Aborterker

Aborterker
Aborterker an Burg Campen

Der Aborterker (auch: Abtritterker) ist ein Erker, der im Mittelalter in einer Burg oder an einem Wohngebäude als Toilette diente.

Es gab sowohl gemauerte als auch hölzerne Ausführungen. In einer Burg führte unterhalb des Erkers oft ein langer hölzerner - gelegentlich auch gemauerter - Schacht, der zur Abführung der Exkremente diente, in den Burggraben. Der Aborterker wird oft mit dem Wehrerker verwechselt. Eine bauliche Variante stellte der Abortschacht dar.

In Wohnquartieren führten Aborterker entweder auf ein privates Grundstück, in einen Fluss oder in eine Gasse.

Abortanlagen im mittelalterlichen Wehrbau

Die einfachste Art eines Abtrittes bestand aus einer Grube im Erdreich, die oft nur etwa 30 Zentimeter tief gewesen zu sein scheint. In Mitteleuropa wurden diese primitiven Aborte meist ausgemauert oder in den Fels geschlagen. Solche Anlagen haben sich nur noch selten erhalten. Otto Piper erwähnte in seiner Burgenkunde etwa die Abtritte in den Bergfrieden der Burg Steinsberg in Baden und der württembergischen Burg Morstein.

Etwas fortschrittlichere Anlagen dieser Art lagen innerhalb der Außenmauer und waren durch einen kurzen Gang mit dem Gebäudeinnenraum verbunden (Burg Gutenfels, Rheinland, Burg Spesburg im Wasgau).

Eine deutliche Verbesserung der hygienischen Verhältnisse brachten Aborte in Mauernischen, deren Fallschächte schräg nach außen führten. Die Fäkalien konnten so in den Burggraben oder ins freie Gelände fallen, der Schacht musste nicht mehr regelmäßig entleert werden.

In einer nächsten Entwicklungsstufe springen die Ausflussöffnungen der Abortschächte über die Mauerfläche vor, die eigentliche Abtritt liegt aber noch in der Mauer. Am Palas der Burg Liebenzell hat sich etwa eine Austrittsöffnung in der Form eines halben Bienenkorbes erhalten.

Im Spätmittelalter setzte sich allgemein der voll ausgebildete Aborterker durch, bei dem der Sitz vollständig im Erker untergebracht ist. Bei vielen Burgen finden sich derartige Anlagen in überraschender Anzahl. Nach Otto Piper soll die große Ganerbenburg Eltz an der Mosel gar 14 Aborterker besessen haben.

Große Garnisonsburgen wie die Anlagen des Deutschen Ordens benötigten neben den beschriebenen kleineren Abortanlagen manchmal eigene Aborttürme, die von der eigentlichen Burganlage abgesondert waren. Ideal war hier die Anlage eines solchen „Danskers“ über einem Fließgewässer. Das aufwändigste Beispiel eines solchen Abortturmes ist der Dansker in Marienwerder, der aber in seiner erhaltenen Form eine Rekonstruktion des 19. Jahrhunderts ist.

Eine ungünstig gelegene mittelalterliche oder frühneuzeitliche Abortanlage konnte ein gefährlicher Schwachpunkt der Befestigungsanlagen sein. So drangen angeblich 1204 einige Belagerer durch den Abortschacht in den Kapellenbau der inneren Vorburg der Burg Gaillard an der Seine ein. Der unglückliche Herzog Gottfried der Bucklige von Lothringen wurde 1076 gar auf dem Abtritt ermordet. Sein Mörder stieß ihm angeblich (nach Lampert von Hersfeld) ein Schwert durch die Öffnung des Aborterkers in den Unterleib.

Literatur


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