Gänselieselbrunnen

Gänselieselbrunnen
Gänseliesel im Wappen von Monheim am Rhein

Gänseliesel ist die Bezeichnung für eine Frauenfigur in Verbindung mit Hausgänsen. Liesel ist eine Kurzform des weiblichen Vornamens Elisabeth.

Die Figur der Gänseliesel wurde häufig von Künstlern in Form von Gemälden oder Skulpturen thematisiert. Als schmückendes Element von Gebäuden und Brunnen finden sich vielerorts Reliefs oder Statuen, die eine Gänseliesel zeigen. Oft handelt es sich dann um Darstellungen von Alltagssituationen, in denen Mägde oder Mädchen die Gänse hüten oder zum Markt bringen.

Inhaltsverzeichnis

Brunnenfiguren

Das Göttinger Gänseliesel

Das Göttinger Gänseliesel mit Blumenschmuck

Das Gänseliesel vor dem alten Rathaus ist als Brunnenfigur seit 1901 das Wahrzeichen der Universitätsstadt Göttingen. Seit 1990 handelt es sich hierbei um eine Kopie, während sich die Originalfigur im Städtischen Museum befindet.

Die Bronzefigur des Brunnens wurde vom Bildhauer Paul Nisse nach einem Entwurf des Architekten Heinrich Stöckhardt geschaffen. Sie stellt ein junges Mädchen umgeben von mehreren Gänsen dar. Zur Neugestaltung des Marktbrunnen hatte der Magistrat der Stadt Göttingen bereits 1898 einen Wettbewerb ausgeschrieben, in dem die Jury dem Entwurf „Gänsemädel“ den zweiten Preis zuerkannte. Den ersten Preis erhielt der Entwurf „Im Geiste der Alten/Tugendbrunnen“ von K. Mehs und H. Jehs. Nach der Preisverleihung hatte die Göttinger Bevölkerung die Gelegenheit, ihr Urteil abzugeben. Schließlich wurde, nach langer Debatte in der Bürgerschaft, am 8. Juni 1901 die Figur des Gänsemädels aufgestellt. Eine offizielle Einweihung fand nie statt.

Teile der Studentenschaft bezog die Brunnenanlage bald in ihr Brauchtum ein. Nach ihrer Immatrikulation bestiegen die Studenten den Brunnen, um die Brunnenfigur zu küssen. Da dieses häufig im Rahmen lautstarker Feiern geschah, wurde am 31. März 1926 eine Verordnung erlassen, die das Erklettern des Marktbrunnens und ein Küssen des Gänseliesels unter Strafe stellte. Weil sich die Studenten nicht daran hielten, führte dieses 1926 zu einem „Kuss-Prozess“. Nachdem im Sommersemester der cand. jur. Graf Henckel von Donnersmarck auf frischer Tat ertappt wurde, musste er eine Geldstrafe von zehn Reichsmark zahlen.[1] Der Jurastudent focht zwar die Ordnungsstrafe an und forderte vom Gericht „Kussfreiheit“ und „doch den Bann von den bronzenen Lippen zu lösen“, aber er hatte weder vor dem Göttinger Amtsgericht noch vor dem Berliner Kammergericht damit Erfolg. Das Kussverbot galt offiziell weiterhin, aber wurde kaum beachtet. Allerdings waren es in den letzten Jahrzehnten nicht mehr die Neuimmatrikulierten, die das Gänseliesel küssten, sondern Doktoranden nach ihrer erfolgreichen Prüfung. Dabei wird dem Gänseliesel ein Blumenstrauß überreicht. Manche weiblichen Doctores ziehen es vor, dem Knaben auf dem Hirtenbrunnen am Wall/Groner Tor oder dem Standbild Lichtenbergs ihre Aufwartung zu machen. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Gänseliesels hob der Rat der Stadt das Kussverbot für diesen einen Tag offiziell auf.[2][3]

Seit 1995 wird einmal jährlich von einem Regionalwirtschaftsverband ausgehend in einem Wahlverfahren eine junge Frau zum „Gänseliesel“ gewählt. Sie übernimmt repräsentative Aufgaben (vor allem in der Regionalwirtschaftsförderung).

Die Gänseliesel von Monheim am Rhein

Die Stadt Monheim am Rhein trägt seit 1939 eine Gänseliesel im Wappen, das vom Heraldiker Wolfgang Pagenstecher nach dem Vorbild des Siegels von Amtsvogt Johann Wilhelm Aschenbroich 1791 entworfen wurde. In der Stadtmitte vor dem Rathaus-Center befindet sich ein Gänseliesel-Brunnen mit zwei wasserspeienden Gänsen, der 1937 vom Düsseldorfer Bildhauer Julius Haigis aus Bronze gestaltet wurde. Seit 1955 bildet jährlich eine Gänseliesel zusammen mit der Sagengestalt des Spielmanns das „Traditionspaar“ der Rheingemeinde.[4]

Gänseliesel in anderen Städten

Ähnliche Brunnenfiguren gibt es auch andernorts, beispielsweise in Hannover auf dem Steintorplatz (Carl Dopmeyer, 1898), in Berlin-Wilmersdorf auf dem Nikolsburger Platz (Cuno von Uechtritz-Steinkirch, 1910) und auf dem Haußmannsplatz in Kreischa.

In Stuttgart gibt es einen Gänsepeterbrunnen.

Verweise

EInzelnachweise

  1. Alexander Hüsing: Göttinger Gänseliesel: "Geben Sie Kussfreiheit", Spiegel Online 06.06.2001 Abgerufen am 28.11.2008
  2. Antje Koolman, Sünne Jutrcenka: Geschichte des Gänseliesel-Brunnens. In: Geschichtswerkstatt Göttingen e.V./GöCam.de. Abgerufen am 28. November 2008.
  3. Ruth Baumgarten: Gänselieselbrunnen. In: Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie der Georg-August-Universität Göttingen. 2005. Abgerufen am 28. November 2008.
  4. Monheim-Lexikon: Gänseliesel und Spielmann. In: Stadtarchiv Monheim am Rhein. 8. Februar 2008. Abgerufen am 28. November 2008.

Literatur

  • Günther Meinhardt: Die Geschichte des Göttinger Gänseliesels. Heinz Reise Verlag, Göttingen 1967

Weblinks

51.53279.93512222222227Koordinaten: 51° 31′ 58″ N, 9° 56′ 6″ O


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