Hans von Wedemeyer

Hans von Wedemeyer

Hans von Wedemeyer-Pätzig (* 31. Juli 1888 in Schönrade [1]; † 22. August 1942 in Stalingrad[2]) war ein deutscher Großgrundbesitzer und Staatsbeamter. Wedemeyer wurde vor allem bekannt als enger Mitarbeiter des Politikers Franz von Papen.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Hans von Wedemeyer wurde 1888 als Sohn einer ostpreußischen Gutsbesitzerfamilie geboren.

Ab 1914 nahm Wedemeyer am Ersten Weltkrieg teil. Außer als Stabsoffizier wurde er zeitweise auch als Flieger verwendet. 1916 lernte Wedemeyer an der Westfront den preußischen Hauptmann Franz von Papen kennen. Von 1916 bis 1918 begleitete er Papen als dessen Ordonnanzoffizier nach Palästina, wo beide auf Seiten der osmanisch-deutschen Verbände der Orientfront gegen die Briten kämpften und unter anderem Jerusalem besuchten.

Unmittelbar nach dem Krieg, am 18. November 1918, heiratete Wedemeyer die Gustbesitzertochter Ruth von Kleist-Retzow (1897-1985) in Kieckow. Aus der Ehe gingen zwischen 1920 und 1936 sieben Kinder hervor, unter anderem der Sohn Maximilian (Max) von Wedemeyer sowie die Tochter Maria von Wedemeyer (* 23. April 1924 in Pätzig; † 1977), die sich später mit dem Theologen Dietrich Bonhoeffer verlobte. Bonhoeffer hatte sie Ende 1942 bei der Trauerfeier für ihren im Oktober 1942 in Russland gestorbenen Bruder kennengelernt, den Bonhoeffer seinerzeit konfirmiert hatte.[3]

In den 1920er Jahren bewirtschaftete Wedemeyer sein Rittergut Pätzig bei Königsberg in der Neumark. Wedemeyer war in führender Position im Stahlhelm-Kampfbund tätig. Von 1928 bis 1930 fungierte Wedemeyer als Gastgeber der Berneuchener Konferenzen der evangelischen Kirche, die auf seinem Gut tagten. Später wurde er deswegen zum Michaelsbruder und 1939 zum Ältesten des Konvents Nordosten bestimmt. Als Papen im Mai 1932 zum Reichskanzler ernannt wurde berief er Wedemeyer zu seinem Berater. Gemeinsam mit Othmar Spann entwickelte Wedemeyer zu dieser Zeit „romantische Ideen“ für eine Verfassungsreform, die Papens konservativer Innenminister Gayl umsetzen sollte.[4] Im November 1932 übernahm Wedemeyer auch die Leitung von Papens persönlichem Büro. In dieser Eigenschaft führte er zunächst kurzzeitig das Büro des Reichskanzlers von Papen (bis Dezember 1932), dann einige Wochen lang das Büro des Privatmanns Papen (Dezember bis Ende Januar 1933) und schließlich – nachdem Papen am 30. Januar 1933 zum stellvertretenden Regierungschef in der Regierung Hitler berufen worden war – noch vier Monate lang (Januar bis Mai 1933) das Büro des Vizekanzlers (Chef der Reichsvizekanzlei) Papen. Danach übergab Wedemeyer seinen Posten an den Oberregierungsrat Herbert von Bose.

Die Ernennung Adolf Hitlers zum Kanzler versuchte Wedemeyer Ende 1932/ Anfang 1933 zu verhindern. Dass er trotz der Ernennung, an der Papen einen maßgeblichen Anteil hatte, weiterhin in dessen Dienst blieb, lag, nach Christoph Weiling „wohl an der alten Freundschaft die ihn an Papen band.“[5] Seine Ablehnung des Nationalsozialismus kleidete der fromme Christ Wedemeyer am 15. Mai 1933 in die Worte: „Heilig ist nur der alleinige Gott. Reichsadler und Hakenkreuz sind nicht heilig.“[6]

1936 wurde Wedemeyer in einem „Ehrengerichtsverfahren“ angeklagt, weil er sich der Vernachlässigung seiner sozialen Pflichten gegenüber den auf seinen Gütern lebenden Bauern schuldig gemacht habe.[7] Am 1. September 1939 wurde Wedemeyer als Rittmeister der Ersatz-Reiterschwadron zum Kriegsdienst eingezogen.

Aus Verzweiflung über die Kriegführung in Russland verließ er im August 1942 seine Stellung als Ic der Heeresgruppe B. Er meldete sich freiwillig zu einem Frontkommando und fiel bereits am 22. August beim Angriff auf Stalingrad.[8]

Wedemeyers Witwe verfasste später unter dem Titel „Erinnerungen an Euren Vater“ ein privates Erinnerungsbuch über ihren toten Mann für ihre Kinder, das 1990 von Peter Zimmerling als Kopie in den Beständen des Klosters Kirchberg entdeckt und 1993 von Zimmerling und Wedemeyers Sohn Peter Wedemeyer veröffentlicht wurde.

Literatur

  • Ruth von Wedemeyer: In des Teufels Gasthaus. Eine preußische Familie 1918-1945. Brendow, Moers 1993, ISBN 3-86506-202-4.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Geschichte des Geschlechts von Kleist : Fortführung 1880 - 1980, 1982, S. 106.
  2. Lebensdaten nach Wayne W. Floyd (Hrsg.): Dietrich Bonhoeffer Works, 1996, S. 350.
  3. Eberhard Bethge: Dietrich Bonhoeffer. Man of Vision, Man of Courage, 1970, S. 867.
  4. Friedrich Glum: Der Nationalsozialismus. Werden und Vergehen, 1962, S. 183.
  5. Christoph Weiling: Die "Christlich-deutsche Bewegung". Eine Studie zum konservativen..., 1998, S. 345.
  6. Karl-Heinz Minuth/ Friedrich Hartmannsgruber: Akten der Reichskanzlei. Die Regierung Hitler. Juni - Dezember 1935: 1933-1938, S. 467.
  7. Fabian von Schlabrendorff: The Secret War Against Hitler, 1994, S. 60.
  8. Alexander Stahlberg: Die verdammte Pflicht. Erinnerungen 1932 bis 1945, 2005, S. 237f.

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