Hanno Hahn

Hanno Hahn

Hanno Hahn (* 9. April 1922 in Berlin; † 29. August 1960 in Frankreich) war ein deutscher Kunsthistoriker und Architekturforscher. Die Entdeckung der Proportionsgesetze der Zisterzienser-Baukunst im 12. Jahrhundert machte ihn in Fachkreisen weltweit bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Hanno Hahn wurde 1922 als einziger Sohn des deutschen Chemikers Otto Hahn und seiner Frau, der Kunsterzieherin und Malerin Edith Hahn, geb. Junghans, in Berlin-Dahlem geboren. Nach dem Abitur studierte er ab 1940 zwei Semester Theaterwissenschaften, Germanistik und Philosophie an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin und debütierte in kleineren Rollen am Berliner Staatstheater. 1942 wurde er Soldat und anschließend an die Ostfront befohlen, wo er bald zum Offizier befördert und als Panzerkommandant eingesetzt wurde. Hoch dekoriert (u.a. mit beiden Eisernen Kreuzen) und im April 1944 bei Pietrow schwer verwundet, musste ihm im Feldlazarett Sambor der linke Arm amputiert werden. Dort lernte er seine spätere Ehefrau, die Operationsschwester Ilse Pletz (* 19. April 1920, Tochter des Frankfurter Lehrer-Ehepaares Arthur und Margarethe Pletz) kennen, die durch ihre medizinische Erfahrung und ihr beherztes Eingreifen Hanno Hahn vor dem sicheren Tod bewahrte. Im Mai 1945 heirateten Hanno Hahn und Ilse Pletz. Am 14. April 1946 wurde ihr Sohn Dietrich in Frankfurt am Main geboren. Nachdem Hanno Hahn zunächst das Studium der Kulturwissenschaften in Tübingen wiederaufgenommen hatte, wechselte er 1946 an die Universität Frankfurt am Main und studierte dort Kunstgeschichte, Klassische Archäologie, Philosophie und Italienische Philologie.

Architekturgeschichte

1949 verbrachte er zwei Semester an der „Scuola Normale Superiore“ der Universität Pisa, wo sein besonderes Interesse an der italienischen Kunst- und Architekturgeschichte geweckt wurde. Die Semesterferien nutzte Hanno Hahn zu weiten Studien- und Forschungsreisen durch ganz Europa, vorwiegend aber nach Frankreich und Spanien und innerhalb Italiens. 1953 wurde Hanno Hahn bei Harald Keller an der Universität Frankfurt/Main mit einer Dissertation über „Die Kirche der Zisterzienser-Abtei Eberbach im Rheingau und die Romanische Ordensbaukunst der Zisterzienser im 12. Jahrhundert“ promoviert.

Danach arbeitete er ein Jahr als Volontär am Staedelschen Kunstinstitut in Frankfurt. 1955 ging er an die Bibliotheca Hertziana in Rom, zunächst als Stipendiat, ab 1957 als Leiter des Referates für Süditalienische Kunstforschung. 1957 erschien Hahns Hauptwerk „Die frühe Kirchenbaukunst der Zisterzienser“, in dem er die von ihm entdeckten Proportionsgesetze der Zisterzienser-Architektur des 12. Jahrhunderts nachwies und ausführlich beschrieb. Das Buch wurde weithin bekannt, weltweit rezensiert und zu einem Klassiker der mediävalen Architekturgeschichte.

Reisen

Schon 1955 war er einer Einladung der amerikanischen Ford Foundation gefolgt und begleitete seinen Vater Otto Hahn auf einer fünfwöchigen Reise in die USA (u.a. nach New York, Washington, D. C., Chicago, Berkeley und San Francisco). 1959 gehörte Hanno Hahn als einziger Geisteswissenschaftler zu der von Otto Hahn geleiteten offiziellen Delegation der Max-Planck-Gesellschaft nach Israel (Weizmann Institute of Science, Rehovot), um die ersten wissenschaftlichen Kontakte zu israelischen Kollegen zu knüpfen (u.a. mit den Professoren Yadin und Raccah von der Hebrew University in Jerusalem). Diese Reise, sechs Jahre vor Aufnahme diplomatischer Beziehungen, markierte einen Wendepunkt im Verhältnis zwischen Israel und Deutschland und konnte wesentlich zur Überwindung der durch den Holocaust und die Naziverbrechen verursachten tiefen Gräben zwischen beiden Staaten beitragen. Seit 1989 wurde diese Reise in mehreren Gedenkveranstaltungen in Israel und Deutschland als „historisches Ereignis“ gewürdigt.

Nach der Teilnahme an einem Kongress in Bath, Südengland, und einer sich daran anschließenden Studienreise durch Nordfrankreich erlitten Hanno und Ilse Hahn am 29. August 1960 bei Mars la Tour (Lothringen) einen Autounfall, bei dem Hanno Hahn tödlich verletzt wurde. Ilse Hahn wurde mit zwei Brüchen der Halswirbelsäule in die Clinique des Mînes von Briey überführt, starb jedoch bald darauf. 1961 erschien postum Hanno Hahns zweites Buch über die „Hohenstaufenburgen in Süditalien“, mit Bildtafeln des Fotografen Albert Renger-Patzsch.

Zum Gedächtnis an Hanno und Ilse Hahn und zur Förderung junger begabter Kunsthistoriker wurde im Jahre 1990 der Hanno-und-Ilse-Hahn-Preis für hervorragende Verdienste um die italienische Kunstgeschichte geschaffen, der alle zwei Jahre vom Kuratorium der Bibliotheca Hertziana in Rom verliehen wird.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Hanno Hahn: Die frühe Kirchenbaukunst der Zisterzienser. Untersuchungen zur Baugeschichte von Kloster Eberbach im Rheingau und ihren europäischen Analogien im 12. Jahrhundert. Verlag Gebr. Mann, Berlin 1957.
  • Hanno Hahn (Text und Abbildungen), Albert Renger-Patzsch (Bildtafeln): Hohenstaufenburgen in Süditalien. C.H. Boehringer Sohn, Ingelheim am Rhein 1961. (Postum ediert von Gerda Soergel-Panofsky).

Weblinks


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