Gut Wahlstorf

Gut Wahlstorf

Gut Wahlstorf ist ein Herrenhaus und ein landwirtschaftlicher Betrieb in der holsteinischen Schweiz zwischen Preetz und Plön in der Gemeinde Wahlstorf. Das Herrenhaus liegt an der Schwentine und am Südostufer des Lanker Sees und geht auf eine Wasserburg des späten 15. Jahrhunderts zurück. Im Jahre 1704 wurde es umfangreich umgebaut. Von baugeschichtlicher Bedeutung ist das Gut, weil es als eines der ältesten seiner Art noch Züge spätmittelalterlichen Baustils aufweist. Das Gut Wahlstorf birgt die wissenschaftlichen Sammlungen des Forschungsreisenden Victor Baron von Plessen (1900–1980), der in den 1930er Jahren die malaiische Inselwelt erkundete. Das Gut befindet sich heute im Eigentum einer Stiftung. Deren Statuten sehen ein Wohnrecht zugunsten der Nachfahren von Baron Plessen vor.

Gut Wahlstorf

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das Herrenhaus und einige Wirtschaftsgebäude liegen auf einer Insel, die westlich von der Schwentine und östlich von einem von der Schwentine gespeisten Wassergraben umflossen wird. Zur Hofachse gehört noch eine mehrere hundert Meter lange Lindenallee vor der Insel, deren flankierende Wirtschaftsgebäude heute zum großen Teil nicht mehr existieren. Auch ein Torhaus gibt es nicht mehr. Von der Gartenseite des Herrenhauses blickt man über die hier vorbeifließende Schwentine über den Südteil des Lanker Sees.

Das Herrenhaus

Der Ursprung: eine Wasserburg

Die Hofansicht des Herrenhauses

Der Baukörper des heutigen Herrenhauses geht auf eine spätmittelalterliche Wasserburg zurück, die Detlev von Thienen ab 1469 errichtete. Es handelte sich um ein zweigeschossiges Backsteindoppelhaus mit zwei Satteldächern und Treppengiebeln. Zur Hofseite gewandt befand sich ein Treppenturm, in dem in zwei Metern Höhe der einzige Eingang über eine Art Leiter oder Zugbrücke war. Ein Wassergraben umfloss das Gebäude unmittelbar. Die Räume im Erdgeschoss hatten nur kleine, hochgelegene Fenster. Insgesamt war das Haus darauf ausgelegt, Schutz gegen Angreifer zu bieten und von wenigen Menschen effektiv verteidigt zu werden. Auf der Gartenseite befinden sich zwei heute noch vorhandene Abtrittpfeiler.

Umbauten

Vermutlich im 16. Jahrhundert wurde zusammen mit den Wirtschaftsgebäuden und dem Torhaus der umschließende Wassergraben angelegt. Der Wassergraben direkt um das Herrenhaus war nunmehr unnötig und wurde unter Hans von Thienen 1613 zugeschüttet. In demselben Jahr wurde links neben dem Treppenturm ein Giebelvorbau angefügt, der einen ebenerdigen Zugang zum Gebäude ermöglichte; bis 1924 ein weiterer Giebelvorbau rechts des Treppenturmes angefügt wurde, war die Hofseite asymmetrisch.

Im Jahre 1704 wurden unter Wulf Hinrich von Thienen († 1708) die Treppengiebel und Satteldächer durch Walmdächer ersetzt, die Fenster auf die heutige Größe vergrößert und die Treppe verlegt, so dass der Eingang heute durch den ehemaligen Treppenturm erfolgt. Die Räume wurden im Stil des Barock ausgeschmückt, insbesondere erhielt die Halle ihre Stuckdecke.

Die Wirtschaftsgebäude

Unter Claus von Thienen wurde 1581 das Torhaus erbaut (dieses im 19. Jahrhundert abgebrochen). Im Jahre 1584 entstand die große Weizenscheune als Fachwerkbau mit reetgedecktem Krüppelwalmdach, die 1695 verlängert wurde. Weiterhin gibt es noch eine Kornscheune aus dem 18. Jahrhundert.

Besitzer

Von 1469 an – dem Jahr, in dem Wahlstorf von Detlev von Thienen gekauft worden war – blieb das Gut bis in das 18. Jahrhundert hinein in ununterbrochener Folge im Besitz der Familie von Thienen. 1736 heiratete dann die spätere Erbin von Wahlstorf, Elisabeth Christine von Thienen, den Königlich Dänischen Kammerherrn und späteren Königlichen Oberzeremonienmeister Mogens Scheel von Plessen, so dass Wahlstorf in den Besitz der Familie von Plessen bzw. der lehensgräflichen Linie Scheel-Plessen gelangte. Weil die Plessen das Gut Sierhagen zu ihrem Hauptsitz wählten, verwaiste Wahlstorf im 19. Jahrhundert und wurde erst wieder im 20. Jahrhundert ständig bewohnt.

Literatur

  • Ingo Bubert, Hanspeter Walter: Gutshöfe, Herrenhäuser und Schlösser im östlichen Holstein. Sventana-Verlag, Schellhorn
  • Henning von Rumohr: Schlösser und Herrenhäuser in Ostholstein. Verlag Weidlich, Frankfurt am Main

Weblinks

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