- Gustav Hiller
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Karl Gustav Hiller (* 1863 in Zittau; † 1913) war ein deutscher Erfinder und Industrieller. Er gründete 1888 die Phänomen Fahrradwerke in Zittau und legte damit den Grundstein für den späteren VEB Robur-Werke Zittau.
Karl Gustav Hiller, der 1863 in Zittau als Sohn eines ortsansässigen Zimmerermeisters geboren wurde, machte in einer Posamentenfabrik eine kaufmännische Ausbildung. Nach Feierabend bastelte er an der Verbesserung der Herstellung der in dieser Fabrik gefertigten Fadenbällchen (oder Bommeln). Dabei entwickelte er nebenher weitere Kleinmaschinen und Haushaltsgeräte. Nachdem er einige Patente an Hersteller verkaufte, sich aber den Vertrieb vorbehielt, gründete er aus den Patenteinnahmen 1888 die Firma Gustav Hiller.
Während in Deutschland die Produktion von Hochrädern boomte, erkannte Gustav Hiller auf einer Reise nach England den technischen Vorteil von Niederrädern. Ihm gelang ein Exklusivvertragsabschluss mit der Firma Rover für den Alleinvertrieb deren Fahrräder in Deutschland. Zu Hause angekommen, begann er an der Verbesserung dieser Fahrradgattung zu arbeiten. Er kaufte sich als Teilhaber bei der Schlosserei Fa. Müller & Preußger ein. Schon kurz danach überstieg der Absatz die Möglichkeiten der Schlosserwerkstatt und er baute eine Fabrik.
Als Ausdruck des technischen Vorsprungs seiner Fahrräder nannte er das Werk "Phänomen-Fahrradwerke". Ab 1898 war er Alleininhaber dieser Firma, welche er ab 1901 wesentlich erweitern ließ. In diesem Zuge benannte er die Firma in "Phänomen-Fahrradwerke Gustav Hiller" um. 1906 umfasste der Angebotskatalog sechs Modelle von Damen-, Herren-, Straßen- und Bahnrennfahrräder.
Aber auch der Trend der Zeit ging an Gustav Hiller nicht unbemerkt vorüber. Die Arbeiten von Gottlieb Daimler, Wilhelm Maybach und Carl Benz hatten 1886 zum Motorwagen geführt und damit die Grundlagen für die Motorisierung des Straßenverkehrs geschaffen. Hiller erkannte diesen Trend und begann um 1900 auf Basis der ihm zur Verfügung stehenden Fahrrad-Technologie mit der Entwicklung von Motor-Zweirädern.
Ab 1910 wurde auch mit dem Bau von Vierrad-Personenkrafträdern begonnen. Gustav Hiller verstarb 1913. Ein Jahr später wurde das Werk unter Leitung seines Schwagers in "Gustav Hiller GmbH" umbenannt. 1916 wandelte sich das Werk in die Aktiengesellschaft PHÄNOMEN-Werke Gustav Hiller A.G. Zittau. Zu dieser Zeit produzierte das Werk die Fahrzeuge M.T.C. 10/30 und 16/45.
Im Frühjahr 1919 vernichtete ein Großbrand wesentliche Teile der Produktion. In diesem Zusammenhang wurde die Fertigung von Fahrrädern, dem Ursprung der Firma, eingestellt. Der Sohn des Firmengründers Dipl.-Ing. Rudolf Hiller übernahm die technische Leitung des Werkes, das von 1921 bis 1923 neu errichtet wurde.
Letzter Personenkraftwagen der Firma war der ab 1922 produzierte Phänomen Standard-Wagen Typ 412; 12/50, dessen 3,1-l-Motor mit dem Einsatz von Leichtmetall moderne Bautendenzen verkörperte.
Die allgemeine wirtschaftliche Situation im damaligen Deutschland führte dazu, dass 1927 die gesamte Phänomenmobil- und Personenwagenproduktion eingestellt wurde.
Dank der Auftragsarbeit für die Reichspost überlebte das Werk und stellte ab 1927 den Lieferwagen 4RL her. 1936 kam das LKW-Modell Granit 30 und 1939 das Modell Granit 1500S hinzu. Nebenher entwickelte und vertrieb man am Ende der Firmengeschichte das Phänomen-Schwingrad, das Phänomen-Motorfahrrad Typ Bob und das Kleinkraftrad Ahoi.
1942 noch einmal erheblich erweitert, wurde die Produktion 1943 zwangseingestellt und auf die Herstellung von Flugzeug- und Rüstungsteilen für den Zweiten Weltkrieg umgestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen die Produktionsstätten in das Volkseigentum der DDR über und wurden 1957 umbenannt in die VEB ROBUR Werke Zittau, die bis 1989 Nutzfahrzeuge produzierten.
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