Gustaf Mauritz Armfelt

Gustaf Mauritz Armfelt

Graf Gustaf Mauritz Armfelt (eingedeutscht oft Gustav Moritz, finnisch auch Kustaa Mauri Armfelt; * 1. April 1757 in Marttila/St Mårtens, Finnland; † 19. August 1814 in Zarskoje Selo, Russland) war ein finnlandschwedischer Staatsmann, Militär und Diplomat.

Gustaf Mauritz Armfelt, Porträt von Johan Erik Lindh, 1845, Sammlung der Universität Helsinki
Finnische Briefmarke von 1936

Armfelt, Spross einer der angesehensten Familien Finnlands, Sohn des Generalmajors und Landeshauptmanns Baron Magnus Wilhelm Armfelt, schlug die damals übliche Laufbahn junger Adliger ein, trat in die schwedische Armee ein und wurde Offizier in der Leibgarde des Königs. Er gewann bald die vertraute Freundschaft König Gustavs III.. Wegen eines Duells fiel er zwar vorübergehend in Ungnade, gewann jedoch nach einem mehrjährigen Auslandsaufenthalt in Paris die Gunst des Königs, der alles Französische schätzte, zurück. Als Gustavs erklärter Günstling bekleidete er bald mehrere Ämter, unter anderem war er Kanzler der Akademie zu Turku und hatte vor allem nach dem Reichstag von 1786 herrschendem Einfluss.

Armfelt galt als aufbrausend, impulsiv und unbedacht und machte sich bei Hof zahlreiche Feinde. Die Freundschaft des Königs bewahrte ihn jedoch vor den Folgen zahlreicher gegen ihn gerichteter Intrigen. 1785 heiratete Armfelt Hedwig (schwed.: Hedvig) de la Gardie. Aus der Ehe ging der Sohn Alexander Armfelt hervor. 1788 - 1790 tat er sich als Soldat im Krieg gegen Russland hervor und rettete in dieser Zeit dem von Intrigen umgebenen König zweimal Freiheit und Leben. Als Gustav auf Anstiften Russlands von seinen westlichen Nachbarn angegriffen wurde, sandte er Armfelt nach Dalarna. Armfelt bildete hier ein Korps von 18.000 Mann, schlug die Dänen und bestimmte sein Heer, in die Nähe der Hauptstadt zu marschieren, um dem König während des Reichstags von 1789 zur Hand zu sein.

Zum Generalmajor erhoben, unterzeichnete er am 14. August 1790 den Frieden von Värälä, dem 1791 die Offensivallianz mit Russland gegen die französische Revolution folgte. 1792 starb Gustav III. an den Folgen des Attentats durch Anckarström. Auf dem Sterbebett hatte er Armfelt als Statthalter für seinen unmündigen Sohn und Nachfolger Gustav IV Adolf nominiert, doch nach seinem Tod wurde Armfelt von Herzog Karl (Bruder Gustavs III. und Onkel Gustav IV Adolf, später als Karl XIII. König von Schweden) und Reuterholm verdrängt. Gemeinsam mit seiner Geliebten Magdalena Rudenschöld, dem Kabinettssekretär J. A. Ehrenström und dem Oberst J. F. Aminoff nahm Armfelt Kontakt zu Zarin Katharina II. auf und führte eine umfangreiche Korrespondenz, in der ein Staatsstreich in Schweden und die Wiederherstellung des Einflusses der Gustavianer diskutiert wurde. Spione deckten die Pläne Armfelts auf, der 1794 in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurde. Armfelt war nach Neapel geflohen, wo ihm Asyl gewährt und seine Auslieferung nach Schweden verweigert wurde. Auch Zarin Katharina II bot Armfelt Asyl in der Stadt Kaluga an.

Gustav IV. gab ihm 1799 Rang und Güter zurück und überhäufte ihn mit Gunstbezeugungen. Armfelt wurde zum Gesandten in Wien, 1805 zum Generalgouverneur von Finnland und war im Krieg gegen Napoleon erfolgloser Oberbefehlshaber in Pommern und scheiterte an der geplanten Eroberung Norwegens. Armfelts Verhältnis zu König Gustav IV Adolf kühlte ab, als ihm der Oberbefehl über die schwedischen Truppen entzogen wurde. 1809 war Armfelt an der Absetzung des Königs beteiligt. 1809 zum Präsidenten des Kriegskollegiums ernannt, nahm er bereits 1810 den Abschied und zog sich durch seine Verbindung mit der Gräfin Piper neue heftige Verfolgungen zu.

Auch mit dem neuen König Karl Johan Bernadotte (Karl XIV.) gab es bald Spannungen. 1811 wurde Armfelt aus Schweden ausgewiesen und begab sich nach Russland in die Dienste von Zar Alexander. Er wurde in den Grafenstand erhoben, zum Präsidenten des Komitees für die finnischen Angelegenheiten und zum Mitglied des Senats ernannt. Er wirkte auf diesem Posten eifrig für die Interessen Finnlands, das ihm die Erhaltung seiner Privilegien sowie die Wiedervereinigung mit Altfinnland verdankte, dessen Bauern, widerrechtlich zu Leibeigenen gemacht, auf seine Veranlassung freigegeben wurden. Gegenüber den russischen Behörden vertrat er zwar einerseits Schwedens Interessen, andererseits glaubte er jedoch nicht an den Erfolg einer Rückeroberung des verlorenen Finnlands durch Schweden. So setzte er sich dafür ein, Finnlands Hauptstadt von Turku nach Helsinki zu verlegen, da Turku aus russischer Sicht geographisch und kulturell zu nahe an Schweden lag. Er folgte seinem neuen Souverän auch in den Feldzug von 1812, trug wesentlich zu dem wichtigen Friedensschluss mit der Türkei bei und weckte in Alexander I. zuerst die Ideen der Emanzipation Polens, der Wiedereinsetzung des Hauses Bourbon sowie der Souveränität des römischen Papstes. Am 19. August 1814 starb er unerwartet in Zarskoje Selo.

1830 erschien in Stockholm seine Autobiografie Handlingar rörande Sveriges historia.

Sein Sohn Gustav Magnus Armfelt (* 1792) trat 1812 in russische Kriegsdienste, stieg dort bis in die höchsten Ränge auf und starb am 8. Juli 1856 als Generalleutnant und Inspektor der finnischen Nationaltruppen.

Weblinks

 Commons: Gustaf Mauritz Armfelt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gustaf Mauritz Armfelt — Portrait de Gustaf Mauritz Armfelt, œuvre du peintre Jan Érik Lind (une copie de l original de Karl Fredrik von Breda 1811). Naissance …   Wikipédia en Français

  • Gustaf Mauritz Armfelt — Count Gustaf Mauritz Armfelt (March 31, 1757 ndash; August 19, 1814) was a Finnish courtier and diplomat. In Finland, he is considered one of the great Finnish statesmen. Born in Tarvasjoki, Finland, he was the great grandson of Charles XII of… …   Wikipedia

  • Gustav Mauritz Armfelt — Graf Gustaf Mauritz Armfelt (eingedeutscht oft Gustav Moritz, finnisch auch Kustaa Mauri Armfelt; * 1. April 1757 in Marttila/St Mårtens, Finnland; † 19. August 1814 in Zarskoje Selo, Russland) war ein finnlandschwedischer Staatsmann, Militär und …   Deutsch Wikipedia

  • Armfelt, Gustaf Mauritz — ▪ Swedish statesman born March 31, 1757, St. Mårtens, near Turku, Finland, Kingdom of Sweden [now in Finland] died Aug. 19, 1814, Tsarskoye Selo [now Pushkin], near St. Petersburg, Russia       Swedish statesman prominent in diplomacy and… …   Universalium

  • Armfelt — Armfelt, bis in das 18. Jahrhundert noch Armfeldt geschrieben, ist der Name einer ursprünglich aus Jämtland stammenden finnlandschwedischen Adelsfamilie. Die Brüder Hans und Erik Armfelt wurden 1648 in den Ritterstand erhoben; Eriks Enkel Carl… …   Deutsch Wikipedia

  • Mauritz — ist der Familienname folgender Personen: Dieter Mauritz (1918–1988), deutscher Tischtennisspieler Holm Mauritz (* 1956), deutscher Fußballspieler Matthias Mauritz (* 1924), deutscher Fußballspieler Oscar Mauritz (1867–1959), Domprediger am Bremer …   Deutsch Wikipedia

  • Mauritz — is a variant spelling of Maurits and may refer to: Gustaf Mauritz Armfelt (1757–1814), a Finnish courtier and diplomat Kristian Mauritz Mustad (1848–1913), a Norwegian politician for the Liberal Party Mauritz Andersson (1886–1971), a Swedish… …   Wikipedia

  • Armfelt — Armfelt, 1) Karl Gustav, schwed. Feldherr, geb. 9. Nov. 1666 in Ingermanland, gest. 24. Okt. 1736 in Finnland, diente 1685–97 mit Auszeichnung im französischen Heer, tat sich auch in Finnland, wo er seit 1701 Oberadjutant, seit 1713… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Karl Gustav Armfelt — Armfelt, bis in das 18. Jahrhundert noch Armfeldt geschrieben, ist der Name einer ursprünglich aus Jämtland stammenden finnlandschwedischen Adelsfamilie. Die Brüder Hans und Erik Armfelt wurden 1648 in den Ritterstand erhoben; Eriks Enkel Carl… …   Deutsch Wikipedia

  • Armfelt — Ạrmfelt,   schwedisch finnische Freiherren (seit 1731) und Grafengeschlecht (seit 1812), entstammt einer 1648 geadelten Bauernfamilie aus Jämtland. Bedeutende Vertreter waren:    1) Alexander, Graf, finnischer Staatsmann, * Riga 18. 4. 1794, ✝… …   Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”