Hans Ungnad

Hans Ungnad
Hans Ungnad (aus dem Trubarjev zbornik, 1908)

Hans Ungnad (mit vollem Namen: Hans III. Ungnad von Weissenwolf, Freiherr von Sonnegg (Sonneck); * 1493; † 27. Dezember 1564 auf Schloss Winteritz [Vintířov] in Böhmen) war ein österreichischer Staatsmann, der später in Urach (Württemberg) eine Buchdruckerei unterhielt, um die Reformation zu unterstützen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hans Ungnad war ab 1530 Landeshauptmann der Steiermark, wo sich gerade die von Martin Luther initiierte Reformation ausbreitete; zugleich wurde er Vizedom von Celje. 1532 führte er seine Truppen erfolgreich in eine Schlacht gegen die Türken. Ab 1540 war er Oberster Feldhauptmann auf dem Territorium, das dem heutigen Slowenien und Zentral-Kroatien entspricht, er bekleidete auch weitere politische Ämter.

Ungnad wurde ein Anhänger der Reformation. Nachdem er sich beim römisch-deutschen König und späteren Kaiser Ferdinand I. vergeblich um die Religionsfreiheit bemüht hatte, legte er 1556 seine Ämter nieder. Er ging zunächst nach Wittenberg, wo er Philipp Melanchthon kennenlernte. 1558 ging er nach Urach. Dort ernannte ihn Herzog Christoph zu seinem Rat. 1560 wandte sich der slowenische Reformator Primož Trubar, den er möglicherweise bereits aus Celje kannte, der nun aber in Kempten lebte, an ihn mit der Bitte, die Publikation einer kroatischen Übersetzung des Neuen Testaments finanziell zu unterstützen. Ungnad war von dem Projekt so begeistert, dass er Stephan Consul (der die Übersetzung gemeinsam mit Anton Dalmata angefertigt hatte) nach Urach kommen ließ.

Aus eigenen Mitteln sowie mit Unterstützung des Herzogs und weiterer protestantischer Herrscher gründete er in Urach die Windische, chrabatische und cirulische Thrukerey (d. h. Slowenische, kroatische und kyrillische Druckerei; auch Uracher Bibelanstalt genannt). Dort wurden 1562/63 eine von Primož Trubar übersetzte und bearbeitete Version der Augsburgischen Konfession, sowie eine von Stephan Consul und Anton Dalmata angefertigte kroatische Übersetzung des Neuen Testaments, jeweils in zwei Versionen (in glagolitischen und kyrillischen Lettern) gedruckt.

Während eines Besuchs bei seiner in Böhmen lebenden Schwester Elisabeth Gräfin Schlick († 1575) verstarb Hans Ungnad; er wurde in der Tübinger Stiftskirche beigesetzt. Die Druckerei wurde aufgelöst.

Familie

Hans III. Ungnad war der Sohn von Hans II. Ungnad von Weissenwolf, Freiherr von Sonnegg (Sonneck) auf Waldenstein (1472-um 1520)[1] und Margarethe Lochner von Liebenfels (* um 1475-nach 1516) sowie Enkel von (Johann I.) Christoph Ungnad von Weissenwolf, 1442 mit Sonnegg belehnt († 1490)[2] und Anna Catharina von Fraunberg zu Haag (um 1440-nach 1482).

Er heiratete 1525 Anna Maria Freiin von Thurn auf Friedrichstein (um 1500–1555), mit der er angeblich 20 Söhne und 4 Töchter hatte, von denen Ludwig († 1584), Christoph († 1587; seit 1567 verheiratet mit Anna Losonczi, der Geliebten von Bálint Balassa; 1576–1583 Ban von Kroatien), Carl († 1599), Simeon (* um 1530–1605), Ehrenreich (Ernreich) († 1598), Judith Elisabeth († 1572), Margareta († 1572) und Helena das Erwachsenenalter erreichten.

1555 heiratete Ungnad in Barby die ehemalige Werdener Nonne Magdalena Gräfin von Barby und Mülingen (1530–1565), Mutter seiner Söhne Wolf(gang) (um 1566–1594) und Hans Georg (um 1562–1583).

Ungnad war mit Peter II. Erdődy (1504–1567), der 1557–1567 Ban von Kroatien war, verwandt[3], sie schreiben sich gegenseitig als „Schwager“ an.

Literatur

  • Ludwig Theodor ElzeUngnad zu Sonneck, Hans. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 39, Duncker & Humblot, Leipzig 1895, S. 308–310.
  • Deutsche Biographische Enzyklopädie, Band 10 (ISBN 3-598-23170-9)
  • Rolf Vorndran, Kurzer Überblick über die Drucke der Südslawischen Bibelanstalt in Urach, in: Gutenberg-Jahrbuch, 1976, S. 291–297
  • Ernst Benz, Hans von Ungnad und die Reformation unter den Südslawen, in: Zeitschrift für Kirchengeschichte, Jg. 58.1939, S. 387–475
  • Bernhard Hans Zimmermann, Hans Ungnad, Freiherr von Sonneck, als Förderer reformatorischer Bestrebungen bei den Südslawen, in: Südostdeutsche Forschungen, Jg. 2.1937, S. 36–58
  • Bernd Zimmermann, Landeshauptmann Hans Ungnad von Sonnegg (1493–1564). Ein Beitrag zu seiner Biographie, in: Gerhard Pferschy (Hrsg.) Siedlung, Macht und Wirtschaft. Festschrift für Fritz Posch. Graz 1981, S. 203–216
  • Bernd Zimmermann, Türkenheld und Glaubensstreiter. Hans Ungnad, Freiherr von Sonnegg, in: Glaube und Heimat. Evangelischer Kalender für Österreich 36. Jg. 1982, S. 77–81
  • Bernd Zimmermann, Hans Ungnads Beziehungen zu Reformatoren und Theologen, in: Jahrbuch für die Geschichte des Protestantismus in Österreich, Jg. 102/103, Wien 1986/1987, S. 179–191
  • Hans Ungnad. In: Österreich-Lexikon, online auf aeiou.
  • Lorenz Heiligensetzer/Isabel Trueb/Martin Möhle/Ueli Dill (Hrsg.): Treffenliche schöne Biecher Hans Ungnads Büchergeschenk und die Universitätsbibliothek Basel im 16. Jhdt. Basel 2005
  • Matthäus Dresser: Ungnadsche Chronika, Leipzig 1601, gedruckt durch Abraham Lamberg

Einzelnachweise

  1. Ein Vorfahr u. a. von Kaiser Wilhelm II (1859–1941), Königin Beatrix der Niederlande (* 1938).
  2. Rotmarmornes spätgotisches Tumbengrabmal in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt von Eberndorf (slowenisch Dobrla vas) bei Völkermarkt in Kärnten.
  3. Der Großvater von Peter II. Erdõdy, Miklós (Nikolaus) Bakocz Erdõdy († vor 1495), war mit einer Maria Ungnad verheiratet.

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