Hans Maršálek

Hans Maršálek

Hans Maršálek (* 19. Juli 1914 in Wien) ist ein österreichischer Schriftsetzer, politischer Aktivist und Kriminalpolizist. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er als Chronist des KZ Mauthausen tätig.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Maršálek[1] wurde in Wien als Sohn eines tschechischen Arbeiterehepaars geboren und erlernte den Beruf des Schriftsetzers.

Schon früh für die Ideale des Sozialismus begeistert und Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend, schloss sich Maršálek 1936 der Roten Hilfe an und kämpfte im Wiener Untergrund gegen den faschistischen katholischen Ständestaat.

Nach seiner Einberufung zur Wehrmacht floh er nach Prag und war dort in der sozialdemokratischen Emigrantenorganisation tätig. Zur KPÖ übergewechselt, ließ er sich 1940 zu einem halsbrecherischen Grenzübertritt von Prag nach Wien überreden; dort sollte er Leute für Sabotageakte anwerben. Seine Tarnung - er besuchte unter seinem richtigen Namen die Handelsakademie und arbeitete in einer Druckerei - flog aber auf, und so wurde er im Frühjahr 1941 von der Gestapo in Prag verhaftet.

Nachdem Maršálek die Tortur der polizeilichen Maßnahmen und das gegen ihn angestrengte Verfahren überstanden hatte, wurde er im September 1942 ins KZ Mauthausen verbracht; dort gelang es ihm aufgrund seiner beruflichen Vorkenntnisse, bereits nach wenigen Wochen in der Schreibstube des Lagers unterzukommen. Ab Mai 1944 wurde er Lagerschreiber.

Maršálek war federführend an der politischen Widerstandsordnung der Häftlinge des KZ Mauthausen beteiligt und organisierte gezielt rüstungsrelevante Sabotageakte und Häftlingsverlegungen. Im Rahmen der engen Möglichkeiten gelang es ihm und seiner Organisation auch, den Häftlingen praktisch zu helfen und Fragen der Gesundheit und der Ernährung besser zu regeln als zuvor. Kurz vor der Befreiung des Lagers wurden dann auch weitgehend chaotische Zustände zumindest innerhalb des Lagers vermieden.

Nach der Befreiung im Mai 1945 arbeitete Maršálek bis 1963 als Kriminalpolizist mit besonderem Auftrag für das Österreichische Innenministerium und half unter anderem, Kriegsverbrecher und Nazifunktionäre auszuforschen und einem geordneten Verfahren zuzuführen.

Von 1964 bis zur Pensionierung 1976 war er Leiter der Gedenkstätte und des Museums Mauthausen.

Maršálek war maßgeblich an der Gründung der Österreichischen Lagergemeinschaft Mauthausen und des Comité International de Mauthausen beteiligt und ist bis heute in führenden Funktionen tätig.

Wirken als Chronist des KZ Mauthausen

Maršálek trat im Lauf seines Lebens mit zahlreichen antifaschistischen und lagerchronistischen Publikationen hervor; berühmt wurde er aber für sein Buch Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen, das im Jahr 1980 in erster Auflage erschien und mit erschreckender Deutlichkeit und sachlicher Illusionslosigkeit sowohl die Geschichte des Lagers als auch erstaunliche Details aus dem Lagerleben preisgibt.

Kontroversen

Maršálek ist für seine Schilderungen, die ohne Hass auskommen und trotzdem keine Entsetzlichkeit der Existenz des Lagers auslassen, mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. Man hat ihn allerdings auch heftig angegriffen und ihm einseitige Bevorzugung politischer Häftlinge während seiner Zeit als Lagerschreiber vorgeworfen. Maršálek hat auf diese Vorwürfe immer mit großer Gelassenheit reagiert.

Auszeichnungen

2009: Ehrendoktor der Johannes Kepler Universität Linz[2] „in Anerkennung seiner herausragenden Verdienste um den Aufbau der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, um die Sicherung und Erschließung des Lagerarchivs und um die wissenschaftliche und publizistische Aufarbeitung der Geschichte der Konzentrationslager Mauthausen und Gusen und des Widerstands gegen das NS-Regime“.

Publikationen

  • Hans Maršálek: Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen. Dokumentation. 4. Auflage 2006, ISBN 3-7035-1235-0
  • Hans Maršálek: Mauthausen mahnt! Kampf hinter Stacheldraht. Tatsachen, Dokumente und Berichte über das größte Hitler'sche Vernichtungslager in Österreich. Hrsg. vom Mauthausen-Komitee des Bundesverbandes der österreichischen KZler und politisch Verfolgten. Wien 1950
  • Hans Marsalek: Der Weg eines Wiener Tschechen ins KZ, in: Zeitgeschichte 16 (1989).
  • Österreichische Lagergemeinschaft Mauthausen, Hans Maršálek, Kurt Hacker (Hrsg.): Kurzgeschichte des Konzentrationslager Mauthausen und seiner drei größten Nebenlager Gusen, Ebensee, Melk. Wien 1995

Einzelnachweise

  1. Mauthausen Memorial: Kurzer Lebenslauf und Video-Interview mit Hans Maršálek
  2. http://www.jku.at/content/e213/e63/e54/e53?apath=e32681/e30001/e29880/e63215

Weblinks


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