- Steyr-Daimler-Puch
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Steyr-Daimler-Puch AG Unternehmensform Aktiengesellschaft Gründung 1830 Unternehmenssitz Steyr Branche Maschinenbau Produkte Die Steyr-Daimler-Puch AG war ein bedeutendes Unternehmen der eisenverarbeitenden Industrie in Österreich, das in zahlreiche, heute eigenständige, Teilkonzerne zersplittert worden ist.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Vor 1938
Keimzelle der Firma war die 1830 von Leopold Werndl in Oberletten/Steyr eröffnete Gewehrfabrik.
Josef Werndl, Sohn des Firmengründers, gründete am 16. April 1864 (dieses Datum gilt offiziell als Geburtsdatum des Unternehmens)[1] die Josef und Franz Werndl & Comp., Waffenfabrik und Sägemühle und führte die Firma ab 1869 als Oesterreichische Waffenfabriks-Gesellschaft (OEWG) mit der Rechtsform der Aktiengesellschaft weiter. Die Rüstungsproduktion wich ab 1894 dem Bau von Fahrrädern (siehe auch: Waffenrad) und nach 1918 der Fertigung von Automobilen.
1926 wurde die Firmenbezeichnung der OEWG in Steyr-Werke AG geändert.Die Steyr-Werke fusionierten im Jahre 1934 mit der Austro-Daimler-Puchwerke A.G.. Diese waren 1928 aus dem Zusammenschluss von Austro-Daimler, der Oesterreichischen Flugzeugfabrik (Oeffag) und der Puch-Werke AG entstanden. Das neue Unternehmen firmierte unter Steyr-Daimler-Puch AG
Zu den Konstrukteuren, die bei den Vorgängerfirmen von Steyr-Daimler-Puch arbeiteten und als Pioniere des österreichischen Automobilbaus gelten, gehörten u.a. Ferdinand Porsche (von 1906-1923 bei Austro-Daimler und 1929 bei den Steyr-Werken), Hans Ledwinka (1917-1921 bei der OEWG) sowie Karl Jenschke (1922-1935 bei der OEWG/Steyr-Werke).
Steyr-Automobile wurden durch sportliche Erfolge und materialbeanspruchende Expeditionsfahrten von Max Reisch auch weit über die Grenzen Österreichs für ihre hohe Qualität und hochwertige Verarbeitung bekannt. Die Automobile umfassten anfänglich die bei der OEWG produzierten großen 6-Zylinder-Typen Steyr II („Waffenauto"/ab 1920, erstmals mit einem Monoblockmotor), Steyr V und VII und ab 1925 das solide Mittelklassefahrzeug Steyr XII, die vor der Weltwirtschaftskrise in für Österreich hohen Stückzahlen gebaut wurden. Der Mittelklassewagen Steyr IV war allerdings kein wirtschaftlicher Erfolg.
Absatzprobleme führten dazu, dass 1929/30 die Steyr-Pkw-Produktion ruhte und erst mit dem von Ferdinand Porsche konstruierten Typ Steyr 30 (XXX) wieder anlief. Dessen konservative Linie wurde ab 1933 mit den Typen 430, 530 und 630 weitergeführt. 1932 versuchte Steyr mit dem Steyr-Opel („Stoppel”), einem ursprünglich von Opel stammenden Kleinwagen, seine Fabrik auszulasten, hatte damit aber nur geringen Erfolg.
Ab 1934 konnten die modernen Stromlinienfahrzeug-Typen Steyr 100 und 200 mit Vierzylindermotoren gut verkauft werden. Ebenso erfolgreich war auch der 1936 präsentierte Kleinwagen Steyr 50/55 („Steyr-Baby"). Zugleich wurden auch 6-Zylinder-Modelle auf den Typen 200 aufbauend gefertigt, die Typen 120, 125 und 220. Luxuriöse Cabriolets auf Basis des Typs 220 wurden in Kleinserie bei der renommierten Firma Gläser in Dresden mit Karosserien versehen. Selten kamen auch österreichische Firmen wie Keibl oder Armbruster zu Einzelaufträgen. Es wurden auch Lastwagen und von den einzelnen Personenwagen abgeleitete Lieferwagen, Kleinlastwagen, Taxis, Rettungs- und Feuerwehrfahrzeuge in kleinen Stückzahlen gebaut.
Von 1938 bis 1945
Nach dem Anschluss an das Deutsche Reich wurden die Steyr-Daimler-Puch-Werke unter dem neu ernannten Generaldirektor Dr. Georg Meindl rasch wieder zu einem Rüstungskonzern umgeformt, im Kfz-Bereich erwirkt durch den Schell-Plan.
In der Zeit des Nationalsozialismus in Österreich dominierte die Rüstungsproduktion mit ca. 32.000 Beschäftigten das den Reichswerken Hermann Göring angeschlossene Unternehmen. Neue Fabriken wurden in Graz-Thondorf (Steiermark) und in St. Valentin (Niederösterreich) errichtet.
Hervorzuheben ist auch eine umfangreiche Zusammenarbeit mit der DEST in den Granitwerken Mauthausen.[2]
In mehreren Nebenlagern des Konzentrationslagers Mauthausen mussten Häftlinge Zwangsarbeit für die Steyrwerke leisten. Im KZ-Nebenlager Steyr-Münichholz und in Melk wurden Kugellager erzeugt.[3]
Die Produktionspalette wurde umgehend auf die Produktion des deutschen Standardgewehres, des Karabiners K98, ausgeweitet, und die Entwicklung und Produktion des Maschinengewehrs MG 42 und des Sturmgewehrs StG 44 wurde aufgenommen.
Die für das österreichische Heer entwickelten Type 250 und 640 wurden in geringen Umfang weitergebaut. Die Produktion von PKW – wie den Cabriolets, Limousinen und Behördenfahrzeuge der Typen Steyr 200 und Steyr 220 wurde 1940 beendet. Die Produktion von Personenwagen wurde nicht mehr aufgenommen. 1941 wurde die Erzeugung des Typ 1500 A, einer kompletten Neukonstruktion mit luftgekühltem V8-Motor, begonnen. Auf dieser Konstruktion, die auch Basis für den Neuanfang nach dem Kriege war, wurde auch 1942 der Raupenschlepper Ost entwickelt, der von verschiedenen Firmen in Lizenz gebaut wurde.
Nach 1945
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bestand ein großer Bedarf an Nutzfahrzeugen und Traktoren. Die Produktion von Lastwagen Type 370 mit V8-Benzinmotor wurde 1946 aufgenommen. Im Jahre 1948 wurde der erste Steyr-Diesel 380 Lastwagen vorgestellt. Auf dieser Dieselentwicklung fußt auch die Produktion der Steyr-Traktoren. Da auch der Bedarf an Personenwagen stieg, wurde mit der Firma Fiat ein Assemblingvertrag geschlossen und die Fiat-Modelle kamen als Steyr-Fiat auf den österreichischen Markt. Mitte der 1960er Jahre umfasste das Produktionssortiment Pkw, Lkw, Geländewagen, Traktoren, Landmaschinen, Wälzlager, Jagdwaffen, Panzer, Motorräder, Fahrräder und Werkzeuge. Etwa ein Drittel der Produktion ging in den Export. Bekannte Fahrzeuge waren der Haflinger und der Pinzgauer, die vor allem beim österreichischen Bundesheer, aber auch bei zahlreichen ausländischen Armeen jahrelang eingesetzt waren. Der Puch G ist baugleich mit dem Mercedes G, der auch in Graz gebaut wird. Nur das wesentlich kleinere Vertriebsnetz von Steyr-Daimler-Puch führte dazu, dass das Fahrzeug auch unter der Marke Mercedes-Benz vertrieben wurde.
Berühmte Steyr Panzer sind der in zahlreichen Versionen produzierte Schützenpanzer Saurer der in vielen Ländern verwendet wird (Österreich, Griechenland, Zypern, Afrika etc.), Kürassier (Österreich, Brasilien, Marokko, Botswana, Tunesien, Argentinien etc.) und Pandur (Österreich, Belgien, Slowenien, USA, Kuwait etc.) und ASCOD-Ulan (Österreich, Spanien).
Ab 1980 war die Steyr-Daimler-Puch AG das drittgrößte Industrieunternehmen Österreichs mit etwa 17.000 Beschäftigten. Umstrukturierungen sowie die Auslagerung von Teilen der Produktion auf mehrere Nachfolgeunternehmen ließen diese Zahl bis auf 8.900 im Jahr 1991 sinken.
Ausgliederung der Produktionssparten ab 1987
1987 begann die Filetierung des Unternehmens. Nach und nach wurden die einzelnen Produktionssparten verkauft bzw. ausgegliedert:
- 1987 Verkauf des Werks in Griechenland (seitdem als ELBO eigenständig)
- 1987 Ausgliederung der Waffenproduktion in eine eigenständige und unabhängige Gesellschaft, der Steyr Mannlicher GmbH & Co KG.
- 1987 Verkauf der Fahrradsparte in Form der Marke Puch an den italienischen Bianchi-Konzern der später von dem schwedischen Fahrradhersteller Cycleurope A.B. übernommen wurde.
- Verkauf der Wälzlagersparte an SKF.
- 1990 Verkauf der LKW-Sparte an die deutsche MAN AG [4].
- 1990er Ausgliederung der Traktoren-Produktion an Case (später CNH), siehe Steyr (Traktoren)
- 1990er Ausgliederung der Busproduktion an Volvo.
- 1998 Verkauf der Produktion schwerer Waffen (Steyr-Daimler-Puch Spezialfahrzeug GmbH) durch ein Management-Buy-out an eine österreichische Investorengruppe, die sie 2003 an den US-Rüstungskonzern General Dynamics weiterverkaufte.
- 1998 wurde der Rest des Konzerns (Fahrzeugtechnik, Antriebstechnik) an den Magna-Konzern des Austrokanadiers Frank Stronach verkauft, wobei die Sparte Antriebstechnik an die ZF Friedrichshafen AG weiterverkauft wurde.
Die verbleibende Steyr-Daimler-Puch Fahrzeugtechnik AG & Co. KG (SFT) in Graz wurde 2001 mit der Magna Europa AG zur MAGNA STEYR AG & Co KG verschmolzen und als eigenständiger Teilkonzern von Magna International positioniert.
Modelle
PKW (1920–1959)
Typ Bauzeitraum Zylinder Hubraum Leistung Vmax II (12/40 PS) 1920-1924 6 Reihe 3325 cm³ 40 PS (29 kW) 100 km/h IV (7/23 PS) 1922-1924 4 Reihe 1814 cm³ 23 PS (17 kW) 80 km/h VI Klausen Sport (19/145 PS) 1922-1924 6 Reihe 4900 cm³ 145 PS (107 kW) über 150 km/h 60 / VI (12/60 PS) 1922-1926 6 Reihe 3325 cm³ 60 PS (44 kW) 120 km/h V (12/40 PS) 1924-1925 6 Reihe 3325 cm³ 40 PS (29 kW) 110 km/h VII (12/50 PS) 1925-1929 6 Reihe 3325 cm³ 50 PS (37 kW) 100 km/h XII (6/30 PS) 1926-1929 6 Reihe. 1568 cm³ 30 PS (22 kW) 85 km/h VI Sport (15/80 PS) 1928 6 Reihe 4014 cm³ 80 PS (59 kW) 130 km/h VI Sport (17/100 PS) 1928 6 Reihe 4400 cm³ 100 PS (74 kW) 135 km/h XVI (15/70 PS) 1928-1929 6 Reihe 4014 cm³ 70 PS (51 kW) 110 km/h Austria (21/100 PS) 1929 8 Reihe 5295 cm³ 100 PS (74 kW) 120 km/h XX (8/40 PS) 1929 6 Reihe 2070 cm³ 40 PS (29 kW) 90 km/h 30 / XXX / 130 (8/40 PS) 1930-1932 6 Reihe 2078 cm³ 40 PS (29 kW) 90 km/h 30 Typ 45 Taxameter (8/40 PS) 1930-1933 6 Reihe 2078 cm³ 40 PS (29 kW) 90 km/h 30 S / 230 (8/45 PS) 1932 6 Reihe 2078 cm³ 45 PS (33 kW) 110 km/h Steyr-Opel (“Stoppel”)
(4,5/22 PS)1932 4 Reihe 1169 cm³ 22 PS (16,2 kW) 30 SL / 330 (8/45 PS) 1932-1933 6 Reihe 2078 cm³ 45 PS (33 kW) 95 km/h 430 1933-1935 6 Reihe 2078 cm³ 45 PS (33 kW) 110 km/h 100 1934-1936 4 Reihe 1385 cm³ 32 PS (23,5 kW) 100 km/h 120 Super 1935-1936 6 Reihe 1990 cm³ 50 PS (37 kW) 120 km/h 530 1935-1936 6 Reihe 2260 cm³ 55 PS (40 kW) 105 km/h 125 Super 1936-1937 6 Reihe 2078 cm³ 50 PS (37 kW) 120 km/h 50 („Steyr-Baby") 1936-1938 4 Boxer 984 cm³ 22 PS (16,2 kW) 90 km/h 200 1936-1940 4 Reihe 1498 cm³ 35 PS (25,7 kW) 100 km/h 630 1937-1939 6 Reihe 2260 cm³ 55 PS (40 kW) 100 km/h 220 1937-1941 6 Reihe 2260 cm³ 55 PS (40 kW) 120 km/h 55 („Steyr-Baby") 1938-1940 4 Boxer 1158 cm³ 25,5 PS (18,8 kW) 95 km/h 2000 1953-1959 4 Reihe 1997 cm³ 65-86 PS (48-63 kW) 135 km/h 2300 Sport 1956-1959 4 Reihe 2260 cm³ 95 PS (70 kW) 160 km/h Puch 500 1957-1973 2 Boxer 493 cm³ 16 PS (11,8 kW) 100 km/h LKW
- Typ III erstes LKW Fahrgestell ab 1920 erzeugt
- Typ XII
- Typ XVII
- Typ 40
- Typ 6x4
- Haflinger
- Pinzgauer
- Noriker
- Steyr 90-Plus Serie
- Typ 91
- Typ 280
- Typ 370
- Typ 380
- Typ 480
- Typ 580
- Typ 586
- Typ 640
- Typ 680
- Typ 680M
- Typ 780
- Typ 980
- Typ 1500A
- Typ 2000A
- Typ 12M18
- Steyr-OM Tigrotto
- Steyr-OM Leoncino
- Steyr-Fiat-OM Baribbi
Panzerfahrzeuge
Traktoren
Baureihe 13 1947-1972(280a) 1-, 2-, 3- und Zylinder, 13-68 PS, 150.179 Stk. 1. Zylinder
- Typ 80: 13/15 PS, 1949–1964 (45068 Stück)
- Typ 80a: 15 PS, 1950–1956 (14357 Stück)
- Typ 80s: 15 PS,1951-1963 (367 Stück)
- Typ 84: 18 PS, 1956-1964 (19796 Stück)
2 Zylinder
- Typ 180: 26/30 PS, 1947–1953 (25302 Stück)
- Typ 180a: 30 PS, 1953–1959 (14420 Stück)
- Typ N 180a: 30 PS, 1959–1963 (3715 Stück)
- Typ 182: 36 PS, 1956–1959 (3477 Stück)
3 Zylinder
- Typ 185: 45 PS, 1955–1958 (1005 Stück)
- Typ 185a: 55 PS
4 Zylinder
- Typ 280: 60 PS
- Typ 280a: 68 PS, 1958–1972 (2146 Stück)
Jubiläumsreihe 1960 - 1969 1-,2-, 3- und 4-Zylinder Modelle, 28 bis 50 PS, 45.880 Stk.
1 Zylinder
- Typ 86: 18 Ps
2 Zylinder
- Typ 188: 28 PS, 1960–1966 (23223 Stück)
3 Zylinder
- Typ 190: 36 PS, 1964-1966 (10.846 Stück)
4 Zylinder
- Typ 288: 45 PS, 1962-1966 (6253 Stück)
- Typ 290: 50 PS, 1966 (2265 Stück)
Plusserie 1966-1979 2-, 3-, 4- und 6-Zylinder Modelle Leistung: 30 bis 140 PS (Produktion: 108.713 Stk.)
- Typ 30/430: 30/32 PS, 1966-1976 (5994 Stück)
- Typ 40/540/545/548: 40/42/45/48 PS, 1967-1977 (14.528 Stk.)
- Typ 50/650/658
- Typ 760/768 60/64 PS
- Typ 70/870
- Typ 90/1090
- TYP 1100/1108
- TYP 1200 115 PS
- TYP 1400 140 PS
Serie 80/81
- 8060/8070/8080/8090
- 8045/8055/8065/8075/8085
- 8100/8110/8120/8130/8140/8150/8160/8165/8170/8180
Serie M900/M9000/M9100
- 948/958/968/975
- 9078/9083/9086/9094
- 9105/9115/9125/9145/9155/9170/9190/9200
Literatur
- Personenkraftwagen Steyr von 1920–1941 (1998) ISBN 3-9500823-1-X
- Hans Seper u.a.: Österreichische Automobilgeschichte. Eurotax Verlag, Klosterneuburg 1999, ISBN 3-905566-01-X
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Steyr 1964 - Die Steyr-Daimler-Puch AG im Jahre ihres hundertjährigen Bestandes.
- ↑ Rudolf A. Haunschmied, Jan-Ruth Mills, Siegi Witzany-Durda: St. Georgen-Gusen-Mauthausen - Concentration Camp Mauthausen Reconsidered. BoD, Norderstedt 2008, ISBN 978-3-8334-7440-8. S. 120ff.
- ↑ Hans Maršálek: Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen. 4. Auflage 2006, ISBN 3-7035-1235-0, Seite 80f.
- ↑ http://www.man.eu/MAN-Downloadgalleries/All/1Unternehmen/MAN_Gruppe/Historie/2008_Geschichte_MAN_d.pdf
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