Gänsheide

Gänsheide
48.46019.11313
Landeshauptstadt Stuttgart
Stadtbezirk Stuttgart-Ost
Stadtteil Gänsheide
Stadtkarte
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Über dieses Bild
Liste der Stadtteile Stuttgarts
Einwohner: 3.763 (Stand 2009)
Fläche: 86 ha
Bevölkerungsdichte 4376 Einw./km²
Postleitzahl: 70184
Quelle: Datenkompass Stuttgart
Blick auf die Pischekstraße (Gänsheide)
Die Bosch Villa
Villa Reitzenstein mit Parkansicht
Christuskirche
Gedenkplatte für Karl Gerok auf der Geroksruhe

Die Gänsheide ist ein Stadtteil im Stuttgarter Stadtbezirk Ost, und belegt als Hochfläche das Gebiet zwischen Geroksruhe und Uhlandshöhe. Mit den Stadtteilen Gaisburg, Berg, Gablenberg, Ostheim, Frauenkopf, Stöckach und Uhlandshöhe bildet sie seit 2001 den inneren Stadtbezirk Stuttgart-Ost.

Inhaltsverzeichnis

Flurname

Der heutige volkstümliche Begriff Gänsheide geht zurück auf seine ursprünglichste Bezeichnung als Gennswaidheide mit dem Gennswald, der aus dem Jahr 1447 stammt. Allerdings wird vermutet, dass eine nochmals frühere Bezeichnung aus der begrifflichen Fusion von Gänsweidwald und Heide zu Gänsweidwald-Heide voranging.[1] Trotz der auf Gänsewirtschaft hindeutenden Ethmologie, war die trockene Gegend der Hochfläche für Gänsehaltung ungeeignet. Vielmehr herrschten Ziegen- und Rinderwirtschaft vor. In einem Lagerbuch von 1632 ist von der Hochfläche als Geyssheyd und Gablenberger Heid die Rede.

Da andererseits ein Brunnen sein Wasser über das obere Ortsende von Gablenberg führte, könnten die Begriffe Gänswald (ehemals Gennswald) und Gänsweiden (also Gänsehaltung) auch daher rühren.

Die Gänsheide war ein altes Allmand, mithin eine Region, die von allen Viehwirten genutzt werden durfte, da sie allen gemeinsam gehörte. Die Gänsheide war durch einen Zaun gegen Rot- und Schwarzwild befriedet. Dessen drei Tore hatte der Gablenberger Hirte auf die Nacht hin zu schließen.[2]

Geologie und Geschichte

Da die Gänsheide den Rest eines Urmeeres darstellt, finden sich verschiedene Keuperschichten mit Gipsmergel und rotem wie grünem Schilfsandstein. Letzterer wurde in Steinbrüchen als Werkstein für den Bau von Stuttgarter Häusern und Kirchen abgetragen. Auf Höhe der Geroksruhe findet sich weißer Stubensandstein, einst geeignetes Medium zum Fegen von Holzböden.

Bei Anlage des Gartens der 1912 erbauten Villa Bosch stieß man in ausgehobenen Kieselsandsteinplatten auf Fährten vorzeitlicher Tiere, wie dreizehigen Dinosauriern.

Einer der vielzahligen im Bundesgebiet verstreuten Rennwege findet sich als Abzweiger an der Geroksruhe. Ein solcher vorgeschichtlicher Weg kam von den Fildern und führte unterhalb des Frauenkopfes auf dem Bergrücken bis zur Wangener Höhe um zum heutigen Hedelfingen weiterzuleiten.

Den Stubensandstein an der Geroksruhe verwendete man in römischer Zeit zur Gestaltung von Säulen und Bildern, von denen Fragmente übrig geblieben sind. Für An- und Abtransporte wurde der heutige alte Gablenberger Viehtrieb genutzt, der zudem Teil einer römischen Fernstraße gewesen war.

Nach dem Untergang der Staufer belagerte Rudolf von Habsburg Stuttgart. Eine Wagenburg als kreisförmiger Abwehrschirm von Trosswagen wurde erstellt. Es wird vermutet, dass auf Höhe des Eugenplatzes Stellung bezogen wurde, um den Stadtmauerring zu brechen. Nach wochenlanger Belagerung brach der Widerstand. Heute erinnern die "Wagenburgstraße" und der "Wagenburgtunnel" terminologisch an diese Ereignisse.

Wirken auf der Gänsheide

ehemalige Villen und Lokale

  • Das 1890 erbaute Kurhaus Gänsheide bekam mit Übernahme durch seinen neuen Eigentümer den Namen Kurhaus Zorn und konkurrierte mit der Restauration zum Bubenbad um die Bedeutung als wichtigstes Lokal und gesellschaftlicher Mittelpunkt auf der Gänsheide. Das Kurhaus Zorn wurde 1908 abgerissen. Heute befindet sich auf dem Gelände das Anwesen der Kunststiftung Baden-Württemberg.
  • 1886 wurde mit dem Ottilienhaus ein Sanatorium für Nervenkranke geschaffen. Der Leiter der Anstalt war der Sohn der Jugendschriftstellerin Ottilie Wildermuth, woher der Name des Anwesens rührte. Heute steht an dem Ort ein in den 1970er Jahren errichtetes Altenpflegeheim.
  • Weitere ehemals berühmte Villen waren die Villa Wagenburg (1863), Villa Miller (1866), Villa Clason (später Villa Alexandra (1873), Villa Libanon (1975) des Naturforschers Oscar Fraas, Villa Felix (1877), Villa Regina (1904) (ritterburgartige Fabrikantenvilla (Friedrich Hauff), von der heute noch der kleine Aussichtspunkt auf der Uhlandshöhe existiert), Villa Leins (1906), Villa Eisenlohr (1906).[4]

heutiges Leben und Wirken auf der Gänsheide

  • Kurz vor der Zufahrt zur Wangener Höhe liegt die Geroksruhe, eine ehemalige Flaniermeile mit Schutzhaus und angeschlossener Gastronomie (Höhenrestaurant aus dem Baujahr 1898) und heutiger Aussichts- und Kinderspielstätte. Der Name geht auf den Pfarrer und Dichter Karl von Gerok zurück, der bei seinen Stuttgarter Aufenthalten, Wanderungen von diesem Ort ausgehen ließ. Gegenüber dem Höhenrestaurant lag das Restaurant-Hotel Geroksruhe aus dem Jahr 1880, das als Ausflugsgaststätte mit großem Biergarten fungierte. Der große Hotel-Altbau wurde 1995 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.
  • Die Gaststätte Restauration zum Bubenbad wurde 1875 von Johann Gottlieb Eckart eröffnet. Sie war ein beliebter Ausflugsplatz in Stuttgart und von Bürgern wie dem König nebst Hofstaat gleichermaßen besucht.[5] Noch heute dient das Bubenbad gastronomischen Zwecken.
  • Zahlreiche Sommer- und Künstlerhäuser prägten die Gänsheide. So das von Albert Kappis erbaute Landhaus Haus Kappis-Haaga im Schwarzwälder Stil, das allerdings vor dem Einzug der Familie an einen Fabrikanten namens Haaga veräußert wurde. Lange war ein großes, türmegeschmücktes Anwesen Wahrzeichen der Gänsheide, die Villa Gierth nebst dem beeindruckenden Gierthschen Gartenhauses. Letzteres musste dem Strassenbau weichen. Eigentümer war der Pelzhändler Gierth. Der Tiermaler und Hauskünstler des Tiergarten Nill, August Specht, erbaute auf der Gänsheide sein Sommerhaus Specht.

Siehe auch

Stuttgart-Mitte Stuttgart-Ost

Einzelnachweise

  1. Kurz, Die Gänsheide, S. 14
  2. Kurz, Die Gänsheide, S. 14
  3. Kurz, Die Gänsheide, S. 21-23
  4. Kurz, Die Gänsheide, S. 44-55
  5. Kurz, Die Gänsheide, S. 25

Literatur

Jörg Kurz, Die Gänsheide, Geschichte und Kultur, Verlag im Ziegelhaus, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-925440-16-8.


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