heiligtum weise. Der Sagensammler Alexander Schöppner überliefert passend eine Sage, dass nachts um die Kapelle ein schrecklicher, schwarzer Pudel ohne Kopf herumstreife, die ihren Ursprung wohl in heidnischer Überlieferung hat. Vielleicht hat auch die Gegend gespenstisch gewirkt. Früher gab es dort viele Wasser- und Sumpflöcher. Weitere Anhaltspunkte für diese Spekulation gibt es nicht.

Literatur

  • Gustl Empfenzeder: Geschichte der Ammersee-Heimat. 2. Auflage. 1978. ISBN 8455575719
  • Hans Porkert: Am Weßlinger See. 1986.
  • Katholisches Pfarramt Christkönig (Hrsg.): Kirchen der Pfarrei Weßling. Passau 1999. ISBN 3896431315

Einzelnachweise

  1. Alexander Schöppner: Sagenbuch der bayerischen Lande. Bde. 1-3. 1852-53. ISBN 3893503056. Band 2, S. 444, Sage Nr. 906
  2. Nur zehn Kilometer von Dießen entfernt, gibt es einen anderen Weiler, der auch Grünsink heißt.
  3. Gerhard Köbler: Althochdeutsches Wörterbuch. 4. Auflage. 1993. Stichwort „gruwison“
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