Guglielmo Oberdan

Guglielmo Oberdan

Guglielmo Oberdan oder Wilhelm Oberdank (* 1. Februar 1858 in Triest; † 20. Dezember 1882 ebenda) war Mitglied der irredentistischen Bewegung in Italien. Er wurde nach einem missglückten Attentat auf den österreichischen Kaiser Franz Joseph I hingerichtet und nach seinem Tod zum Märtyrer erhoben.

Leben

Guglielmo Oberdan wurde am 1. Februar 1858 im zur damaligen Zeit zu Österreich gehörenden Triest als Sohn der unverheirateten Slowenin Josepha Maria Oberdank und des aus dem Veneto stammenden österreichischen Soldaten Valentino Falcier geboren. Oberdan studierte ab 1877 Ingenieurwissenschaften an der Technischen Hochschule in Wien. Als Anhänger der Unabhängigkeit einzelner nationaler Bevölkerungsgruppen lehnte er die Besetzung von Bosnien-Herzegowina durch Österreich ab und verweigerte aus diesem Grund 1878 den Kriegsdienst, um nicht an einem österreichischen Militäreinsatz in Bosnien-Herzegowina teilzunehmen. Oberdan desertierte und floh nach Rom, wo er sein Studium fortsetzte und sich der irredentistischen Bewegung anschloss. Sein Ziel war, seine Heimatstadt Triest als italienischsprachiges Gebiet von Österreich-Ungarn loszulösen und dem Nationalstaat Italien anzuschließen.

Im Juli 1882 traf Oberdan den Führer der irredentistischen Bewegung und Mitbegründer der Vereinigung Italia Irredenta (italienisch: unerlöstes Italien), Matteo Renato Imbriani. Hier fasste Oberdan den Entschluss, dass Triest nur durch sein eigenes Martyrium von der österreichischen Herrschaft losgelöst werden könne.

Guglielmo-Oberdan-Gedenkstätte in Triest

Eine Möglichkeit dazu bot sich, als bekannt wurde, dass Kaiser Franz Joseph I. im Jahr 1882 Triest anlässlich der 500-jährigen Dauer der habsburgischen Herrschaft über die Stadt besuchen würde. Oberdan nutzte die Gelegenheit, um zusammen mit dem istrischen Apotheker Donato Ragosa zwei Bombenattentate auf den österreichischen Kaiser zu planen. Kaiser Franz Joseph I. traf am 17. September 1882 in Triest ein.[1] Er kam von Pola, wo er am Tag zuvor die durch ihre Weltumseglung berühmte SMS Novara besichtigt hatte.[2] Die Feierlichkeiten wurden von antiösterreichischen Demonstrationen begleitet.

Oberdans Attentatsvorhaben wurde von zwei Bekannten der österreichischen Polizei offenbart, die ihn am 16. September 1882 in Ronchi festnahm und zwei Bomben in seinem Besitz fand.[3] Das andere fand hingegen statt. Franz Joseph I. entging dem Anschlag nur knapp, zwei Personen fielen den beiden Bomben allerdings zum Opfer. Der Attentäter Ragosa konnte auf italienisches Gebiet fliehen, wurde dort festgenommen, doch später von einem Geschworenengericht in Udine freigesprochen.[4] Der Deserteur Oberdan wurde hingegen von der österreichischen Justiz für den Mordversuch zum Tod verurteilt und am 20. Dezember 1882 durch den Strang hingerichtet.

Unmittelbar nach seinem Tod wurde Oberdan zum Märtyrer erhoben. In den Ereignissen um Oberdan fand die irredentistische Bewegung einen verstärkten Zulauf und der Kampf gegen die Vormacht Österreichs seinen Höhepunkt. Triest blieb jedoch im Nationalitätenkampf bis 1914 einer der heißesten Konfliktherde Österreich-Ungarns.

Während des Ersten Weltkriegs instrumentalisierte die italienisch-nationalistische Propaganda Oberdan und sein Martyrium, um einen nationalen Konsens in der italienischen Bevölkerung zu schaffen.

Heute erinnern das Museum des Risorgimento in Triest mit Guglielmo-Oberdan-Gedenkstätte sowie die Benennung zahlreicher Plätze, Straßen und Schulen in ganz Italien an Oberdan als italienischen Nationalhelden.

Literatur

Einzelnachweise

  1. http://amtspresse.staatsbibliothek-berlin.de/vollanzeige.php?file=11614109/1882/1882-09-22.xml&s=3
  2. http://www.5euromuenze.at/cms/download.php?downloadId=94&languageId=1
  3. http://xoomer.alice.it/grigioverde/Microsoft%20Word%20-%20GUGLIELMO%20OBERDAN.pdf
  4. http://www.retrobibliothek.de/retrobib/seite.html?id=129164

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