Hans Latt

Hans Latt

Hans Latt (* 3. Mai 1859 in Breslau; † 1946; auch Lätt geschrieben) war ein Berliner Bildhauer, der im gesamten Stadtgebiet Skulpturen im Stile des realistischen Naturalismus geschaffen hat.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hans Latt war von 1878 bis 1882 Schüler bei Robert Härtel an der Kunstschule in Breslau. Nach einem zweijährigen Studienaufenthalt in Rom, in den Jahren 1883 bis 1885, lebte er ab 1886 in Berlin und nahm im selben Jahr mit einer Eros-Statue an der Berliner Akademie-Ausstellung teil. 1889 heiratete Latt die Schriftstellerin P. Felsberg.

Hans Latt schuf Statuen, Büsten, Reliefs, Medaillen, Grab- und Denkmale. Reliefs und Skulpturen aus Latts Werkstatt schmückten beispielsweise die Fassade des Gymnasiums zum Grauen Kloster in Berlin-Mitte.

Werke in Berlin

Der Fischerbrunnen in Lichtenberg

Jüngling mit Fisch (Fischerbrunnen)

Das Zentrum dieser Springbrunnenanlage bildet die von Hans Latt geschaffene überlebensgroße Bronzefigur eines naturalistisch gestalteten nackten Jungen, der auf einem Sockel kniet und in der linken Hand einen Wasser speienden Fisch hoch hält und in der herab gelassenen rechten Hand ein Netz. Die Entstehungszeit dieser Figur wird in verschiedenen Quellen zwischen 1925 und 1933 angegeben. Der ursprüngliche Standort des Jüngling mit Fisch war der Eingang zum Lichtenberger Stadtpark am Ende der kurzen Kielblockstraße, es gab auch nur ein einfaches Wasserbecken drum herum. Als zu Beginn des Zweiten Weltkriegs sehr viele metallene Kunstwerke eingeschmolzen und zur Produktion von Kriegsgerät verwendet werden sollten, konnten Gärtner, die die Parkanlage betreuten, die Figur vor diesem Schicksal bewahren: mutig versteckten sie den Jungen in einem Laubhaufen auf ihrem Stützpunkt in der Rathausstraße.

Nach dem Krieg wurde der Fischerbrunnen – mit einem größeren Becken aus Kunststein (Durchmesser 10 Meter) und ergänzt durch zwölf kreisförmig um den steinernen Sockel angeordnete Weißwasserfontänen – wieder in Betrieb genommen. Der Brunnen erhielt einen neuen Standort in einer durch Abriss eines alten Wohnhauses entstandenen kleinen Grünanlage an der Ecke Frankfurter Allee/Möllendorffstraße. 1970 wurde die Brunnenanlage restauriert und gibt der kleinen gepflegten Anlage ihr charakteristisches Bild, sie wurde unter Denkmalschutz gestellt.[1]

Mausoleum

Die Bauplastik für das um 1950 abgetragene Mausoleum der Bankiersfamilie von Bleichröder auf dem Friedhof in Berlin-Friedrichsfelde wurde ebenfalls von Hans Latt geschaffen.

Knabe mit Ziegenbock

Junge mit Ziegenbock in Wilmersdorf

Hans Latt schuf die Skulptur aus dem Jahre 1918 für das Berliner Warenhaus Wertheim in der Leipziger Straße. Sie steht heute vor der Polizeidienststelle Abschnitt 26 in Berlin-Wilmersdorf, Rudolstädter Straße 79–81. Die Bronzefigur ist etwa 1,20 m hoch und 2 m lang und zeigt einen Knaben, der einen Ziegenbock bei den Hörnern packt. Der Guss wurde von der Hofbildgießerei Martin & Piltzing, Berlin, ausgeführt.

Grabfigur

Schlafender Chronos für den Kaufmann Georg Wolff, Friedhof IV der Gemeinde Jerusalems- und Neue Kirche (um 1904)

Grabanlage für den Kaufmann Georg Wolff (1845–1904) und seine Frau Bertha Wolff auf dem Friedhof IV der Jerusalems- und Neuen Kirche an der Bergmannstraße 45 in Kreuzberg: Die mächtige schlafende Gestalt mit Bart und großen Flügeln stellt offensichtlich den vorolympischen Gott Chronos dar, der in der griechischen Mythologie auf der Insel der Seligen weilt und eine Symbolfigur für den Ablauf der Zeit ist.

Hermenbüste E. M. Arndt im Victoriapark auf dem Kreuzberg

Der Bildhauers Hans Latt entwarf diese Hermen-Büste, die aus Carrara-Marmor gefertigt und am 1. April 1899 enthüllt wurde. Die freie Hand des Dichters Ernst Moritz Arndt hielt einen Federkiel, während die auf der Brust ruhende Linke das Manuskript des „Eisenliedes“ (Der Gott, der Eisen wachsen ließ) hielt. Der Mantel, der von der Schulter herabfiel, umhüllte in malerischen Falten den mit einem Eichenlaubfeston umgebenen Sockel. Bei der Gestaltung schien der Oberkörper aus einem viereckigen Pfeiler herauszuwachsen. Die Arndt-Herme wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Cecilienhaus

Das Cecilienhaus in Charlottenburg

In Berlin-Charlottenburg, Otto-Suhr-Allee 59 (ehemals Berliner Straße 57), steht das sogenannte Cecilienhaus, das 1907-1909 nach Plänen des Architekten und Charlottenburger Stadtbauinspektors Walther Spickendorff mit Unterstützung des Architekten Adolf Stein (1868–1933) sowie durch den Stadtbauinspektor Rudolf Walter (1864–1941) errichtet wurde. Seinen Namen erhielt es nach der Prinzessin Cecilie (1886–1954). Das Gebäude wurde für den 1879 gegründeten Vaterländischen Frauenverein Charlottenburg errichtet und am 2. Mai 1909 eingeweiht. Die Bildhauerarbeiten führten Joseph Breitkopf-Cosel (1876–1926), Fritz Heinemann (1864–1932) und Hans Latt aus. Von dem ursprünglichen Gebäude, das sich um vier Höfe gruppierte, ist nach Zerstörungen und einigen Umbauten heute nur noch ein Komplex mit zwei Höfen übrig. Die zahlreichen Schmuckelemente am Hauptgebäude sind in dekorativen Formen des Jugendstils gestaltet, einige Details in den Durchgängen und im Sockelbereich sind aber in keinem guten Zustand. Die Anlage des Cecilienhauses steht unter Denkmalschutz.

Sonstige Werke

KPM-Kerzenleuchter um 1900

Hans Latt hat auch Entwürfe für die Königliche Porzellanmanufaktur Berlin angefertigt. Aus den Modellbuch-Einträgen des KPM-Archivs im Schloss Charlottenburg geht hervor, dass die beiden abgebildeten Kandelaber zusammen mit einer Kaminuhr nach Entwürfen Hans Latts entstanden sind. Die Uhr ist aber verloren gegangen. Die männliche Figur ist unter der Modellnr. 6330 (Februar 1900) verzeichnet, die weibliche unter der Modellnr. 6351 (März 1900). Die Kaminuhr wurde im Dezember 1899 unter der Modellnr. 6278 in das Modellbuch aufgenommen.

Über eine Kunstausstellung in Deutschland (Dresden 1890) steht in einem alten Lexikon folgender Text, der das Credo von Hans Latt wiedergibt und ein weiteres Werk beschreibt:[2]

… wie die Natur selbst ist, zu gestalten und die Schönheit und Anmut der menschlichen Körper in allen ihren Vorteilen für die plastische Kunst auszubeuten. Hans Latt trat durch die von ernstem Studium des nackten Körpers zeugende Figur einer Nymphe, die eine Schlange tränkt, … hervor.

Weblinks

 Commons: Hans Latt – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Fischerbrunnen
  2. Kunstausstellungen d. J. 1890 in Deutschland. Artikel in: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Aufl. 1888–1890, Bd. 18, S. 577 f.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Latt — Hans Latt (* 3. Mai 1859 in Breslau; † 1946; auch Lätt geschrieben) war ein Berliner Bildhauer, der im gesamten Stadtgebiet Skulpturen im Stile des realistischen Naturalismus geschaffen hat. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke in Berlin 2.1… …   Deutsch Wikipedia

  • IV. Kirchhof der Jerusalems- und Neuen Kirche — Erbbegräbnisse auf dem Jerusalems Kirchhof Grab der jungverstorbenen Margot Leonhardt (1886–1904), felsenförmige Stele. Künstler …   Deutsch Wikipedia

  • Kirchhof IV der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde — Erbbegräbnisse auf dem Jerusalems Kirchhof Grab der jungverstorbenen Margot Leonhardt (1886–1904), felsenförmige Stele. Künstler …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Lat–Laz — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Friedhof IV der Gemeinde Jerusalems- und Neue Kirche — Grab der jungverstorbenen Margot Leonhardt (1886–1904), felsenförmige Stele …   Deutsch Wikipedia

  • Gerson von Bleichroeder — Gerson von Bleichröder (Gemälde von Emile Wanters, 1888) Gerson von Bleichröder (* 22. Dezember 1822 in Berlin; † 18. Februar 1893 ebenda) war ein deutsch jüdischer Bankier. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Gerson von Bleichröder — (Gemälde von Emile Wanters, 1888) Gerson von Bleichröder (* 22. Dezember 1822 in Berlin; † 18. Februar 1893 ebenda) war ein deutsch jüdischer Bankier. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Gymnasium zum Grauen Kloster Berlin (Gebäude) — Das Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin befand sich an der Klosterstraße 73 in Berlin und wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Es wurde am 13. Juli 1574 eingeweiht, 1770 um ein neues Schulgebäude, 1819 um ein „Lagerhaus“ erweitert. 1900… …   Deutsch Wikipedia

  • Südwestkirchhof Stahnsdorf — Versiegter Brunnen Südwestkirchhof der Berliner Stadtsynode in Stahnsdorf oder kurz Südwestkirchhof Stahnsdorf sind die Bezeichnungen für den im Jahr 1909 angelegten Friedhof der evangelischen Kirchengemeinden des Berliner Stadtsynodalverbandes… …   Deutsch Wikipedia

  • Gymnasium zum Grauen Kloster — Evangelisches Gymnasium zum Grauen Kloster Schulform Humanistisches Gymnasium Gründung 1574 Ort Berlin Land Berlin Staat Deutschland Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”