Halothamnus

Halothamnus
Halothamnus
Halothamnus subaphyllus ssp. charifii

Halothamnus subaphyllus ssp. charifii

Systematik
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae)
Unterfamilie: Salsoloideae
Gattung: Halothamnus
Wissenschaftlicher Name
Halothamnus
Jaub. & Spach

Halothamnus ist eine Pflanzengattung in der Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae). Der botanische Gattungsname Halothamnus leitet sich von den griechischen Wörtern ἅλς (hals) für Salz und θαμνος (thamnos) für Strauch ab und bedeutet somit „Salzstrauch“; das kann sich sowohl auf die oft salzigen Wuchsorte als auch auf die Salzanreicherung in den Pflanzen beziehen.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Die meisten Halothamnus-Arten sind kleinere Sträucher und Halbsträucher, zwei Arten sind Einjährige. Die Laubblätter sitzen wechselständig und ohne basale Verjüngung am Stängel. Sie sind einfach, ganzrandig, im Querschnitt fast stielrund, konkav oder flach und leicht fleischig (sukkulent).

Die zwittrigen Blüten sind unscheinbar und sitzen einzeln in der Achsel eines Tragblatts (Braktee) und zweier seitlicher Vorblätter (Brakteolen). Ihre fünf unverwachsenen Blütenhüllblätter (Tepalen) sind im unteren Teil farblos, oberhalb einer Querfurche grünlich mit häutigem Rand. Sie umhüllen fünf Staubblätter, welche am Blütengrund einer schalenförmigen Struktur (hypogyner Diskus) entspringen. Zwei Fruchtblätter sind zu einem oberständigen Fruchtknoten verwachsen. Der Griffel ist zur Basis verbreitert und trägt an der Spitze zwei Narben.

Die einsamige, horizontal abgeflachte Frucht bleibt von der verhärtenden Blütenhülle (Perianth) umschlossen. Aus der Querfurche am Rücken der Tepalen wachsen häutige, gestreifte Flügel aus. Unterhalb der Flügel verdicken und verholzen die Tepalen und bilden so einen Tubus mit flacher Basis, ohne aber miteinander zu verwachsen. Auf der Unterseite der abgefallenen Frucht sind ringförmig fünf Gruben zu erkennen, welche von einem Wall umgeben werden. Diese Fruchtmerkmale sind kennzeichnend für die Gattung Halothamnus.

Pollen von Halothamnus glaucus subsp. tianschanicus

Die Pollenkörner sind nahezu kugelrund, 18 bis 38 µm im Durchmesser, und besitzen auf der ganzen Fläche verteilt etwa 12 bis 29 Poren (pantoporat), wie es für die Gänsefußgewächse typisch ist. Die einzelnen Arten unterscheiden sich in Pollengröße und Porenzahl, wobei die südlicheren Arten die kleinsten und die nördlichen Arten die größten Pollenkörner aufweisen.[1]

Bestäubung und Fruchtausbreitung

Bei allen Halothamnus-Arten blühen zuerst die Staubbeutel auf, erst nach deren Abblühen entfalten sich die Narben (Proterandrie). Bei Halothamnus subaphyllus wurde Bestäubung durch Insekten nachgewiesen (Entomophilie).[2] Von den anderen Arten gibt es noch keine Beobachtungen, es spricht aber viel dafür, dass sie auch insektenblütig sind.

Die von der verhärtenden Blütenhülle umschlossenen Früchte werden vom Wind ausgebreitet (Anemochorie), wobei die bis 20 mm Durchmesser großen Flügelscheiben für Auftrieb sorgen.

Photosyntheseweg

Alle Halothamnus-Arten besitzen einen anatomischen Blattaufbau mit Kranz-Anatomie vom Salsola-Typ. Physiologische Untersuchungen bestätigten, dass die Photosynthese über den C4-Stoffwechselweg abläuft (C4-Pflanzen).[3][4][5]

Verbreitungsgebiet der Gattung Halothamnus

Vorkommen

Das Verbreitungsgebiet der Gattung Halothamnus reicht in Nord-Süd-Richtung von Kasachstan bis nach Somalia, und in West-Ost-Richtung von der Sinai-Halbinsel bis zur Dshungarei in China. Besonders artenreich sind das Hochland von Iran und Afghanistan sowie Mittelasien (Usbekistan, Turkmenistan).

Alle Halothamnus-Arten wachsen an trockenen Standorten der Halbwüsten und Wüsten, vom Flachland bis in Höhenlagen von etwa 2800 Meter im Gebirge. Sie besiedeln steinigen, lehmigen oder sandigen Boden, viele Halothamnus-Arten tolerieren auch salz- oder gipshaltigen Untergrund.

Nutzung

Halothamnus iranicus

Manche Halothamnus-Arten sind wichtige Futterpflanzen für Kamele, Schafe und Ziegen[6], daher werden sie zur Rekultivierung von Weideflächen angebaut[7], beispielsweise Halothamnus subaphyllus, Halothamnus auriculus und Halothamnus glaucus. Halothamnus subaphyllus dient auch zur Befestigung von Sandflächen[6] sowie zur Gewinnung des medizinisch verwendeten Alkaloids Salsolin.[8][9] Halothamnus somalensis dient als Heilpflanze gegen parasitische Würmer.[10] Vor der Einführung des Kali-Bergbaus wurden Alkalien für die Seifensiederei aus Halothamnus subaphyllus und Halothamnus glaucus gewonnen.[11]

Systematik

Die Gattung Halothamnus wurde 1845 durch Hippolyte François Jaubert und Édouard Spach in Illustrationes Plantarum Orientalium, 2, 50, Tafel 136 aufgestellt. Als Lectotypusart wurde 1874 Halothamnus bottae Jaub & Spach festgelegt. [12] Synonyme für Halothamnus Jaub & Spach sind Aellenia (Ulbr.) emend. Aellen und Salsola L. sect. Sphragidanthus Iljin.

Die Gattung Halothamnus steht der Gattung Salzkraut (Salsola) nahe und gehört zur Subtribus Sodinae aus der Tribus Salsoleae in der Unterfamilie Salsoloideae innerhalb der Familie Amaranthaceae. Phylogenetische Untersuchungen haben gezeigt, dass die Gattung monophyletisch ist[13].

Die Gattung Halothamnus wird von Kothe-Heinrich in zwei Sektionen gegliedert und enthält 21 Arten:

Literatur

  • Gabriele Kothe-Heinrich: Revision der Gattung Halothamnus (Chenopodiaceae). Bibliotheca Botanica Bd. 143, Schweizerbart, Stuttgart 1993. ISBN 978-3-510-48014-2
  • Gabriele Kothe-Heinrich: Halothamnus, In: Karl Heinz Rechinger et al. (Edit.): Flora Iranica, Bd. 172, Chenopodiaceae, Akad. Druck, Graz 1997: Seiten 255-289. ISBN 3-201-00728-5

Einzelnachweise

  1. Gabriele Kothe-Heinrich: Revision der Gattung Halothamnus (Chenopodiaceae). Bibliotheca Botanica Bd. 143, Schweizerbart, Stuttgart 1993, ISBN 978-3-510-48014-2, S. 13-14 und S.174-176. (Pollen)
  2. M. M. Iljin: K biologii Anabasis aphylla L., In: Sovetsk. Bot., Band 4, 1937, S. 69-76.
  3. A. Shomer-Ilan, A. Nissenbaum & Y. Waisel: Photosynthetic pathways and the ecological distribution of the Chenopodiaceae in Israel, In: Oecol. (Berlin), 48, 198, S. 244-2481.
  4. K. Winter: C4 plants of high biomass in arid regions of Asia. Occurrence of C4 photosynthesis in Chenopodiaceae and Polygonaceae from the Middle East and USSR, In: Oecol. (Berlin), 48, 1981, S. 100-106.
  5. O. V. Zalenskij & T. Glagoleva: Pathway of carbon metabolism in halophytic desert species from Chenopodiaceae, In: Photosynthetica (Prague), 15 (2), 1981, S. 244-255.
  6. a b G. K. Kinzikaeva: Aellenia, In: P. N. Občinnikov (Hrsg.): Flora Tadžikskoj SSR, 3, Leningrad: Nauka, 1968, S. 419-425.
  7. [1] Combating Desertification – Traditional Knowledge and Modern Technology for the Sustainable Manangement of Dryland Ecosystems, UNESCO–MAB Drylands Series No. 4, 2005, S. 156.
  8. A. F. Gammerman et al.: Lekarstvenny rasteniâ SSSR, rastitelnoe syr'e SSSR., In: Moskva, Leningrad: Izd. Akad. Nauk SSSR, 1957.
  9. S. E. Zemlinskij: Lekarstvennye rasteniâ SSSR., In: Moskva: Medgiz, 1958.
  10. F.Dawo, & M.Tibbo,: Anthelmintic effect of Halothamnus somalensis in Arsi-Bale goats.
  11. P. Aellen: Chenopodiaceae, In: G. Hegi (Hrsg.: K. H. Rechinger): Illustrierte Flora von Mitteleuropa, 2. Aufl., 3 (2), Parey, Berlin/Hamburg 1961 S. 533-747.
  12. Eintrag bei Tropicos.
  13. Hossein Akhani, Gerald Edwards, Eric H. Roalson: Diversification Of The Old World Salsoleae S.L. (Chenopodiaceae): Molecular Phylogenetic Analysis Of Nuclear And Chloroplast Data Sets And A Revised Classification',' In: International Journal of Plant Sciences, 168 (6), 2007, S. 931–956.

Weblinks


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