- Alfredy
-
Karl Alfredy (* 22. Januar 1877 in Wien; † nach 1935[1]; bürgerlich Alfred Kohn) war ein Kapellmeister und Komponist.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Alfredy war jüdischer Abstammung.[2] Nachrichten über ihn nach 1935 (aus diesem Jahre ist eine Photographie von ihm aus einer tschechischen Radiozeitung erhalten) fehlen ebenso wie sein genaues Todesdatum. Es ist zu vermuten, dass er in der Shoah umgekommen ist.
Alfredy schrieb Unterhaltungsmusik verschiedenster Richtung, z.B. auch Kompositionen zu Reklamezwecken. Für die Firma Bergmann & Co. in Radebeul, Dresden u. Zürich, Fabrikantin der „Steckenpferd“-Seife, komponierte er den Rheinländer Mein Steckenpferd, für die Firma Teekanne das Java-Lied 'Ich laß mich gar zu gern' (Tempo di Mazurka, Text u.Musik v. Karl Alfredy). Für den Vortragskünstler Robert Steidl schrieb er als „Charles Alfredy“ die Musik zu dessen Couplet Wer die Beine am schnellsten hebt, das dieser 1915/16 mit Pianobegleitung auf Grammophon 522 637 (Matr.Nr. 18 386 L) hinterlassen hat. Claire Waldoff sang sein Couplet Mädel, wenn die bösen Buben locken in der Saison 1921/22, welches auf Schallplatte Grammophon Gr 14 168 (Matr.Nr. 1259 ar) erhalten ist.
Schon in der Frühzeit des Mediums komponierte Alfredy für den Film. Alfredy hatte schon 1906 die Musik (Meißner Porzellan. Salon-Gavotte von C. Alfredi. Text von Leo Herzberg) zu Oskar Messters Tonbild Meissner Porzellan mit Rosa und Henny Porten geliefert. Vater Franz Porten führte Regie. Am 1.Januar 1906 war die Uraufführung.
Von ihm gibt es einen Pola Negri-Boston[3] aus der Zeit um 1919/20, als diese Schauspielerin aus Polen im deutschen stummen Film aufzutreten begann. Er ist auf einer Schallplatte des Lindström-Konzerns, Marke Parlophon (Parl. P.1071 (Matr. Nr. 2-2589): Pola Negri - Boston (Karl Alfredy) : Orchester Marek Weber) erhalten. Die Aufnahme datiert vom 16. Februar 1920.
Von Alfredy stammt die Musik zu der einzigen, 1919 in Deutschland hergestellten, nach dem Lloyd-Lachmann-Verfahren hergestellten Stummfilm-Operette mit dem Titel Das Kaviarmäuschen, Regie: Gerhard Dammann, Buch: Dr. Bruno Decker u. Karl Alfredy, Produktion: Lloyd-Film GmbH Berlin. Die Operette wurde im April 1919 uraufgeführt. Es handelte sich dabei um einen sogenannten Sing-Film, bei dem die Aufführung live, also durch lebende Sänger und ein Orchester mit lebenden Musikern, im Kino begleitet wurde. Die Morgen-Ausgabe der Vossischen Zeitung vom 25. März 1919 schrieb dazu auf Seite 6: „Die Filmoperette der Herren Dr. Bruno Decker und Karl Alfredy Das Kaviarmäuschen[3] ist eine mehr als übliche Operette, bei der ohne erkennbaren Beweggrund die Schauspieler oben auf der Leinwand den Mund aufmachen und unten im Orchester andere Leute singen. Daneben wird versucht, die Zensurfreiheit dadurch auszunutzen, daß man etwas länger als früher Mädchen zusehen darf, die sich umziehen.“
Der Titelschlager ist erhalten auf der Schallplatte POLYPHON 15 613 (27 590)(60 ar) von 1919: Walzerlied Du mein süßes Caviarmäuschen von Karl Alfredy: Orchester mit Gesang.
Lloyd-Lachmann-Verfahren
Das Lloyd-Lachmann-Verfahren ist benannt nach Julius Lachmann, dem Leiter der Lloyd-Film-Gesellschaft und Erfinder des Systems zur Synchronisation lebendiger Musiker und Sänger im Kino. Ein rautenförmiger Leuchtkörper, in der Kulisse des Lichtspielhauses aufgestellt, signalisierte dem Theaterkapellmeister die Einsätze durch Lichtblitze[4].
Werke
- Meissner Porzellan: Original-Kouplets im Gavottentempo; Alfredy, Karl ; Herzberg, Leo - Leipzig. Dietrich. [circa 1900]. 4 S.
- Alfredy, C.[arl]: Mein Steckenpferd. Rheinländer für mittlere Stimmlage. Gewidmet der Firma Bergmann & Co, Radebeul - Dresden, Zürich. 2 Seiten, um 1905. Musik-Verlag Metropol, Berlin.[3]
- Javalied Teekanne "Ich lass mich gar zu gerne", Musik Verlag "Metropol", Charlottenburg II., Joachimtsthalerstr. 7/8, 2 Notenseiten für Piano und Gesang, Text und Musik von Karl Alfredy Größe 34cm x 26cm. o.J. (ca.1920).[3]
- Wer die Beine am schnellsten hebt (Charles Alfredy / Robert Steidl). 3:20 (Robert Steidl / pf: Bruno Seidler-Winkler - Gramo/Zono 522 637 (mx. 18386 l) - Berlin, 1915/1916 (Franz Hampe))
Literatur
- Eva Weissweiler: Ausgemerzt! Das Lexikon der Juden in der Musik und seine mörderischen Folgen. Dittrich Verlag, Köln 1999. ISBN 3920862252.
- Birett, Herbert. Stummfilm-Musik: Materialsammlung. Berlin: Deutsche Kinemathek, 1970.
- Wahl, Christoph: Das Sprechen der Filme: Über verbale Sprache im Spielfilm. Ruhr-Universität Bochum: Phil. Diss 2003.
- Wedel, Michael: Der deutsche Musikfilm. Archäologie eines Genres 1914 - 1945. Edition Text und Kritik. Mai 2007.
Weblinks
- Literatur von und über Karl Alfredy im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag über Karl Alfredy im Bayerischen Musiker-Lexikon Online (BMLO)
- Meissner Porzellan
- Bild Alfredys aus Tschechischer Rundfunkzeitschrift
- Supplemental Result
- www.truesoundtransfers.de/Titellisten/TT2441.htm Titelliste Robert Steidl
Einzelnachweise
- ↑ 1935 laut hbz-Verbundkatalog
- ↑ Stengel-Gerigk 1943, S.18, 159, und Weissweiler, Eva: Ausgemerzt. Das 'Lexikon der Juden in der Musik' und seine mörderischen Folgen. Dittrich Verlag e.K. Oktober 1999. 444 Seiten, Pappbuch. ISBN 3920862252
- ↑ a b c d Belegexemplare der beiden Notenblätter für Teekanne und Steckenpferd-Seife sowie die Schallplatten mit dem "Caviarmäuschen" und dem "Pola Negri-Boston" befinden sich in der Medienkundlichen Sammlung Dr. Meyer, Nürnberg.
- ↑ Birett S.10 und Wedel S.94f., Wahl, Das Sprechen der Filme, S.95.
Personendaten NAME Alfredy, Karl ALTERNATIVNAMEN Alfredy, Carl; Alfredy, C.; Kohn, Alfred (bürgerlicher Name) KURZBESCHREIBUNG österreichischer Kapellmeister und Komponist GEBURTSDATUM 22. Januar 1877 GEBURTSORT Wien STERBEDATUM nach 1935
Wikimedia Foundation.