Amateurfunkdienst

Amateurfunkdienst
Jung und Alt an einer Amateurfunkstation

Der Amateurfunkdienst (kurz: Amateurfunk, englisch: ham radio oder amateur radio) ist ein internationaler öffentlicher Funkdienst, der "von Funkamateuren untereinander, zu experimentellen und technisch-wissenschaftlichen Studien, zur eigenen Weiterbildung, zur Völkerverständigung und zur Unterstützung von Hilfsaktionen in Not- und Katastrophenfällen wahrgenommen wird."[1] In vielen Ländern sind die internationalen Regelungen, wie die amateurfunkspezifischen Regelungen der Vollzugsordnung für den Funkdienst (VO Funk), in nationalen Amateurfunkgesetzen umgesetzt und die Details in Amateurfunkverordnungen sowie zwischenstaatlichen Verträgen präzisiert. Ein Teilnehmer am Amateurfunkdienst wird Funkamateur genannt und bekommt von der zuständigen Fernmeldebehörde ein eindeutiges Rufzeichen zugewiesen.

Inhaltsverzeichnis

Das Hobby Amateurfunk

Amateurfunkstelle

Amateurfunk ist ein sehr vielfältiges Hobby:

  • Fokussierung auf die eigentliche Funkverbindung, das Gespräch mit anderen Funkamateuren auf der ganzen Welt.
  • Technikinteressierte bauen kleinere oder größere Teile ihrer Funkanlage selbst. Bau, Test und Weiterentwicklung der Geräte sind hier der wichtigste Aspekt.
  • Hochleistungssportler nehmen an Wettbewerben der unterschiedlichsten Art teil, etwa Contesten oder Peilwettbewerben.

Über spezialisierte Händler ist eine Vielzahl an Amateurfunkgeräten verfügbar. Die dort verwendete Technik ist häufig sehr kompliziert; selbst das Modifizieren dieser Geräte stößt schnell an Grenzen.

Damit sich Funkamateure leichter mit der einschlägigen Technik auseinandersetzen können, bieten verschiedene Firmen und Funkamateure Bausätze an. Dieser Weg erspart die teilweise schwierige Bauteilbeschaffung und erleichtert mit den zugehörigen Unterlagen Aufbau, Erweiterung und Modifikation. Selbstbaugeräte besitzen häufig nur eine geringe Sendeleistung.

Das Funken mit geringer Leistung (bis 5 Watt Senderausgangsleistung) nennt man auch QRP-Betrieb. (QRP ist ein Betriebszeichen und bedeutet im eigentlichen Sinne Reduzieren Sie Ihre Sendeleistung.)

Die funktionstüchtige Zusammenstellung von Funkgerät, Antenne und messtechnischem Zubehör nennt man auch Amateurfunkstelle oder in der Amateurfunkwelt auch shack.

Den Funkamateuren stehen verschiedene Frequenzbereiche, die sogenannten Amateurbänder, zwischen 135 kHz und 250 GHz im Langwellen-, Mittelwellen-, Kurz- und Ultrakurzwellen bis hinauf in den Gigahertz-Bereich zur Verfügung. Auch im optischen Bereich und im Bereich der Terahertzstrahlung sind Funkamateure aktiv und insbesondere in diesem Bereich auch aktiv an der Forschung beteiligt.

Alle Funkamateure haben einen gemeinsamen Verhaltenskodex, den so genannten Ham Spirit, exemplarischer ist der vom amerikanischen Verband ARRL zu Beginn des 20. Jahrhunderts publizierte Text.

Wegen der besonders zu Morse-Zeiten eher langsamen Übertragung hat sich eine ausgeprägte Kultur der Abkürzungen entwickelt.[2][3][4] Die Abkürzungen stammen durchweg aus dem englischen Sprachraum und sind weltweit gültig. Beispielsweise steht OM (von old man) für einen männlichen, sowie YL (von young lady) für einen weiblichen Funkamateur.

Amateurfunkdiplome

Amateurfunkdiplome eines polnischen Funkamateurs

Für bestimmte Leistungen, z. B. für Funkkontakte in alle Länder der Erde, stellen Amateurfunkvereine Diplome aus. Diese Diplome nennt man auch Amateurfunkdiplome. Dafür ist meist vorher das Sammeln von QSL-Karten für die Beantragung erforderlich.

Modulationsarten, Betriebsarten und Übertragungsarten

Es kommen traditionelle Modulationsarten und Betriebsarten wie Telegrafie und Telefonie genauso zum Einsatz, wie Funkfernschreiben und moderne digitale Übertragungsverfahren wie Packet Radio, Pactor, APRS oder PSK31, welche hauptsächlich für die Textübertragung Verwendung finden. Auch Bild- und Videoübertragungen sind mit Betriebsarten wie FAX, SSTV (Slow Scan Television) und ATV (Amateurfunk-Fernsehen) möglich. Auch eine Amateurfunk-Version des neuen digitalen Kurzwellenrundfunks Digital Radio Mondiale (DRM) wurde entwickelt. Seit kurzem gibt es auch digitalen Sprechfunk, wie der in Japan entwickelte digitale Übertragungsstandard D-STAR.

Viele der modernen Betriebsarten lassen sich mit Hilfe von zum Teil kostenloser, von Funkamateuren entwickelter Software betreiben. Für den praktischen Betrieb verbindet man lediglich das Funkgerät mit der Soundkarte eines handelsüblichen PC.

Meteorscatter auf 144 MHz

Neben direkten Verbindungen sind auch Kontakte via Relaisstationen, Echolink, Amateurfunksatelliten, (z.B. OSCAR), Erde-Mond-Erde oder auch Meteorscatter möglich. Damit kann man auch auf den UKW-Bändern, mit denen man eigentlich nur Entfernungen bis 300 km zurücklegen kann, mit fast der ganzen Welt sprechen. Funkamateure haben eigene Satelliten gebaut, die man als Relaisstation nutzen kann. Aber auch nur kurzzeitig vorhandene natürliche Erscheinungen, wie z. B. Aurora (Reflexion der Funkwellen an Polarlichtern) oder die Reflexion von Funkwellen an Flugzeugen, werden zur Überwindung größerer Entfernungen genutzt.

Eine Funkverbindung kann mit einer der oben erwähnten Betriebsarten aufgebaut werden:

SSTV-Standbild, empfangen auf Kurzwelle
  • Die ursprünglichste Betriebsart ist Telegrafie (Friedrich Clemens Gerke, Samuel Morse). Die vormals obligatorische Morseprüfung für die Kurzwellenlizenzen ist in fast allen Staaten abgeschafft worden. Man hatte deswegen zunächst die Befürchtung, dass die Aktivität in dieser Betriebsart schnell abnehmen werde. Speziell bei Selbstbauern ist Morsen aber weiterhin sehr beliebt, weil man mit sehr einfachen Geräten (der Sender muss nur den Träger ein- und ausschalten können) und sehr geringen Empfängerbandbreiten (200 Hz gegenüber mindestens 2100 Hz bei Sprechfunk) arbeiten kann. Die nötige Übung vorausgesetzt, kann man weit über 200 Buchstaben pro Minute mit dem Gehör aufnehmen – das schnelle Geben ist mit einer elektronischen Morsetaste nicht das entscheidende Problem. Manche jüngeren Funkamateure betrachten Morsen als eine digitale Betriebsart unter vielen, d. h. sie erzeugen Morsesignale mit dem Rechner und decodieren sie auch maschinell. Das betrachten die meisten „alten Hasen“, die noch eine Morseprüfung ablegen mussten, als grob unsportliches Verhalten. Es zeichnet sich ab, dass diese sehr ursprüngliche Form der Nachrichtenübermittlung auch weiterhin einen festen Platz im Amateurfunk haben wird. [5][6][7]
  • Telefonie (Sprechfunk) mit verschiedenen Übertragungsverfahren ist die wohl üblichste Kommunikationsart.
  • Diverse Bildübertragungsverfahren von Faksimile bis Amateurfunk-Fernsehen sind üblich.
  • In den letzten Jahrzehnten gewinnen digitale Amateurfunk-Betriebsarten immer größere Bedeutung. Ständig werden von Funkamateuren neue digitale Übertragungsverfahren erdacht, die dann weltweit mit anderen Funkamateuren ausprobiert werden.

Unmittelbar neben den in der WLAN-Technik genutzten ISM-Bändern bei 2,4 und 5,8 GHz gibt es Amateurfunk-Zuweisungen. Das macht es möglich, mit sehr preiswerter, nur geringfügig modifizierter, WLAN-Ausrüstung breitbandige Richtfunkstrecken zu betreiben. Häufig werden dabei neben handelsüblichen WLAN-Komponenten lediglich Richtantennen mit hohem Gewinn benutzt. Unter der Bezeichnung HamNet entsteht seit einiger Zeit eine breitbandige Richtfunk-Infrastruktur, die vor allem in Österreich schon recht weit ausgebaut ist.

Frequenzen

Die einzelnen Bereiche des elektromagnetischen Spektrums, die der Amateurfunkdienst nutzen darf, nennt man auch Amateurbänder.

Jugendarbeit

indische Amateurfunkstation

Innerhalb des Amateurfunks sind diverse Projekte für junge Funkamateure entstanden. Nachfolgend sind einige internationale Veranstaltungen aufgeführt:

  • Kids' Day am ersten Sonntag im Januar und dritten Samstag im Juni (eine Idee der American Radio League ARRL)[8]
  • Europatag der Schulstationen jeweils am 5. Mai, initiiert vom Arbeitskreis Amateurfunk und Telekommunikation in der Schule – AATiS e. V., findet seit Mai 2001 statt. (vgl. Europatag)
  • Young Helpers on the Air – YHOTA jeweils am zweiten Maiwochenende und am letzten Samstag im September, ein internationales Treffen der Jugendgruppen der Hilfsorganisationen und Schulsanitätsdiensten auf den Amateurfunkbändern, seit Mai 2006[9]
  • Summits on the Air – SOTA Jugendpokal
  • Jamboree on the Air – JOTA World Scout, am dritten vollständigen Oktoberwochenende, ein weltweites Treffen von Pfadfindern mit Hilfe von Amateurfunk-Stationen, es findet seit 1958 statt.
  • Thinking Day on the Air – TDOTA WAGGGS (World Association of Girl Guides and Girl Scouts), am Wochenende vor dem 22.02. findet jährlich der TDOTA statt, Pfadfinderinnen (Girl Guides und Girl Scouts) nehmen über den Amateurfunk Kontakt miteinander auf. In Kanada heißt diese Veranstaltung GOTA (Guides on the Air).

Dazu kommen noch viele weitere regionale und lokale Veranstaltungen, wie etwa Jugendfielddays, Ferienspaßaktionen, Bastelaktionen und Jugendgruppen. An Schulen und Hochschulen gibt es oftmals Klubstationen (Schulstationen) sowie Projekte für Funkkontakte mit der Internationalen Raumstation ISS (Amateur Radio on the International Space Station – ARISS).

Die Interessen von jugendlichen Funkamateuren sieht ein Magazin (Stand November 2006) so: Eine niederländische Befragung unter Jugendlichen darüber, was ihnen denn am Amateurfunk besonders läge, brachte als Ergebnis folgende Reihung der Interessen: Conteste, Diplome, QRP (!), Funkgerät und PC, Amateurfunk in Gruppen, Notfunk, Naturerscheinungen, Funk und Astronomie. Keine Technik …[10] QRP bezieht sich dabei allerdings auf den Selbstbau von einfachen Funkgeräten kleiner Leistung und repräsentiert den Großteil des heutigen Selbstbaus.

Opening 21st World Scout Jamboree.jpg
Eröffnung des 21. World Scout Jamboree in Chelmsford, Großbritannien

Amateurfunk im Not- und Katastrophenfall

Hauptartikel: Notfunk
Die durch ihre Notfunk-Aktivitäten bekannt gewordene indische Amateurfunkstation VU4RBI einige Tage vor der Tsunami-Katastrophe 2004

In dünn besiedelten Regionen der Erde mit mangelhafter Telekommunikations-Infrastruktur kann der Amateurfunk in Not- oder Katastrophenfällen ein erstes Mittel zur Nachrichtenübermittlung darstellen. Manch ein Leben ist durch die Übermittlung eines Notrufes durch Funkamateure gerettet worden, und so mancher Angehörige eines Katastrophenopfers konnte auf diesem Wege etwas über den Verbleib eines Verwandten erfahren (welfare traffic).

In den dicht besiedelten Regionen der Erde, also etwa den Industrieländern der nördlichen Halbkugel, existiert heute eine Vielzahl öffentlicher und behördlicher Kommunikationsmittel. Katastrophen von der Hamburger Sturmflut 1962 bis zu den Erdbeben- und Tsunami-Katastrophen im Indischen Ozean Dezember 2004 und in Japan im Jahr 2011 haben gezeigt, dass diese hochtechnologischen öffentlichen Kommunikationsnetze anfällig gegenüber Störungen sind.

Selbst wenn die Hilfsdienste mit ihren eigenen Funksystemen vor Ort sind, kann der Amateurfunk eine wichtige Rolle übernehmen: Viele der benutzten Funksysteme sind nicht interoperabel, d.h. der Hilfsdienst A kann keinen Funkkontakt mit Hilfsdienst B aufnehmen. Funkamateure können diese Grenze häufig entweder mit ihrer eigenen Technik oder mit den beim Hobby erworbenen Kenntnissen überbrücken.

QSL-Karten

Hauptartikel: QSL-Karte
QSL-Karte aus dem Jahr 1951

Die Funkgespräche, QSOs genannt, werden mit den QSL-Karten bestätigt. Besonders begehrt sind QSL-Karten aus Amateurfunk-Ländern, in denen es sehr wenige oder keine Funkamateure gibt, aber auch von seltenen oder schwer zu arbeitenden Amateurfunk-Stationen wie der Internationalen Raumstation ISS oder von prominenten Funkamateuren wie Juan Carlos von Spanien. Die Jagd nach weit entfernten Amateurfunk-Stationen wird DXen genannt. Die QSL-Karten werden entweder über den eigenen Amateurfunk-Verband an die Amateurfunk-Verbände im jeweiligen Land geschickt – oder direkt an die Adresse geschickt, die man zum Rufzeichen aus entsprechenden Datenbanken oder Nachschlagewerken erhält.

Wortbedeutung

In der Vollzugsordnung für den Funkdienst ist der Amateurfunk einmal für die erdgebundene Kommunikation definiert:

Amateurfunkdienst: Funkdienst, der von Funkamateuren für die eigene Ausbildung, für den Verkehr der Funkamateure untereinander und für technische Studien wahrgenommen wird; Funkamateure sind ordnungsgemäß ermächtigte Personen, die sich mit der Funktechnik aus rein persönlicher Neigung und nicht aus wirtschaftlichem Interesse befassen.

und einmal für die Kommunikation über Satelliten:

Amateurfunkdienst über Satelliten: Funkdienst, der den gleichen Zwecken dient wie der Amateurfunkdienst, bei dem für diese Zwecke jedoch Weltraumfunkstellen an Bord von Erdsatelliten benutzt werden.

Der Amateurfunk ist ein technisches Hobby, welches sich mit der drahtlosen Kommunikation befasst. Personen, die dieses Hobby ausüben, werden als Funkamateure bezeichnet. Die Bezeichnung Amateurfunker ist eher unüblich, um sie nicht mit den Personen zu verwechseln, die nicht ordnungsgemäß ermächtigt sind, denn zur Teilnahme am Amateurfunk ist grundsätzlich eine Zulassung zum Amateurfunkdienst erforderlich.

Wege zum Amateurfunk

Der Empfang von Aussendungen des Amateurfunkdienstes ist in Deutschland jedermann gestattet. Die aktive Teilnahme am Amateurfunkdienst, d. h. der Betrieb eines Senders, ist an ein qualifizierendes Zeugnis und eine Rufzeichenzuteilung gebunden (Ausnahme: Betrieb unter Aufsicht mit Ausbildungsrufzeichen). Das Amateurfunkzeugnis erwirbt man durch eine Prüfung bei der nationalen Fernmeldeverwaltung, in Deutschland der Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen.

Damit unterscheidet sich der Amateurfunkdienst von diversen Funkanwendungen für Jedermann, die ohne Prüfung genutzt werden dürfen (CB-Funk, PMR-Funk).

Kurse zur Vorbereitung auf die Amateurfunkprüfung bieten verschiedene Vereine und Organisationen an. Die meisten Kurse werden von den Amateurfunk-Verbänden angeboten, organisiert oder gefördert:

Häufig finden die Kurse an Schulen, Volkshochschulen oder an Universitäten statt. Die Nutzung eines Ausbildungsrufzeichens bietet dabei die Möglichkeit, schon vor der Amateurfunkprüfung unter Aufsicht eines Funkamateurs Funkbetrieb zu beobachten und so das erworbene Wissen auszuprobieren und zu festigen.

Kosten des Amateurfunks

Gebühren und Betriebskosten in Deutschland

  • 6,55 EUR pro Jahr je Zulassung zur Teilnahme am Amateurfunkdienst (TKG) [11]
  • 16,16 EUR pro Jahr je Zulassung zur Teilnahme am Amateurfunkdienst (EMVG) [12]
  • 80 EUR Prüfungsgebühr Klasse E (Klasse A 110 EUR) [13]
  • 70 EUR Zulassung zur Teilnahme am Amateurfunkdienst und Zuteilung eines personengebundenen Rufzeichens [14]
  • 24-72 EUR Mitgliedschaft in einem Amateurfunkclub (die Mitgliedschaft ist freiwillig, jedoch üblich: Allein der DARC zählt rund 41000 Mitglieder [15]. Demgegenüber stehen 78341 zugeteilte Rufzeichen [16])

Die Entstehung des Amateurfunkdienstes

Die Pioniere der Funktechnik wie Heinrich Hertz oder Guglielmo Marconi schufen in den beiden letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts die Grundlagen der heutigen Funktechnik. In der Pionierzeit gab es nur wenige Regulierungen. Das führte in vielen Ländern zu einem Chaos auf den Frequenzen.

Als die RMS Titanic 1912 sank, hätte eine bessere Kommunikation die Zahl der Opfer deutlich senken können. Das führte in den USA zum Radio Act of 1912, der u. a. „private Funkstationen“ auf Wellenlängen unterhalb von 200 m (über 1,5 MHz) verwies. Diese Kurzwellen-Frequenzen hielt man damals für wertlos, da man irrtümlich nur eine geringe Reichweite vermutete.[17]

Die Geschichte des Amateurfunkdienstes verlief in der Anfangszeit in den einzelnen Staaten sehr unterschiedlich. Viele Länder, wie die USA, Großbritannien und Frankreich standen dem Thema sehr liberal gegenüber und förderten die Entwicklung. Andere Länder, wie beispielsweise Deutschland, sahen den Amateurfunk misstrauisch und waren eher bestrebt, die staatliche Fernmeldehoheit und das Postmonopol zu schützen.

Speziell in Deutschland kam es erst nach dem Zweiten Weltkrieg unter Einfluss der Alliierten zu einer breiten Etablierung des Amateurfunkdienstes. Die wenigen in den 30er Jahren ausgegebenen Lizenzen wurden zu Beginn des 2. Weltkriegs alle annulliert und die Ausrüstungen eingezogen.

Regelungen rund um den Amateurfunkdienst

Als geprüfter Funkamateur erhält man viele Rechte, unterliegt aber bei seinen Versuchen und seinem Funkbetrieb den umfangreichen Regelungen im Amateurfunkdienst. Diese Rechte wurden in vielen Ländern in einem eigenständigen Amateurfunkgesetz festgelegt, welche immer wieder den neuen Gegebenheiten angepasst werden. Am deutlichsten werden die stetigen Änderungen in der Geschichte der deutschen Amateurfunkverordnung. Den internationalen Rahmen gibt die VO Funk der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) vor.

Leistungen des Amateurfunkdienstes

Der Amateurfunk hat vielen technisch interessierten Menschen den Zugang zu Elektronik und Nachrichtentechnik geebnet. Damit leistete der Amateurfunk einen erheblichen Beitrag zur Förderung des technisch-wissenschaftlichen Nachwuchses. Entsprechend förderten Institutionen wie die Deutsche Bundespost, Deutsche Telekom, Technisches Hilfswerk oder die Bundeswehr den Amateurfunk. In der DDR gehörte der Amateurfunk zur paramilitärischen Ausbildung; der Zugang zum Amateurfunk war nur über die Gesellschaft für Sport und Technik möglich.

Der Amateurfunk hat sich große Verdienste bei der Katastrophenhilfe erworben. Besonders in Ländern mit großen Entfernungen und teilweise recht fragiler Infrastruktur, wie z. B. den USA oder in den Alpen, führen Naturkatastrophen und Großschadensereignisse immer wieder zum vollständigen Ausfall der normalen Kommunikations-Infrastruktur. Beispiele in Mitteleuropa sind Einsätze wie anlässlich der Sturmflut 1962 in Hamburg oder der Lawinenkatastrophe von Galtür; Amateurfunk bietet häufig eine schnelle Möglichkeit, einen Notruf abzusetzen.[18] Bei der nach der Flutkatastrophe von 1953 modellierten multinationalen Übung FloodEx waren 2009 Notfunker vor allem aus den Niederlanden und Großbritannien fest eingebunden, weil die Lage den weitgehenden Ausfall des zellularen TETRA vorsah; das THW hatte allerdings angemeldeten deutschen Notfunkern abgesagt. In Frankreich wird das Abhören von Notruffrequenzen und die Unterstützung bei der Suche nach abgestürzten Flugzeugen mit Peilgeräten vom Amt für Zivilschutz besonders gefördert. Amateurfunk ist ebenfalls ein wichtiges Standbein der Kommunikation von im Ausland eingesetzten Helfern mit dem Heimatland.[19] Satellitentelefone haben sich durch die begrenzten Bandbreiten, die vor allem von der Presse und privaten Firmen mit Priorität angekauft werden, als nur bedingt tauglich erwiesen. Weiteres hierzu unter Notfunk.

Eine wichtige Aufgabe des Amateurfunks ist die Völkerverständigung. Verbindungen zwischen Funkamateuren aus West und Ost waren auch zu Zeiten des Kalten Krieges möglich, wobei die Nachrichteninhalte system- und vorschriftsbedingt stark eingeschränkt waren. Heute bieten Internet und niedrige Telefon- oder Flugkosten hierzu Alternativen, nicht jedoch in Schwellenländer mit niedriger Internetabdeckung. Der Reiz des Amateurfunks liegt ebenfalls darin, den Standort der Gegenstelle zu kennen und dadurch Rückschlüsse auf die Verbindung zu ziehen.

Gegenwärtiges Angebot

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Seit etwa 1990 wird der Amateurfunk in der Gesellschaft weniger deutlich wahrgenommen, was sich deutlich am geringen Nachwuchs bemerkbar macht. Die Gründe hierfür sind vielfältig:

  • Junge Menschen haben heute viele Alternativen, wenn sie sich für ein technisches Hobby interessieren – etwa Computer und Internet. Zudem wird die Einstiegsschwelle (Amateurfunkzeugnisprüfung, Antennenmöglichkeiten) als hoch empfunden. Das „Angeberpotential“ hat sich auf den Besitz eines modernen Handys verlagert.
  • Kommunikation ist einfacher geworden; Rechner heute sind zu komplex, als dass technisches Verständnis von Programmierung und Funktionsweise nötig oder möglich wäre (Altair 8800ZX SpectrumC64IBM AT); ebenfalls hat sich die Kommunikations-Infrastruktur von Mailboxen zu Sozialen Netzwerken gewandelt, die ebenfalls keine Beschäftigung mit der (Hardware-)Technik ermöglichen, diese andererseits aber auch nicht mehr erfordern.
  • Klassische, einfache (niederschwellige) und kostengünstige Einsteigerquellen wie SWL bis Mitte der 1970er oder CB-Funk bis Ende der 90er sind dadurch versiegt, ohne dass sich bisher ein Ersatz herauskristallisiert.
  • Die starke Verbreitung mangelhafter und billiger elektronischer Geräte führt zu immer mehr Problemen mit deren Nichteinhaltung der Elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV). So treten im Amateurfunk Störungen durch z. B. das Kabelfernsehen oder durch Störabstrahlungen aus elektronischen Geräten durch mangelhaft ausgeführte Installationen auf. Insbesondere Powerline Communication (PLC) ist ein sehr großes Problem, bei dem Amateurfunk-Verbände auch Musterklagen anstrengen.
  • Der Eigenbau von Amateurfunkgeräten ist seit etwa 1970 zurückgegangen und wurde vielfach durch das Kaufen von fertigen Geräten oder das Kombinieren von fertigen Baugruppen und Komponenten ersetzt. Dies wurde dadurch erleichtert, dass diese Komponenten nur noch einen Bruchteil ihrer früheren Preise kosteten. Moderne Konzepte wie SDR Software Defined Radio fördern den Selbstbau einfacher Konstruktionen bei ausgezeichneter Performance.

Auch heute sind aus dem Bereich des Amateurfunks Veröffentlichungen in wissenschaftlicher Qualität zu beobachten.[20] In Amateurfunksatelliten werden innovative Techniken erforscht. An vielen Universitäten gibt es Vereinigungen von Funkamateuren, deren Mitglieder, meist Studenten und Mitarbeiter technischer Fachrichtungen, in selbstorganisierter Teamarbeit teils sehr anspruchsvolle und durchaus aufwendige Projekte realisieren. Ein solches Projekt ist Digitales Amateurfunkfernsehen der Uni Wuppertal.

Künftiges Angebot

Der Amateurfunk bietet auch künftig die Möglichkeit, die Grundlagen der Elektronik und der Funktechnik näher kennenzulernen. Gerade in der Hochfrequenztechnik kann dadurch eine für die praktische Arbeit notwendige Intuition erworben werden, die in den hoch verdichteten Studiengängen an den Universitäten und Fachhochschulen nicht vermittelt wird.

Durch die allgemeine Verfügbarkeit von Computern und Elektronik sowie des Internets und der drahtlosen Vernetzung hat die Amateuerfunktechnik einen Teil ihres besonderen Reizes verloren. Die allgemeine Verfügbarkeit von Kommunikationstechnik und von Mobilfunktechnik bedient einen großen Teil der Bedürfnisse technisch Interessierter ohne weitere Erlaubnisse.

Ein gegenläufiger Trend zeigt das steigende Interesse an QRP, dem Senden mit sehr kleiner Leistung. Seit etwa 2003 steht zunehmend das Thema SDR im Fokus der Funkamateure, was mit einer deutlichen Wiederbelebung des Selbstbaus von Funkgeräte und deren Eigen- bzw. Weiterentwicklung einhergeht.

Siehe auch

 Portal:Amateurfunkdienst – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Amateurfunkdienst

Literatur (Auswahl)

  • Ernst Fendler (DL1JK), Günther Noack (DL7AY): Amateurfunk im Wandel der Zeit. DARC Verlag Baunatal, 1986, ISBN 3-88692-008-9
  • Otto A. Wiesner: CW-Handbuch für Funkamateure – Grundlagen, Technik, Praxis. 2. Auflage, Verlag für Technik und Handwerk, Baden-Baden, 1999, ISBN 3-88180-326-2
  • Antonio B. Barreto, Alda S. Niemeyer: Ein Tal ruft um Hilfe. Debras Verlag, 2004, ISBN 3-937150-00-5
  • Stan Gülich, SM7WT: Thanks to Amateur Radio. Debras Verlag
  • Thor Heyerdahl, LI2B: Kon-Tiki. Ein Floß treibt über den Pazifik. Ullstein-Verlag, 2000, ISBN 3-548-36261-3

Weblinks

 Commons: Amateurfunk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. BMWi - Gesetze
  2. Abkürzungen im Amateurfunk im Amateurfunk Wiki des Deutschen Amateur-Radio-Clubs und des Adacom Fachverbands für Amateur-Datenfunk e. V.
  3. Telegrafie-Abkürzungen im Amateurfunkdienst
  4. Hans Schwarz: Jahrbuch für den Funkamateur 2009. In: DARC Buchreihe Amateurfunk-Ratgeber. 24, DARC Verlag GmbH, Baunatal 2008, ISBN 3886920577, 3.2 Andere Abkürzungen, S. 21-36.
  5. http://www.highspeedclub.org/
  6. DA sending closing message on Night of Nights 10
  7. Aktivitätswoche. AGCW-DL Arbeitsgemeinschaft Telegrafie e.V.. Abgerufen am 18. Mai 2011.
  8. Informationen zum Kids' Day
  9. Informationen zu Young Helpers on the Air
  10. Editorial des Magazins „Funkamateur“, Heft 10/2006
  11. FSBeitrV. FSBeitrV. Abgerufen am 12. Juli 2011.
  12. FSBeitrV. FSBeitrV. Abgerufen am 12. Juli 2011.
  13. AFuV. AFuV Anlage 2 Gebührenverzeichnis Lfd. Nr. 1. Abgerufen am 12. Juli 2011.
  14. AFuV. AFuV Anlage 2 Gebührenverzeichnis Lfd. Nr. 3. Abgerufen am 12. Juli 2011.
  15. DARC. DARC Startseite. Abgerufen am 12. Juli 2011.
  16. Bundesnetzagentur. Bundesnetzagentur, Stand: 11. Juli 2011 - Anzahl zugeteilter Rufzeichen: 78341. Abgerufen am 12. Juli 2011.
  17. History of amateur radio - Wikipedia, the free encyclopedia
  18. Deutscher Amateur-Radio-Club e.V. Distrikt Württemberg - Notfunk Referat
  19. THW-Karlsruhe: Funk im Katastrophenschutz
  20. UKW-Berichte, Magazin DUBUS

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