Gunda Kleemann

Gunda Kleemann
Noch als Gunda Kleemann beim Eisschnelllauf-Weltcup am 25. November 1989 in Berlin

Gunda Niemann-Stirnemann (* 7. September 1966 in Sondershausen, geb. Kleemann) ist eine ehemals für den Eissportclub Erfurt startende deutsche Eisschnellläuferin.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Gunda Kleemann 1988 bei den DDR-Einzelstrecken-Meisterschaften

Erst spät kam die Thüringerin zum Eisschnelllaufen. In ihrer Kindheit probierte sie verschiedenste Sportarten aus, darunter Radfahren, Schwimmen, Volleyball, Tischtennis und Leichtathletik. Im September 1983 entdeckte sie den Kufensport für sich. 1985 gewann sie bei der Kinder- und Jugendspartakiade in Karl-Marx-Stadt ihre erste Goldmedaille. Den ersten internationalen Erfolg feierte Gunda Niemann 1989 mit ihrem ersten EM-Titel. 1991 wurde sie in Hamar erstmals Weltmeisterin im Mehrkampf und 1996 auch auf der Einzelstecke. Die erste olympische Goldmedaille gewann sie bei den Winterspielen 1992.

Die Fachwelt gab der jungen Gunda Kleemann anfangs kaum eine Chance. Ihr charakteristischer, breiter Laufstil wurde als unästhetisch und ineffektiv empfunden. Mit unbändigem Ehrgeiz und eiserner Disziplin – oft absolvierte sie Trainingseinheiten der Männer – strafte sie alle Kritiker Lügen und lief in die Herzen der Eislauffans. Besonders in den eislaufbegeisterten Niederlanden wurde sie regelmäßig mit frenetischem Jubel empfangen.

Der überraschenden Einführung des Klappschlittschuhs in den 1990er Jahren, die von den deutschen Funktionären verschlafen worden war, und der damit verbundenen Änderung der Lauftechnik begegnete Gunda, indem sie heimlich, ohne Wissen und gegen den Widerstand der Trainer und Funktionäre mit dem neuen Gerät trainierte und mitten in der laufenden Saison den Schlittschuh wechselte. Der Erfolg gab ihr auch hier recht und angesichts der Medaillen verstummte die Kritik bald.

Nach der Trennung von Erfolgstrainerin Gabi Fuß im Sommer 1994 wechselte sie zu deren Nachfolger Stephan Gneupel. Seit 2000 trainierte sie bei Klaus Ebert. Nach der Babypause meldete sie sich in der Saison 2003/2004 mit dem Sieg über 5.000 m in den Deutschen Meisterschaften und 2. bis 5. Plätzen bei Weltcups und Weltmeisterschaften eindrucksvoll zurück. Am 27. Oktober 2005 gab sie wegen anhaltender Rückenbeschwerden ihr Karriereende bekannt.

Erfolge

Mit acht Olympischen Medaillen (dreimal Gold, viermal Silber, einmal Bronze) aus vier Spielen, 19 WM-, 8 EM- und 34 deutschen Meistertiteln, 99 Einzelstrecken- und 19 Gesamtsiegen im Weltcup sowie ungezählten zweiten und dritten Plätzen ist Gunda Niemann-Stirnemann die erfolgreichste Eisschnellläuferin aller Zeiten. 18 mal stellte sie neue Weltrekorde auf und war 11 Jahre lang (seit 1994) Inhaberin des inoffiziellen Rekords über 10.000 Meter der Damen, der erst im Jahre 2005 von der Kanadierin Clara Hughes um weniger als 3 Sekunden unterboten wurde. Sie dominierte in den 1990er Jahren die Lang- und Mittelstrecken sowie den Mehrkampf fast beliebig und galt als nahezu unschlagbar. In der Saison 1994/95 gewann sie die deutschen, Europa- und Weltmeisterschaften im Mehrkampf mit Siegen über jeweils alle Strecken. Bei den Olympischen Spielen 1998 kam es zu einem dramatischen Finale. Gunda Niemann lief erstmals die 5.000 Meter unter 7 Minuten, konnte sich aber nur wenige Minuten über diesen Erfolg freuen. Die diesmal nach ihr startende Claudia Pechstein hatte somit eine Zeitvorgabe und unterbot die Zeit um ganze 4 Hundertstel Sekunden, was ungefähr einer Schlittschuhlänge entspricht, die Pechstein nach 5 km die Ziellinie eher überquerte.

Ehrungen

Sie wurde zur Eisschnellläuferin des Jahrhunderts gewählt. Zahlreiche internationale Publikums- und Fachjurypreise komplettieren die Erfolgsbilanz. 2001 erhielt die neue Eisschnelllaufhalle in Erfurt, die ohne ihre Initiative kaum entstanden wäre, den Namen Gunda-Niemann-Stirnemann-Halle.

Familie

Gunda Niemann-Stirnemann ist nach der Scheidung von ihrem ersten Mann (Niemann) in zweiter Ehe mit ihrem Schweizer Manager Oliver Stirnemann verheiratet und seit 2002 Mutter einer Tochter.

Statistik

  • Olympische Spiele
    • 1992: Gold über 3.000 m, 5.000 m und Silber über 1.500 m
    • 1994: Silber über 5.000 m und Bronze über 1.500 m
    • 1998: Gold über 3.000 m sowie jeweils Silber über 5.000 m und 1.500 m
  • Weltmeisterschaften - Mehrkampf
    • 1989: Silber
    • 1991-1993: Gold
    • 1995-1999: Gold
    • 2000: Silber
  • Weltmeisterschaften - Einzelstrecken
    • 1996: Gold über 3.000 m
    • 1997: Gold über 1.500 m, 3.000 m und 5.000 m
    • 1998: Gold über 3.000 m und 5.000 m sowie Silber über 1.500 m
    • 1999: Gold über 3.000 m und 5.000 m sowie Silber über 1.500 m
    • 2000: Gold über 5.000 m und Silber über 3.000 m
    • 2001: Gold über 3.000 m und 5.000 m

Weblinks


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