- H. Lewis Always
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George Orwell (* 25. Juni 1903 in Motihari, Bihar, Britisch-Indien als Eric Arthur Blair; † 21. Januar 1950 in London) war ein britischer Schriftsteller, Essayist und Journalist. Durch die Farm der Tiere und 1984 wurde Orwell weltbekannt und zählt heute mit seinem Gesamtwerk zu den bedeutendsten Schriftstellern der englischen Literatur. Orwell benutzte zeitweise auch das weitere Pseudonym H. Lewis Always.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Kindheit
Orwell wurde in Indien als Sohn englischer Eltern, Richard Walmesley Blair und Ida Mabel Lemouzin, geboren. Zur Familie gehörten noch seine ältere Schwester Marjorie und die jüngere Schwester Avril. Im Alter von einem Jahr nahm seine Mutter ihn und Marjorie mit nach England. Sein Vater, der als Kolonialbeamter für den Indian Civil Service für die Opiumernte zuständig war, blieb in Indien. Auch nach einem dreimonatigen Besuch bei seiner Familie im Jahre 1907 kehrte er dorthin wieder zurück.
Ausbildung
Im Alter von sechs bis acht Jahren besuchte George, wie zuvor seine Schwester, die anglikanische Kirchenschule in Henley-on-Thames. Auf Empfehlung seiner Schule wurde er von der St. Cyprians Vorbereitungsschule in Eastbourne, Sussex, einem Internat für Kinder der englischen Oberschicht, aufgenommen. Aufgrund seiner Leistungen wurde den Eltern die Hälfte des Schulgeldes erlassen. Seine Erfahrungen an der St.-Cyprians-Schule fasste er 1946/1947 in dem 1952 veröffentlichten Essay Such, Such Were the Joys (dt. Die Freuden der Kindheit, 1989) zusammen. Das Internat verhalf ihm zu einem Stipendium vom König und vermittelte Studienplätze an den Kollegien von Wellington und Eton. 1917 ging Orwell nach Wellington, wechselte jedoch nach kurzer Zeit auf das Eton College, welches er bis 1921 besuchte. Hier lernte er Cyril Connolly, den späteren Herausgeber des Horizon Magazines, kennen, der viele seiner Kurzberichte veröffentlichen und zu einem Freund auf Lebenszeit werden würde.
Von Burma nach London
1921 geht Orwell zur britischen Kolonialpolizei nach Burma. Erlebnisse während seines Dienstes wird er 1931 und 1936 in den Essays Einen Mann hängen und Shooting an Elephant verarbeiten. Das Vorgehen der britischen Kolonialmacht, deren Teil er ist, bewegt ihn dazu, den Dienst bei der Polizei zu quittieren. 1927 kehrt er nach England in der Absicht zurück, Schriftsteller zu werden. 1928 zieht er nach Paris in der Hoffnung, dort als Englischlehrer Arbeit zu finden. Mangelndes Interesse in beiden Bereichen zwingt ihn dazu, als Tagelöhner Gelegenheitsarbeiten zu verrichten (unter anderem als Hopfenpflücker und als Tellerwäscher). Elend und krank geht er 1929 zurück nach England, wo sich seine Situation nicht verbessert. Erst kleinere Schreibaufträge von Freunden retten ihn aus seinem Dasein als Obdachloser, wie er 1933 in Erledigt in Paris und London (engl. Down and out in Paris and London) schildert. Seine Erlebnisse und Erfahrungen in Burma beschreibt er 1934 in dem Roman Tage in Burma (engl. Burmese Days).
Noch 1936 lebt Orwell in so bitterer Armut, dass er bei seiner Hochzeit mit Eileen O’Shaughnessy kein Geld für die Eheringe hat. Anfang 1936 reist er im Auftrag des Left Book Clubs in die Industriereviere Nordenglands, um die Lage der arbeitenden Bevölkerung zu dokumentieren. Der Bericht erscheint 1937 als Der Weg nach Wigan Pier (engl. The Road to Wigan Pier).
Spanischer Bürgerkrieg
1937 nimmt Orwell auf Seiten der (als trotzkistisch geltenden) POUM (Partido Obrero de Unificacion Marxista, Arbeiterpartei der Marxistischen Einheit) am spanischen Bürgerkrieg teil und wird schwer verwundet (Halsdurchschuss). Der Verfolgung durch moskautreue Kommunisten entzieht er sich, indem er Spanien wenig später verlässt. Viele seiner ehemaligen Kameraden wurden eingesperrt und vermutlich nie wieder in die Freiheit entlassen. Das Buch Mein Katalonien (engl.: Homage to Catalonia) ist ein Erfahrungsbericht und eine Analyse des spanischen Bürgerkriegs, des damaligen politischen Geschehens und der Rolle der Medien.
Zeit des Zweiten Weltkrieges
Nach Kriegsbeginn arbeitete Orwell vermehrt als Buchkritiker, wobei ihm zugute kam, dass viele seiner Kollegen im Krieg dienten. Orwell wurde wegen seiner latenten Tuberkulose nicht eingezogen. Im Juni 1941 erhielt Orwell der Biografie von George Bowker zufolge ein Angebot der BBC als „English language producer“, wo er sich im Wesentlichen mit der Produktion von Kriegspropaganda beschäftigte. Orwell wurde aufgrund seiner literarischen Fähigkeiten, aber auch wegen seiner bisherigen Aufsätze gegen den Faschismus sowie seiner Kriegserfahrung in Spanien eingestellt. Von August 1941 bis September 1943 arbeitete Eric Arthur Blair in der Redaktion der Indian Section des BBC Eastern Service. Allerdings musste er sich der Zensur unterwerfen, worunter er so gelitten hat, dass er 1943 trotz guten Einkommens kündigte. In diesen zwei Jahren sammelte er wesentliche Erfahrungen mit englischer, deutscher und russischer Propaganda, die sich in der Arbeit von Winston Smith in 1984 wiederfindet. Die in 1984 beschriebene Atmosphäre der Kantine soll große Ähnlichkeiten mit derjenigen der BBC-Kantine jener Zeit haben. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs arbeitet Orwell als Kriegsberichterstatter für den Observer, 1944 in Paris und 1945 kurz im besetzten Deutschland.
Der Durchbruch als Autor und Schriftsteller
Der Durchbruch gelingt ihm erst nach dem Krieg, fünf Jahre vor seinem Tod mit der 1945 erschienenen Fabel Farm der Tiere (engl. Animal Farm: A Fairy Story), die das Scheitern der russischen Revolution durch den Verrat des Stalinismus an den sozialistischen Idealen beschreibt. Wendungen aus dem Buch werden Gemeingut, so etwa alle Tiere sind gleich, doch einige sind gleicher. Das Buch wird sowohl in Europa als auch in den USA als Werk gegen den Totalitarismus und im direkt sich anschließenden Kalten Krieg gegen den Kommunismus vermarktet.
Sein wohl bekanntestes Werk 1984 wird im Juni 1949 veröffentlicht. Die bedrückende dystopische Vision hat spätere Literatur über die Science Fiction stark beeinflusst. In dem Werk werden Ausdrücke geprägt, die in den Sprachgebrauch der westlichen Welt eingingen. Beispiele sind Wendungen und Begriffe wie 1984, Großer Bruder, big brother is watching you, doppelplusungut, Altsprech, Neusprech, Zwiedenk bzw. Doppeldenk. Diese sind derart prägnant, dass sie an Stelle der Analyse totalitärer Systeme, die sie ursprünglich darstellen, heute gerne dafür verwendet werden, politische Gegner bloßzustellen oder zu diffamieren.
1950 stirbt George Orwell im Alter von 46 Jahren an Tuberkulose. Vermutlich hatte er sich diese Krankheit während seines Lebens als Obdachloser zugezogen - sie hat ihn fast ein Jahrzehnt begleitet, weshalb er immer wieder Lungenprobleme (er berichtete aber auch, dass er bereits in seiner Kindheit Probleme mit einem Lungenflügel hatte) und Kuraufenthalte in verschiedenen Sanatorien hatte. Kurz vor seinem Tod heiratete er seine langjährige Bekannte Sonia Brownell. Bestattet wurde er in Sutton Courtenay, England.
Einflüsse anderer Autoren
Der Buchkritiker Orwell hat im Laufe seines Lebens viele Autoren seiner Zeit persönlich getroffen oder zumindest Briefkontakt mit ihnen gehabt, unter anderem:
- Aldous Huxley (Schöne neue Welt), sein Literaturprofessor in Eton
- H. G. Wells - Diskussionen um eine liberale Weltregierung (an anderer Stelle kritisierte er Wells aber heftig wegen seiner Einschätzung der militärischen Fähigkeiten der Achsenmächte)
- Arthur Koestler (Darkness at Noon)
- James Joyce (Ulysses)
- Jewgeni Samjatin (Wir)
Politische Haltung
George Orwell war Sozialist (trotzkistischer Ausprägung). Seine Erfahrungen in Burma, die eine starke Abneigung gegen den Imperialismus zur Folge hatten, und sein zeitweiliges Leben in finanzieller Not prägten ihn sehr stark. In seinem Essay Why I Write (1947) stellt er alle seine Werke ab 1936 in direkten Zusammenhang mit seiner Überzeugung für den Sozialismus und seinen Kampf gegen Totalitarismus.
Die Art von Sozialismus, die George Orwell dabei unterstützt, unterscheidet sich grundlegend von den damals gängigen realsozialistischen Regimen wie der UdSSR, die er in seinen Werken verurteilt. Der „demokratische Sozialismus“ ist laut Orwell die einzig zukunftsträchtige Staatsform. Wichtig sind für ihn hierbei der Gedanke eines geeinten Europas und ein Ende des Imperialismus.
Geheimdienstkontakte
Erstmals Anfang September 2007 bekanntgemachte Geheimdossiers belegen, dass Orwell selbst von 1929 an bis zu den Jahren des Zweiten Weltkriegs vom Britischen Inlandsgeheimdienst MI5 überwacht wurde.[1] Erst 1996, detaillierter 2003, war bekannt geworden, dass Orwell einer Bekannten zuliebe dem Information Research Department (IRD), einer 1948 gegründeten Sonderabteilung des Britischen Außenministeriums zur Bekämpfung kommunistischer Infiltration, 1949 eine Liste mit den Namen von 38 Schriftstellern und Künstlern übergeben hat, die er ihrer pro-kommunistischen Tendenzen wegen als IRD-Autoren für ungeeignet hielt. Hauptsächlich enthielt diese Liste die Namen von Journalisten, jedoch standen u.a. auch die Schauspieler Michael Redgrave und Charlie Chaplin darauf. Alle von Orwell Benannten hatten sich zuvor öffentlich prosowjetisch oder prokommunistisch geäußert.[2]
Werke
- 1933 – Down and Out in Paris and London (Erledigt in Paris und London)
- 1934 – Burmese Days (Tage in Burma)
- 1935 – A Clergyman's Daughter (Eine Pfarrerstochter)
- 1936 – Keep the Aspidistra Flying (Die Wonnen der Aspidistra)
- 1937 – The Road to Wigan Pier (Der Weg nach Wigan Pier)
- 1938 – Homage to Catalonia (Mein Katalonien) siehe Weblinks
- 1939 – Coming Up for Air (Auftauchen um Luft zu holen, auch als Das verschüttete Leben herausgegeben)
- 1945 – Animal Farm (Farm der Tiere)
- 1949 – Nineteen Eighty-Four (1984)
- 1968 – The Collected Essays (posthum hrsg. von Sonia Orwell und Ian Angus, 4 Bände)
- 1998 – The Complete Works of George Orwell (hrsg. von Peter Davison und Ian Angus, 20 Bände)
Literatur
- Manfred Pabst (Hrsg.) Über George Orwell. Diogenes Verlag, Zürich 1984, ISBN 3-257-21225-9
- Michael Shelden: George Orwell. Eine Biographie. Diogenes, Zürich 1984, ISBN 3-257231-44-X
- Thomas Nöske: Clockwork Orwell. Über die kulturelle Wirklichkeit negativ-utopischer Science Fiction. Unrast, Münster 1997, ISBN 3-928300-70-9
- Lutz Büthe: Auf den Spuren George Orwells. Eine soziale Biographie. Junius, Hamburg 1984, ISBN 3-88506-124-4
Filme
- George Orwell - Der Ruf nach Freiheit. (OT: Orwell: Against The Tide) Dokumentation, Spanien, Schottland 2003, Regie: Mark Littlewood, Produktion: Pelicula Films Ltd. Schottland, 55 Min.[3]
Quellen
- ↑ „Scotland Yard. Big Brother überwachte auch George Orwell“, dpa / Tagesspiegel, 4. September 2007
- ↑ Timothy Garton Ash: Orwell's List The New York Review of Books, Volume 50, Number 14, 25. September 2003
- ↑ George Orwell - Der Ruf nach Freiheit, SWR, 18.12.2003
Weblinks
- Literatur von und über George Orwell im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- George Orwell in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Alle Werke in englischer Sprache
- Schwerpunkt zu George Orwell, Die Zeit-Literaturredaktion
- Einige Originaltexte und Bilder von George Orwell (englisch)
- Orwell Diaries – Veröffentlichung der persönlichen und politischen Tagebücher von 1938-1942 als kommentierbarer Blog. (englisch)
- Thilo Weichert: Technik, Terror, Transparenz – Stimmen Orwells Visionen? 18. November 2004, Landesbeauftragter für den Datenschutz Schleswig-Holstein
- Der Orwell Award, ncte.org, (englisch)
- Orwell Prize, englische Wikipedia
- WDR-Reportage zum 105. Geburtstag George Orwells
Personendaten NAME Orwell, George ALTERNATIVNAMEN Blair, Eric Arthur (eigentlich) KURZBESCHREIBUNG britischer Schriftsteller und Essayist GEBURTSDATUM 25. Juni 1903 GEBURTSORT Motihari, Britisch-Indien STERBEDATUM 21. Januar 1950 STERBEORT London
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