Hans Achelis

Hans Achelis

Hans Georg Achelis (* 16. März 1865 in Hastedt bei Bremen; † 25. Februar 1937 in Leipzig[1]) war evangelischer Theologe, Kirchenhistoriker, Christlicher Archäologe und Universitätsprofessor.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Hans Achelis wurde als Sohn des evangelischen Theologen, Pfarrers und Professors der Praktischen Theologie sowie Universitätspredigers in Marburg Ernst Christian Achelis geboren. Seit 1897 war Hans Achelis verheiratet mit Hanna, geb. Noltenius, und hatte drei Kinder.

In seiner Dissertation setzt sich Hans Achelis mit Denkmälern altchristlicher Kunst auseinander, die er als Dokumente des Gemeindelebens und -glaubens interpretiert. Zum ersten Mal klassifizierte und deutete er die Katakombenbilder und untersuchte die Entstehung des Heiligenbildes. Die letzten Schaffensjahre widmete er der Kunst- und Kirchengeschichte Neapels, insbesondere den Katakombenfresken, und publizierte sie 1936 z. T. in Farblichtdrucken. Diese Arbeit stellt zugleich sein archäologisches Hauptwerk dar.

Sein zweibändiges Werk Christentum in den ersten drei Jahrhunderten (1912, 1925) fasst den damaligen Forschungsstand zusammen und gehört zu den Standardwerken der Kirchengeschichte des Altertums. Mit den Martyrologien (1900) legte er die erste kritische Untersuchung der Heiligenkalender der römischen Kirche vor.

Wissenschaftliche Vita

Hans Achelis studierte von 1883 bis 1888 Theologie und Philologie an den Universitäten Erlangen, Marburg und Berlin und wurde 1887 an der Universität Marburg zum Dr. phil. promoviert mit seiner Dissertation Das Symbol des Fisches und die Fischdenkmäler der römischen Katakomben. Von 1890 bis 1992 bereiste er auf Studienreisen Italien und Palästina und hielt sich als Stipendiat 1890/91 in Rom auf. 1893 erfolgte Lic. theol. und Promotion an der Universität Göttingen zum Dr. phil. in der Theologischen Fakultät mit seiner Dissertation Acta. Nerei et Achillei (erschien vollständig in: Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur Band XI, 2, Leipzig 1893).

1893 folgte seine Habilitation für Kirchengeschichte und Christliche Archäologie an der Universität Göttingen. Dort wurde er 1893 zum Privatdozent berufen. 1901 folgte er dem Ruf zum außerordentlichen Professor für Neues Testament an die Universität Königsberg und zum 1907 außerordentlichen Professor an die Universität Halle. Hier wurde Achelis 1913 ordentlicher Professor für Kirchengeschichte (Ordinarius).

Von 1916 bis 1918 folgte eine Lehrtätigkeit an der Universität Bonn (dort auch Leiter der archäologischen Sammlung). 1918 wurde Achelis Nachfolger von Albert Hauck an der Universität Leipzig (bis zu seiner Emeritierung 1935).

Von 1932 bis Oktober 1933 war Achelis Rektor der Universität Leipzig Er bejahte die Bücherverbrennungen durch die Nationalsozialisten und sagte am 14. Mai 1933 in einer Rede: „Wenn jetzt die Jugend den Kampf eröffnet gegen die schlechte Literatur ... so jauchzen wir der Jugend zu“.[2]

Mitgliedschaften

Schriften (Auswahl)

  • Das Symbol des Fisches und die Fischdenkmäler der römischen Katakomben. Dissertation Marburg Philosophische Fakultät vom 29. November 1887, Universitäts-Druckerei Marburg, 1887 sowie Elwert’s Verlag, Marburg 1888
  • Die ältesten Quellen des orientalischen Kirchenrechts. Band I, 2: Die Canones Hippolyti (Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur ). J. C. Hinrichs Verlag, Leipzig 1891–1904
  • Acta Nerei et Achillei. 1893 (zugleich Diss. phil. in der Theologischen Fakultät vom 10. Mai 1893, erschien vollständig in: Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur Band XI, 2, Leipzig 1893)
  • Hippolytstudien (Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur Band XVI, Heft 4; Neue Folge Band 1, Heft 4). J. C. Hinrichs, Leipzig 1897
  • Die Martyrologien, ihre Geschichte und ihr Wert (Abhandlungen der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-historische Klasse N. F. Band 3, Nr. 3). Weidmann Verlag, Berlin 1900; Nachdruck Nendeln 1970
  • Virgines subintroductae. Ein Beitrag zum VII. Kapitel des 1. Korintherbriefs. J. C. Hinrichs Verlag, Leipzig 1902
  • Altchristliche Kunst. In: Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche. 1911–1916
  • Das Christentum in den ersten drei Jahrhunderten. 2 Bände, 1912; 2. Auflage Band 1, 1925 (allerdings gekürzt), Quelle & Meyer Verlag Leipzig
  • Der Entwicklungsgang der altchristlichen Kunst. Quelle & Meyer Verlag, Leipzig 1919
  • Kirchengeschichte. Quelle & Meyer Verlag, Leipzig 1921
  • Der Marmorkalender von Neapel. Programm zum Reformationsfeste und Rektoratswechsel 1929. Edelmann Verlag, Leipzig 1929
  • Die Bischof-Chronik von Neapel untersucht (Abhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, Philologisch-historische Klasse Band 40, Nr. 4). S. Hirzel Verlag, Leipzig 1930
  • Die Bedeutung der Katakomben von Neapel für die christliche Kunstgeschichte (Rektoratsrede). Edelmann Verlag, Leipzig 1932
  • Römische Katakombenbilder in Catania (Studien zur spätantiken Kunstgeschichte Band 5). de Gruyter Verlag, Berlin 1932
  • Der christliche Kirchenbau. Seine liturgische Entwicklung von der Basilika zur evangelischen Predigtkirche. Bibliographisches Institut, Leipzig 1935
  • Die Katakomben von Neapel. 6 Lieferungen, Hiersemann Verlag, Leipzig 1935/36
  • Herausgabe mit Nathanael Bonwetsch von Hippolyts Werken, 1897
  • Herausgabe mit Johannes Paul Gotthilf Flemming von Die syrische Didaskalia, Die ältesten Quellen des orientalischen Kirchenrechts Band 2, Hinrichs, Leipzig 1904 (Digitalisat)

Literatur

  • Artikel Hans Achelis. In: Deutsche Biographische Enzyklopädie der Theologie und der Kirchen (DBETh), Bd. 1, K. G. Saur Verlag, München 2005, S. 3–4, ISBN 3-598-11666-7
  • Artikel Hans Achelis. In: Personenlexikon zum deutschen Protestantismus 1919–1949; Arbeiten zur Kirchlichen Zeitgeschichte Reihe A: Quellen Band 12; Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, S. 17, ISBN 978-3-525-55761-7
  • Christoph Bizer: Artikel Hans Achelis. In: Religion in Geschichte und Gegenwart. 4. Auflage, Bd. 1. Mohr Siebeck, Tübingen 1998, Sp. 98, ISBN 3-16-146941-0
  • Friedrich Wilhelm Bautz: Achelis, Hans. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Hamm 1975, Sp. 17.
  • Albrecht Alt: Nachruf auf Hans Achelis. In: Berichte über die Verhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Philologisch-Historische Klasse. Band 90, 1938 und Band 3, 1939
  • Michael Grüttner: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik Heidelberg 2004, S. 13
  • Ernst Schäfer: Achelis, Hans. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, S. 29 f. (Onlinefassung).
  • Georg Schöllgen: Artikel Hans Achelis. In: Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Auflage, Bd. 1, Herder, Freiburg u. a. 1993; Sp. 112
  • Artikel Hans Achelis. In: Gert Alois Zischka: Allgemeines Gelehrten-Lexikon. Biographisches Handwörterbuch zur Geschichte der Wissenschaften. Kröners Taschenausgabe Band 306, Alfred Kröner, Stuttgart 1961, S. 4

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hans Achelis ist wohl nicht am 23. Februar gestorben (nach Deutsche Biographische Enzyklopädie (DBE) und Deutsche Biographische Enzyklopädie der Theologie und der Kirchen (DBETh), die vermutlich auf der DBE beruht), einzige mir bekannte Quelle für dieses wohl strittige Datum. Vermutlich verstorben laut Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon am 25. Februar 1937 in Leipzig, ebenso laut Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG) und Neue Deutsche Biographie sowie Evangelisches Kirchenlexikon. Über den exakten Geburtstag sowie Todestag besteht laut Quellenlage keine absolute Sicherheit. G. A. Zischka Allgemeines Gelehrten-Lexikon. Biographisches Handwörterbuch zur Geschichte der Wissenschaften (Kröners Taschenausgabe Band 306), Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1961, S. 4, gibt das Todesjahr 1937 und den Februar an, wohl weil er auch die Quellenlage nicht exakt kennt. Geboren ist Achelis bei ihm am 13. März (ebenso laut Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. 4., völlig neu bearbeitete Auflage, Mohr Siebeck Verlag, Tübingen 1998, Band 1: A–B, ISBN 3-16-146941-0, S. 98), dagegen 16. März laut Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, bearbeitet und herausgegeben von Friedrich Wilhelm Bautz, Verlag Traugott Bautz, Hamm (Westf.) 1999, I. Band, Sp. 17, und Neue Deutsche Biographie sowie Evangelisches Kirchenlexikon. Kirchlich-theologisches Wörterbuch, hrsg. von Heinz Brunnotte und OttoWeber, Band I: A–G, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1956, Sp. 39. Eine Anfrage beim Universitätsarchiv Leipzig bestätigt das Todesdatum 25. Februar 1937 (Dr. Bleicher).
  2. Zitat bei Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, S. 10.
  3. Ernst Elsheimer (Hrsg.): Verzeichnis der Alten Burschenschafter nach dem Stande vom Wintersemester 1927/28. Frankfurt am Main 1928, S. 1.

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