Hans Lietzmann (Maler)

Hans Lietzmann (Maler)

Hans Lietzmann (* 2. April 1872 in Berlin; † 4. September 1955 in Torbole am Gardasee) war ein deutscher Maler und Zeichner.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Von 1889 bis 1894 studierte er an der Akademie in Berlin. Bereits als Kind besuchte er 1879 mit seinem Vater das trentinische Ufer des Gardasees, in den Jahren 1884/85 vor allem Riva del Garda, wo eine alte Tante von ihm lebte. 1896 zog Lietzmann nach München und ließ sich dort zum Bariton ausbilden.

Er war jedoch so fasziniert vom Licht und von den Farben am Gardasee, dass er 1899 beschloss, sich in Torbole niederzulassen. Hier kaufte er sich ein Villa mit Seegrundstück und Strand, die er "Café Paradiso" nannte (Bild: [1]). Direkt am Seeufer gründete Hans Lietzmann eine Schule "Männlicher Akt im Freien", die von zahlreichen Künstlern besucht wurde, die auf den Spuren Goethes Italien bereisten. Viele Maler kamen während dieser Epoche nach Torbole.

Bis 1915 fand Hans Lietzmann Glück und Anerkennung rund um den Gardasee. Er malte und zeichnete zahlreiche Orte und hatte Umgang mit vielen Landsleuten, die bereits zu dieser Zeit hier wohnen. Aber auch zu seiner deutschen Heimat pflegte er weiterhin Kontakte. Lietzmann hatte immer das Bedürfnis biblische Themen darzustellen, und so entstand eine Reihe von Bildern mit Motiven aus dem Neuen Testament für Kirchen und Museen in Deutschland. Im Ersten Weltkrieg wurde Lietzmann vom Kaiserreich als Militärzeichner angeworben und hielt an der französischen Front, 1918 in Autecourt, auf seinen Bildern den beginnenden Einsatz von Flugzeugen im Krieg fest. Bekannt ist ein Gemälde, das dem Geschwader des Freiherrn Manfred von Richthofen gewidmet ist. Ebenso portraitierte er Ernst Brandenburg als Träger des Pour le Mérite, der als Kommandeur des Bombengeschwaders Nr. 3 (England-Geschwader) die erste Bombardierung Londons am 13. Juni 1917 anführte.

Nach dem Ersten Weltkrieg enteignete die faschistische Regierung unter Benito Mussolini ausländische Besitztümer, in deren Folge Hans Lietzmann auch seinen Grundbesitz am Gardasee verlor. Trotzdem kehrte er im Jahre 1925 nach Torbole zurück und setzte seine künstlerische Arbeit fort, allerdings in extremer Armut. In Erinnerung bleibt Lietzmanns Restaurierung des Altarbildes von Giambattista Cignaroli, in der Kirche S. Andrea von Torbole, das während des Krieges durch eine Splitterbombe weitgehend zerstört wurde. Hans Lietzmann setzte sich dafür ein, dass der Paragraph 175 des Gesetzes von 1925, der Homosexualität unter Strafe stellt, abgeschafft werden sollte [2].

Während des Zweiten Weltkrieges blieb der nun schon 70-jährige Künstler am Gardasee und spielte eine wichtige Rolle beim Rückzug der deutschen Wehrmacht aus Italien. Es gelang Lietzmann die Militärs davon zu überzeugen, Torbole nicht zu zerstören. Seine letzten Lebensjahre verbrachte der Maler in Armut. Er befasste sich während dieser Zeit fast nur noch mit religiösen Sujets und Porträtarbeiten. Am 4. September 1955 starb Hans Lietzmann in Riva und wurde am 7. September in Torbole auf dem örtlichen Friedhof nach evangelischem Ritus bestattet.

Ausstellung

Im Juni 2006 fand eine offizielle Ausstellung mit Katalog in Torbole am Gardasee statt.

Vom 16. Juli bis 17. September findet in Arco, in der Galleria Civica G. Segantini eine Ausstellung statt.

Hauptwerke

Wandgemälde Der heilige Antonio spricht mit den Fischen
  • 60 biblische Bilder für die "Preußische Hauptbibelgesellschaft",
  • 9 Portraits von Rektoren der Universität Tübingen,
  • Kreuzigungsdarstellung (Altar in der Kirche von Gut Liebenberg/Mark),
  • Großes Wandgemälde an der Fassade der "Casa Beust" in Torbole am Gardasee "Der heilige Antonio spricht mit den Fischen",
  • Kampfflieger Freiherr von Richthofen,
  • Kloster Lorch, Kircheninterieur
  • Haremsdamen mit steinstemmendem Adonis auf südlicher Meeresterrasse,
  • Waldteich im Herbst,
  • Fischer an südliche Küste beim Flicken ihrer Netze,
  • Südliche Sommerlandschaft mit jungem Mann,
  • Uferlandschaft am Gardasee,
  • Fünf leicht bekleidete Mädchen auf einer südlichen Terrasse und

Daneben hat Lietzmann unzählige Zeichnungen, Pastelle, Holzschnitte, Gouachen, Kohlezeichungen und männliche Aktstudien geschaffen.

Es gibt auch ein detailliertes Tagebuch des Künstlers, das sich im Besitz von Lietzmanns Freunden in Torbole am Gardasee befindet, jedoch ist die Handschrift schwer lesbar.

Bibliographie

  • Hans Lietzmann Maler (Berlin 1872 - Torbole am Gardasee 1955): Gedenk-Ausstellung der Gemeinde Torbole am Gardasee. Ausstellungs - Palast 1985. - 32 Seiten mit vielen Bildern, 23x21 cm. (deutsche Übersetzung)
  • Albino Tonelli: Ai confini della Mitteleuropa: il Sanatorium von Hartungen di Riva del Garda: dai fratelli Mann a Kafka gli ospiti della cultura europea. Riva del Garda: Comune; Biblioteca civica; Museo civico 1995 (ital.)
  • Quaderni di storia locale Kulturell Vereinigung "Giurisdizione di Penede" in Gemeinde Nago-Torbole.(ital.)
  • Zeitschrift "Il Sommolago", Jahr 2° n. 3 1985 Seite 127 G. Nones -Hans Lietzmann in Torbole am Gardasee-

Weblinks


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