Hans Rudolf von Bischoffwerder

Hans Rudolf von Bischoffwerder
Johann Rudolf von Bischoffwerder

Hans Rudolf von Bischoffwerder (* 13. November 1741 in Ostramondra; † 30. oder 31. Oktober 1803 in Marquardt) war ein Günstling und Berater Friedrich Wilhelms II. von Preußen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Bischoffwerder stammte aus einer sächsischen Adelsfamilie. Sein Vater war der gleichnamige kursächsische Rittmeister Hans Rudolf von Bischoffwerder. Durch dessen Ehefrau, Henriette Wilhelmine von Bünau, gelangte das Rittergut Ostramondra in den Besitz derer von Bischoffwerder.

Hans Rudolf studierte ab 1756 Rechtswissenschaften an der Universität Halle. Am 25. November 1758 wurde er in die Freimaurerloge „Philadelphia zu den drei goldenen Armen“ in Halle aufgenommen. Er trat 1760 in das königlich-preußische Leibkarabinierregiment (Kürassierregiment K 11) ein, wo er 1761 zum Fähnrich befördert wurde. 1762 nahm er in der Schlacht bei Freiberg teil. Nach dem Hubertusburger Frieden nahm er im Juli 1763 seinen Abschied und wurde Kammerherr am kursächsischen Hof und Stallmeister des Herzogs Karl von Kurland. 1764 heiratete er Christiane von Wilcke, die Tochter eines kursächsischen Kammerherren. 1765 trat er in die schottische Loge „Zur gekrönten Schlange“ in Görlitz ein, die der Strikten Observanz anhing und nahm bald darauf in diesem System das Amt eines Superiors und Protektors der VII. Provinz in Sachsen wahr. Als Ritter Eques a grypho (lat.: Ritter vom Greifen) wurde er zu einer der führenden Persönlichkeiten der Strikten Observanz in Sachsen.

Er war jedem magischen und alchemistischen Schwindel sowie der Mystik zugetan und fiel dabei auf den Betrug Gugomos und des Geisterbeschwörers Johann Georg Schrepfer herein, bei dessen Selbstmord im Jahre 1774 er mit anwesend war. Später nutzte er dessen Handgriffe und Apparate für seine eigenen okkulten Zwecke. Ebenso hatte er Kontakt zum Abenteurer Grafen von St. Germain, den er 1777 im Auftrag seines intimen Freundes, des Herzogs von Friedrich August von Braunschweig-Oels, besuchte, um sich ein persönliches Urteil von ihm zu bilden (und seiner Vertrautheit mit den Rosenkreuzern).

1778 trat er wieder in preußische Dienste und kam in die Umgebung des Prinzen von Preußen, späteren Königs Friedrich Wilhelm II., dessen unbedingtes Vertrauen er zu erwerben wusste. Gemeinsam mit dem einflussreichen Minister Johann Christoph von Wöllner nutzte er die Leichtgläubigkeit des Prinzen Friedrich Wilhelm aus, indem sie diesen mit Geisterschwindel umgarnten. 1979 wird Bischoffwerder Mitglied des Gold- und Rosenkreuzerordens in Berlin-Potsdam und erreicht schließlich durch seine magischen Künste, dass sich der Prinz 1781 - als Ormerus magnus - persönlich in die Mysterien der Gold- und Rosenkreuzer einweihen lässt.

Nach dessen Thronbesteigung 1786 wurde Bischoffwerder zum Oberstleutnant und Flügeladjutanten, 1789 zum Generaladjutanten des Königs ernannt und als preußischer Gesandter zum Kongress von Sistova abgeordnet. 1790 wurde er Chef des Reitenden Feldjägerkorps. 1791 zum Generalmajor befördert, erhielt er immer größeren Einfluss am Hof. Für seine Verdienste erhielt er den Schwarzen Adlerorden. Als vertrauter Berater bewog er den König zu einer Annäherung an Österreich und zur Verständigung über die Haltung gegen Frankreich, welche zum Krieg von 1792 führte.

Der negative Verlauf desselben bewirkte, dass die Gunst, in der Bischoffwerder bisher beim König stand, erkaltete. Doch ließ er sich als damaliger preußischer Außenminister bei der polnischen Teilung noch große Güterkomplexe vom König schenken. Nach Friedrich Wilhelms II. Tod 1797 überbrachte er dem neuen Herrscher die königlichen Insignien, ward aber 1798 verabschiedet und pensioniert und starb am 30. oder 31. Oktober 1803 auf seinem Landgut Marquardt bei Potsdam. Mit seinem Sohn, der Generalmajor wurde, erlosch das Geschlecht der Bischoffwerder in Preußen.

Literatur

  • Johannes Schultze: Hans Rudolf von Bischoffwerder. In: Historische Kommission für die Provinz Sachsen und für Anhalt (Hrsg.): Mitteldeutsche Lebensbilder. 3. Band Lebensbilder des 18. und 19. Jahrhunderts. Selbstverlag, Magdeburg 1928, S. 134–155.
  • Julius Hartmann: Bischoffwerder, Hans Rudolf von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 2, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 675–678.
  • Eugen Lennhoff, Oskar Posner, Dieter A. Binder: Internationales Freimaurerlexikon. 5. überarbeitete und erweiterte Neuauflage der Ausgabe von 1932. Herbig, München 2006, ISBN 978-3-7766-2478-6.
  • Ferdinand Runkel: Geschichte der Freimaurerei. 3 Bände. Reprint von 1932, Edition Lempertz, Königswinter 2006, ISBN 3-933070-96-1. Bd. 2, S. 45/46
  • Karlheinz Gerlach: Die Freimaurer im alten Preußen 1738 - 1806. Die Logen zwischen mittlerer Oder und Niederrhein. Studienverlag Innsbruck 2007, ISBN 978-3-7065-4037-7
  • Theodor Fontane - Havelland / Marquardt von 1795 bis 1803 (dort: Bischofswerder)

Weblinks

Einzelnachweise


Meyers Konversationslexikons logo.svg Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.

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