Gymnasium Corvinianum

Gymnasium Corvinianum
Gymnasium Corvinianum
Gymnasium Corvinianum.jpg
Schulform Gymnasium
Gründung 1477
Ort Northeim
Land Niedersachsen
Staat Deutschland
Koordinaten 51° 42′ 11,5″ N, 10° 0′ 6,3″ O51.70320510.001741111111Koordinaten: 51° 42′ 11,5″ N, 10° 0′ 6,3″ O
Träger Landkreis Northeim
Schüler ca. 1500
Lehrer ca. 110
Leitung Christoph Dönges
Website www.corvinianum.de

Das Gymnasium Corvinianum ist ein allgemeinbildendes Gymnasium im südniedersächsischen Northeim. Es wurde 1477 durch die Abgabe der Lateinschule des Klosters St. Blasien an die städtische Trägerschaft gegründet. Durch seine weit über 500-jährige Geschichte zählt das Corvinianum zu den ältesten Gymnasien im deutschen Sprachraum und ist zugleich mit ca. 110 Lehrern und über 1500 Schülern eine der größten Schulen in der Region.

Seit 1975 befindet sich die Einrichtung in einem Gebäudekomplex in der Wieterstraße. Bekannt ist das Corvinianum unter anderem für seine musikalische Förderung.

Inhaltsverzeichnis

Namensgebung

Anton Corvinus

Benannt ist das Gymnasium Corvinianum nach dem Reformator Northeims, Anton Corvinus. Dieser wurde am 27. Februar 1501 in Warburg an der Diemel geboren. Sein ursprünglicher Name war eigentlich „Rabe“, doch folgte er dem Vorbild vieler Humanisten und ließ seinen Namen in Corvinus (lat. „Zum Raben gehörig“) umändern. Schließlich verfasste er im Jahr 1539 die Kirchenordnung Northeims, in der er innerhalb eines Kapitels die humanistischen Grundideen des Schulwesens vorschrieb. Auf Grund der maßgeblichen Mitgestaltung der Bildungsziele bekam die Schule im Zuge der Anerkennung zum Vollgymnasium vom Kultusministerium und des Umzuges in das zu jener Zeit neu errichtete Gebäude in der Wilhelmstraße 1905/06 offiziell den Namen Corvinianum.

Als problematisch empfanden den Namen die Machthaber in der Zeit des Nationalsozialismus, so dass die Schule 1940 in „Graf-Otto-Schule“ umbenannt wurde. Später besann man sich jedoch wieder auf den ursprünglichen Namensgeber.

Spätestens bei dem Zusammenschluss der Richenzaschule für Mädchen und der Corvinus-Schule wurde Anton Corvinus als Namensgeber bestärkt, da dieser schon 1539 in seiner Kirchenordnung auch die Bildung der Mädchen, der „meidlin zucht“ (CORVINUS 1539), als wichtig erachtet hatte.

Geschichte

Gründungszeit (15.– 16. Jh.)

Seinen Ursprung hat das Corvinianum im 15. Jahrhundert. Zu Beginn des 15. Jh. bestand bereits eine Knabenschule des Klosterns St. Blasien und eine städtische Schule bei St. Sixti. Schließlich wurde von Abt Bernhard anerkannt, trotz vorangegangenem Verbot durch Papst Eugen IV. 1432, dass die Lateinschule des Benediktinerklosters in städtische Trägerschaft gegeben wurde. Schulhaus und Schulmeister wurden folglich von der Stadt unter lediglich ein Mitspracherecht des Abtes Bernhard gestellt und von ihr finanziert. Dieses Ereignis am 7. April 1477 stellt somit den Gründungzeitpunkt des Corvinianums dar.

1539 regelte Anton Corvinus in seiner Kirchenordnung Northeims die Grundlagen des Schulwesens. Zum einen legte er die Anstellung und Entlohnung des Kollegiums fest, zu dem Rektor, Konrektor, Kantor und „infimus“ (lat. Unterster im Rang) gehören sollten, und zum anderen gab er einen humanistischen Lehrplan vor. Die Vorgabe beinhaltete zu lesende Lektüre sowie eine Erweiterung des Fächerspektrums. Des Weiteren wurde festgesetzt, dass die Höhe des Schulgelds abhängig von der finanziellen Lage der Familie des Betreffenden sein müsse. Dadurch mussten arme Leute kein Schulgeld zahlen. 1551 wurde nördlich der St.-Sixti-Kirche das Schulhaus errichtet.

17.– 18. Jahrhundert

Im Jahr 1648 übernahm der Konrektor Johann Andreas Bütemeister die Leitung der Schule, obwohl nach dem Dreißigjährigen Krieg nur noch 40 von 150 Vollbürgern Steuern aufbringen konnten. 1665–1671 unterstand die Schule zum zweiten Mal der Führung Johann Andreas Bütemeisters.

1738 brachte Professor Gesner eine Schulordnung hervor, in der es heißt, es müsse der Schwerpunkt auf die Inhalte umgeändert werden, die für das bürgerliche Leben wichtig seien. Erst 40 Jahre später reagierte man auf die Schulordnung Gesners in Form eines Berichts an das Kurfürstentum in Hannover, in dem man die Ordnung befürwortete und in angewandter Form offen legte.

19. Jahrhundert

Der Magistrat Northeims erwähnt 1808 den Lehrer Gödecke als sehr sprachgewandt. Das war von großem Vorteil, da Französisch durch die Angehörigkeit zum Königreich Westphalen unter König Hieronymus Napoleon zum Pflichtfach erklärt wurden war. Wenige Jahre später, 1817, wurde ein neues Schulgebäude gebaut, als die Leitung der Schule bei dem zuvor erwähnten Gödecke lag. Wegen Einsturzgefahr des maroden, alten Schulhauses und auf Grund von Platzmangel bestand die Notwendigkeit eines Neubaus, der westlich der St.-Sixti-Kirche errichtet wurde.

Bereits 1808 war der angeführte Platzmangel von Dr. Reddersen vermerkt worden, denn es wurden zum Teil bis zu 95 Schüler in einer größeren Stube unterrichtet. Nachdem sich nun die Schule in dem neuen Gebäude befand, wurde sie 1829 auf ein Progymnasium herabgestuft, d.h. sie sollte nur noch zur Vorbereitung auf den Besuch der gymnasialen Oberstufe dienen. Grund für die Herabstufung war eine Abschlussprüfung, die von den Universitäten von nun an zur Aufnahme abverlangt wurde. Dadurch, dass wohlhabende Familien ihre Söhne privat unterrichten ließen und normale Bürger wenig Wert auf das Studieren der Söhne legten, waren die Schülerzahlen des gymnasialen Zweigs rückläufig. Daraus ergab sich, dass einige Fächer nicht mehr unterrichtet werden konnten. Somit war es nicht möglich die Anforderungen, die ein Studium stellte, zu erfüllen.

Zwar wurden gymnasiale und berufsorientierte Bildung 1857 unter Rektor Vennigerholz klar voneinander getrennt, doch stand der Anerkennung als Vollgymnasium die Unterbringung beider Zweige in demselben Gebäude im Weg. Daraufhin wurde 1869 das Bildungswesen an das preußische angelehnt, da Hannover zuvor, im Jahr 1866, von Preußen annektiert worden war. Trotz der mittlerweile erfolgten Trennung (man brachte die Bürgerschule im Kommandantenhaus am Marktplatz unter) musste der Status als Progymnasium beibehalten werden. 1882 wurde die Schule durch eine Bildungsreform aufgestuft, jedoch muss sie schon 1892 die Rechte eines Vollgymnasiums durch eine weitere preußische Bildungsreform wieder abtreten. Schließlich schafft Direktor Dr. Roesener es durch vehementen Einsatz, dass 1902 die Schule als humanistisches Vollgymnasium anerkannt wurde.

20. Jahrhundert

In den Jahren 1905/06 erhielt die Schule nun endlich den Status eines Vollgymnasiums, und ein Schulgebäude an der Wilhelmstraße wurde im neugotischen Stil erbaut. Die Kosten hierfür betrugen etwa 216.000,- RM. Anlässlich dieser Ereignisse bekam die Ratsschule nun offiziell den Namen Gymnasium Corvinianum. Das Corvinianum fasste in dem darauf folgenden Jahr 12 Lehrer und 226 Schüler. Am 1. Oktober 1913 ging Roesener nach 35 Jahren in den Ruhestand und wegen seines besonderen Verdienstes von Wilhelm II. mit einer Urkunde geehrt. Während des Ersten Weltkrieges verlor die Schule Schüler und Lehrer entbehren, so dass 1918 143 gefallene Schüler zu verzeichnen waren. 1925 gab es eine Richtlinie, die bewirken sollte, dass Schüler sich selber Sachverhalte erarbeiten, anstatt Gelerntes zu reflektieren. Dennoch setzte diese sich in der Zeit des Nationalsozialismus nicht durch.

Während des Dritten Reichs wurde der Unterricht am Corvinianum auf ein Minimum heruntergefahren, so dass dieser nur sporadisch stattfinden konnte und nur selten Reifeprüfungen abgenommen wurden. Besonders gravierend traf es die Jahre 1939–1950. Vom 4. Mai – 10. Mai war das Schulgelände zum Beispiel wegen einer Reichstagung der Nationalsozialistischen Kriegsopferversorgung (NSKOV) geräumt worden und Mitte August wurde ein Großteil der Schüler zur Ernte eingesetzt. Somit war eine Beurteilung der Schüler oft gar nicht möglich. Im September 1943 wurde das Schulgebäude zu einem Reservelazarett und der Unterricht konnte zeitweise durch Luftangriffe nicht stattfinden. Zwar nahm man anschließend den Unterricht wieder auf, jedoch kam der strenge Winter diesem in die Quere. Dadurch führte man Ostern 1943 die letzte Reifeprüfung während des Krieges durch. Der Unterricht fand auf Grund von Platzmangel in Räumen des Rathauses, in der Feuerwache oder sogar in Gaststätten statt. Erschwerend kamen Ernteeinsätze und Einziehung der Jahrgänge 1926–1928 hinzu. Nach den Weihnachtsferien 1944/45 kam der Unterricht unter Leitung Dr. Bückmanns bedingt durch den Krieg nun ganz zum Erliegen. Zuvor war das Corvinianum („Graf-Otto-Schule“) für ein Kriegslazarett aus Polen geräumt worden. Nach Einmarsch der amerikanischen Truppen hat das Corvinianum 3 gefallene Lehrer und 185 gefallene Schüler zu beklagen. Im November 1945 konnte der Unterricht unter britischer Besatzungsmacht wieder aufgenommen werden.

Nachkriegszeit

Richenza-Gebäude (Gebäude 2)
Gebäude 3 und 4

1950 wurden sowohl die Richenza-Schule als auch das Corvinianum in dem Gebäudekomplex der Scharnhorstkaserne untergebracht. Im Jahr 1953 ging Dr. Bückmann nach 25 Jahren in den Ruhestand und sein Nachfolger, Dr. Fankhänel, forderte den Umzug zurück in die Wilhelmstraße, wo immer noch das Krankenhaus vorzufinden war. Am 31. Januar fand dieser Umzug statt. Auf Forderung der Elternschaft einige Jahre vorher nahm man zum ersten Mal den mathematisch-naturwissenschaftlichen Abiturzweig ab. Die Schulleitung ging 1971 an Ulfert Balcke-Herlyn über, dem die Aufgabe auferlegt wurde, einen neuen Gebäudekomplex in der Wieterstraße zu errichten und für Fachräume Sorge zu tragen. Das Corvinianum als koedukatives Gymnasium entstand durch Genehmigung des Regierungspräsidenten in Hildesheim am 1. Oktober 1973 durch die Zusammenlegung der Richenza-Schule für Mädchen und des Corvinianum. Bis zum 1. August 1975 war man an dem neuen Standort, der aus den Gebäuden der Richenza-Schule, der Martin-Luther-Schule und der Kardinal-Bertram-Schule bestand. Diese drei Gebäude verband der bis Anfang 1974 errichtete Neubau. Durch die Beschlüsse des Kultusministeriums trat am 1. August 1976 das neugeschaffene Kurssystem mit individuellen Schwerpunkten in Kraft.

Aktuelle Daten

Zurzeit beherbergt der Gebäudekomplex an der Wieterstraße über 1500 Schüler und ein Kollegium von ca. 110 Lehrern unter der Schulleitung von Christoph Dönges. Die Schule besitzt zu diesem Zweck drei Gebäude, die durch ein viertes, den Neubau, miteinander verbunden wurden. Zwei Schulhöfe und drei Sporthallen gehören ebenso zu dem Schulgelände.

In dem Gebäude Nr.1 befinden sich Klassenräume, der Schulkiosk sowie eine große Aula. In dem daran anschließendem Gebäude 0 sind im Erdgeschoss der Verwaltungsbereich, eine Bücherei und ein großes Forum untergebracht. In der darüber liegenden Etage befinden sich Musikbereich, Kunst-, Computer- und Erdkunderäume. Darüber sind die naturwissenschaftlichen Fachräume vorzufinden. In den Gebäuden 3 und 4 befinden sich weitere Klassenräume, die überwiegend von der Oberstufe genutzt werden, sowie einen Computerraum und weitere Kunsträume.

Schulprofil

Förderung und AGs

„Die Zündhölzer“ spielen Shakespeare

Das Corvinianum ist auch außerhalb der Unterrichtszeit sehr um das Wohl der Schüler bemüht und verfolgt das Ziel engagierte und qualifizierte Abiturienten hervorzubringen. Deshalb besteht für die Schüler eine große Auswahl an Arbeitsgemeinschaften und die Möglichkeit speziell gefördert zu werden.

Der Schwerpunkt liegt auf Seiten der musikalischen und kreativen Erziehung, was durch Arbeitsgemeinschaften wie das Schulorchester Capella Corviniensis, unter der Leitung von Thomas Constien, das seit Gründung 1956 durch Heinz-Günter Karbaum zu einem Sinfonieorchester herangewachsen ist, oder durch den Schulchor Ars Musica Vocalis, unter Leitung von Heinz Weyhing, deutlich wird. Des Weiteren existieren zum Beispiel eine Corvi Jazz-Band, geleitet von Lothar Kohn, und seit 1976 eine in Südniedersachsen recht bekannte Theater AG, genannt „Die Zündhölzer“.

Zusätzlich ist auch noch die Musikalische Jugendförderung Northeim e.V. zu nennen, die in dem Musikbereich der Schule angesiedelt ist und privaten Musikunterricht anbietet. Für Nachhilfeunterricht sorgt das Konzept „Schüler helfen Schülern“ (ShS), welches der Unterstufe ermöglicht Nachhilfe von Schülern der Oberstufe in Anspruch zu nehmen. Zudem schaffen Sport-AGs oder Sportexkursionen den körperlichen Ausgleich. Am Großen Kiessee hat das Corvinianum für den Sportunterricht und für AGs Ruderboote und Kanus.

Das Corvinianum fördert gezielt auch Schüler mit besonderen Begabungen und ist im Kooperationsverbund Hochbegabung aktiv, dem außerdem zwei Northeimer Grundschulen angehören.

Finanziert werden viele Arbeitsgemeinschaften oder Anschaffungen für die Schüler, so die Tischtennisplatten, das Mobiliar der Cafeteria, die Gestaltung der Schulhöfe, oft durch den Förderverein Gymnasium Corvinianum e.V..

Partnerschulen

Neben den schon genannten Aktivitäten pflegt das Corvinianum die Beziehungen zu mehreren Partnerschulen und bietet den Schülern somit die Möglichkeit, an Schüleraustauschen teilzunehmen.

Eine Chorpartnerschaft hat die Schule mit dem Goethegymnasium Weimar und einer Schule in Tallinn. Des Weiteren wird regelmäßig ein Schüleraustausch mit einer Schule in Magnanville bei Paris und der Westford Academy in Westford bei Boston durchgeführt. Die letzte im Bunde ist die Peterschule in St. Petersburg.

Bekannte Absolventen

Loriot legte am Corvinianum sein Abitur ab
  • Der berühmte Komödiant und Schauspieler Bernhard Victor Christoph-Carl von Bülow, besser bekannt als Loriot, legte 1946 das Voll-Abitur am Corvinianum ab.
  • Georg Diederichs (SPD), früherer niedersächsischer Ministerpräsident und Mitgestalter am Grundgesetz.
  • Helmut Fiebig (1956-2011), deutscher Journalist und Filmkritiker
  • Danny Bokelmann, besser bekannt als der beim Verlag "Wolfpack Entertainement" unter Vertrag stehende Rapper D-Bo.

Bekannte Lehrer und Erzieher

Erfolge

In den vergangenen Jahren verbuchten Schüler des Corvinianum Erfolge im Rahmen der landes- und bundesweiten Wettbewerbe Jugend trainiert für Olympia und Jugend musiziert.

Außerdem gewannen Schüler Preise beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten, der Mathematikolympiade, dem Fremdsprachenwettbewerb und einem Bundeswettbewerb des Nachrichtenmagazins Focus.

Schulische Veranstaltungen

Bestimmte Veranstaltungen der Schule haben sich mittlerweile in ihrer Tradition festgesetzt. Dazu gehören die beiden jährlichen Musikalischen Abende, an denen u.a. Arbeitsgemeinschaften der Schule teilnehmen und den Einwohnern Northeims musikalische und tänzerische Einlagen darbieten. Außerdem gibt es einen jährlichen Sporttag für die Unterstufe mit anschließendem Fußballspiel der Lehrer gegen die Schülermannschaft. Weiter sind die Themenabende zu nennen, wie die spanische Fiesta Latina oder das Literaturcafé.

Literatur

  • Günter Merl (Schriftleitung): Corvinianum. 1477–1977. Festschrift zum 500-jährigen Bestehen des Northeimer Gymnasiums. Gymnasium Corvinianum, Northeim 1977, 111 S.
  • Gymnasium Corvinianum Northeim: 525 Jahre Gymnasium Corvinianum Northeim. Schule in städtischer Trägerschaft. 1477–2002. Gymnasium Corvinianum, Northeim 2002, 117 S.

Weblinks


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