Haplogruppe R (Y-DNA)

Haplogruppe R (Y-DNA)
Haplogruppe
Name R
Ursprungsdatum vor 26.800 Jahren
Ursprungsort Zentralasien oder Südasien
Vorfahr P
Nachkommen R1, R1a, R1b, R2
Mutationen
  • R: M207
    • R1: M173
    • R1a: L62, L63
    • R1b: M342
  • R2: M124

Y-Haplogruppe R ist in der Humangenetik eine Haplogruppe des Y-Chromosoms. Sie ist eine Untergruppe von P. Die Mutation M207 trägt zu ihrer Unterscheidung bei.

Inhaltsverzeichnis

Ursprung

Es wird angenommen, dass die Haplogruppe R in Nordwestasien vor 30.000 bis 35.000 Jahren erstmals auftrat. Die eher seltenen Formen der Chromosomen der Haplogruppe R, sowie die häufigsten Fälle der mit ihr eng verwandten Haplogruppe Q, werden interessanterweise unter Bevölkerungen in Mittelasien, in Südasien, in Australien, in Sibirien, bei amerikanischen Ureinwohnern, in Ägypten und in Kamerun gefunden. Sie ist die häufigste Haplogruppe in Europa.

Kivisild et al. schlagen vor, dass Süd- und Westasien der Ursprung dieser Haplogruppe" sein könnte:

Anhand der geographischen Verbreitung und der STR Unterschiede der Schwesterngruppen R1 and R2 (letztere ist auf Indien, Pakistan, Iran und das südliche Zentralasien beschränkt) ist es möglich dass Süd- und Westasien die Quelle für die Abgrenzung von R1 und R2 sind.

Jedoch werden die höchsten Konzentrationen von R1b1 und von R1b3 in Europa gefunden, in Dichten von 70% und mehr, in den Bevölkerungen in Irland [1], Spanien [2] und den Niederlanden, [2] wobei das Genographic Project geleitet von der National Geographic Society, [3] davon ausgeht, dass R1b auf der Iberischen Halbinsel entstanden ist. Dies könnte ihr Refugium während der letzten Eiszeit gewesen sein, wovon sich die Gene danach wieder ausbreiteten. Dementsprechend wird die Ausbreitung des R-Komplexes der Zerstreuung im Jungpaläolithikum zugeschrieben.

Verbreitung

Die Mehrheit der Träger von Haplogruppe R gehören der Haplogruppe R1 an, die durch Marker M173 unterschieden wird. R1 ist in Europa und Westeurasien sehr verbreitet. Es wird angenommen dass seine Verbreitung mit der Wiederbesiedelung von Eurasien nach der letzten Eiszeit zusammenhängt. Seine Hauptuntergruppen sind R1a (SRY1532) und R1b (M343). Ein isolierter Stamm der Y-Chromosomen, die scheinbar zu Haplogruppe R1b1* (P25) gehören, wurde in hoher Konzentration unter der einheimischen Bevölkerung von Nordkamerun in West-Zentralafrika gefunden. Es wird angenommen, dass dies eine prähistorische Rückwanderung einer alten protoeurasischen Bevölkerung nach Afrika darstellt. Einige Forscher haben auch über Haplogruppe T Y-Chromosomen in geringer Konzentration in einigen dieser kamerunischen Bevölkerungen berichtet, die eine eurasische Ähnlichkeit aufweisen. [4] Einige Y-Chromosomen, die scheinbar mit den kamerunischen R1b1* Chromosomen eng verwandt sind, werden in hoher Konzentration unter der modernen Bevölkerung in Ägypten gefunden. Viele moderne Bevölkerungen des Nordkamerun sprechen Tschadische Sprachen, die als ein alter Zweig der Afro-asiatischen Sprachfamilie eingestuft werden. Die ausgestorbene Sprache des Now der alten Ägypter gehörte auch der gleichen Sprachfamilie an. Personen, deren Y-Chromosomen alle Mutationen an den internen Nullpunkten des Y-DNA Baums aufweisen unter Einbeziehung von M207 (definiert Haplogruppe R), aber weder die Mutation M173 (definiert Haplogruppe R1) noch die Mutation M124 (definiert Haplogruppe R2) besitzen, werden Haplogruppe R* zugerechnet. Einige Fälle von Haplogruppe R* sind in den Proben der australischen Aborigines gefunden worden. Haplogruppe R* wurde auch in 10.3% (10/97) einer Probe von Burusho und in 6.8% (3/44) einer Probe von Kalash in Nordpakistan entdeckt. [5]

Untergruppen

Die Untergruppen der Haplogruppe R mit ihrer unterscheidenden Mutation, nach ihrer Gliederung, veröffentlicht 2010 von der International Society of Genetic Genealogy (ISOGG)[6]:

  • R*
  • R1 (M173/P241, M306/S1,P225, P231, P233, P234, P236, P238, P242, P245, P286, P294)
    • R1a (L62/M513, L63/M511, L145/M449, L146/M420) Typisch für Bevölkerungen von Mittel- und Osteuropa, Zentralasien und Südasien, mit einer mittleren Verbreitung in Westeuropa, Südwestasien und Südsibirien
      • R1a1 (L120/M516, L122/M448, M459, SRY1532.2/SRY10831.2)
        • R1a1a (M17, M198, M417, M512, M514, M515)
          • R1a1a1 (M56)
          • R1a1a2 (M157)
          • R1a1a3 (M64.2, M87, M204)
          • R1a1a4 (P98)
          • R1a1a5 (PK5)
          • R1a1a6 (M434)
          • R1a1a7 (M458)
            • R1a1a7a (M334)
            • R1a1a7b (L260)
            • R1a1a7*
          • R1a1a*
        • R1a1*
      • R1a*
    • R1b (M343) Typisch für Bevölkerungen in Westeuropa, mit einer mittleren Verbreitung außerhalb Eurasiens und in Teilen von Afrika
      • R1b1 (P25, L278)
        • R1b1a (V88)
          • R1b1a1 (M18)
          • R1b1a2 (V8)
          • R1b1a3 (V35)
            • R1b1a3a (V7)
            • R1b1a3*
          • R1b1a4 (V69)
          • R1b1a*
        • R1b1b (P297)
          • R1b1b1 (M73)
          • R1b1b2 (L265, M269, S3, S10, S13, S17)
            • R1b1b2a (L23/S141, L49, L150)
              • R1b1b2a1 (L51/S167)
                • R1b1b2a1a (L11/S127, L52, L151, P310/S129, P311/S128)
                  • R1b1b2a1a1 (M405/S21/U106)
                    • R1b1b2a1a1a (M467/S29/U198)
                    • R1b1b2a1a1b (P107)
                    • R1b1b2a1a1c (DYS439(Null)/L1/S26)
                    • R1b1b2a1a1d (L48/S162)
                      • R1b1b2a1a1d1 (L47)
                        • R1b1b2a1a1d1a (L44)
                          • R1b1b2a1a1d1a1 (L45, L46, L164)
                          • R1b1b2a1a1d1a*
                        • R1b1b2a1a1d1*
                      • R1b1b2a1a1d2 (L148)
                      • R1b1b2a1a1d*
                    • R1b1b2a1a1e (L257)
                    • R1b1b2a1a1*
                  • R1b1b2a1a2 (P312/S116)
                    • R1b1b2a1a2a (M65)
                    • R1b1b2a1a2b (M153)
                    • R1b1b2a1a2c (M167/SRY2627)
                    • R1b1b2a1a2d (S28/U152)
                      • R1b1b2a1a2d1 (M126)
                      • R1b1b2a1a2d2 (M160)
                      • R1b1b2a1a2d3 (L2/S139)
                        • R1b1b2a1a2d3a (L20/S144)
                        • R1b1b2a1a2d3*
                      • R1b1b2a1a2d4 (L4)
                      • R1b1b2a1a2d*
                    • R1b1b2a1a2e (L165/S68)
                    • R1b1b2a1a2f (L21/S145)
                      • R1b1b2a1a2f1 (M37)
                      • R1b1b2a1a2f2 (M222/USP9Y+3636)
                      • R1b1b2a1a2f3 (P66)
                      • R1b1b2a1a2f4 (L226/S168)
                      • R1b1b2a1a2f5 (L193/S176)
                      • R1b1b2a1a2f*
                    • R1b1b2a1a2*
                  • R1b1b2a1a*
                • R1b1b2a1*
              • R1b1b2a*
            • R1b1b2*
          • R1b1b*
        • R1b1c (M335)
        • R1b1*
      • R1b*
    • R1*
  • R2 (M124) Typisch für Bevölkerungen von Südasien, mit einer mittleren Verbreitung in Zentralasien und dem Kaukasus

R1

Verbreitung von R1a (violett) und R1b (rot)

Haplogruppe R1 bestimmt die Mehrheit der Haplogruppe R in Form seiner Untergruppen, R1a and R1b.[3][2][1]

R1a Die höchsten Konzentrationen von R1a (> 50%) werden entlang der eurasischen Steppe gefunden: bei den Ishkashimi (68%), den Tadschiken, der Bevölkerung von Khojant (64%), Kirgisen (63.5%), von Sorben (63.39%), von Polen (56.4%) und von Ukrainern (54.0%) und im extremen Norden von Indien unter den Kaschmir Pandits (72%). [7][8][9][2] [10]

R1a wurde von einzelnen Forschern in folgenden geschichtlichen Zusammenhängen gesehen:

R1b Haplogruppe R1b entstand vor oder während der letzten Eiszeit, als sie sich in ihrem Refugium in Südeuropa und in der Ägäis befand. Sie ist die häufigste Haplogruppe in Westeuropa. Sie wird auch in Nordafrika gefunden, wo ihre Konzentration in einigen Teilen Algeriens 10% übertrifft. [12]. Im südöstlichen England liegt die Konzentration von R1b bei ungefähr 70%. In den restlichen Teilen von Nord- und Westengland, in Spanien, Portugal, Wales und Irland, reicht die Konzentration bis 90% und in Teilen des nordwestlichen Irland erreicht sie 98%. Der R1b Stamm scheint einen viel höheren Grad an innerer Verschiedenartigkeit als R1a zu haben, was nahe legt, dass die Mutation M343, die R1b von R1* trennt, beträchtlich früher aufgetreten sein muss, als die Mutation SRY1532, die R1a unterscheidet.

R1b (früher Hg1 und Eu18 benannt ) ist die häufigste Y-Chromosom Haplogruppe in Europa. Sie ist eine Abzweigung von R1 (M173), und wird durch den M343 Marker unterschieden. [13] Eine überwältigende Mehrheit der Träger von R1b werden so eingestuft: R1b1 (definiert durch den Marker P25) und der Rest als R1b*. Seine Konzentration ist in Westeuropa am höchstem (und wegen der letzten europäischen Auswanderung, auch in Teilen Amerikas). Die Mehrheit der R1b-Träger europäischer Abstammung gehören der Untergruppe R1b1b2 (früher R1b1c benannt) (M269) an.

R2 90% der R2 Träger werden auf dem Indischen Subkontinent gefunden. Sie wurde ebenfalls im Kaukasus und in Zentralasien entdeckt.

R2( M124) entstand vor ungefähr 25.000 Jahren im südlichen Zentralasien. Seine Träger wanderten nach Süden als Teil der zweiten[14] [15] großen Auswanderungswelle nach Indien. Die fast ausschließliche Existenz von R2 in Indien könnte auch bedeuten, dass die Verzweigung von R in R1 und in R2 in Mittelindien oder in Westindien geschah.

Literatur

Siehe auch

Webseiten

Einzelnachweise

  1. a b |Rosser et al.2000
  2. a b c d e f Semino et al. 2000
  3. a b Haplogroup R1 (M173). The Genographic Project. National Geographic Society. Abgerufen am 11. März 2008.
  4. Mulcare, Charlotte A. et al: [http://www.journals.uchicago.edu/AJHG/journal/issues/v74n6/40808/40808.web.pdf The T Allele of a Single-Nucleotide Polymorphism 13.9 kb Upstream of the Lactase Gene (LCT) (C513.9kbT) Does Not Predict or Cause the Lactase-Persistence Phenotype in Africans.] In: The American Journal of Human Genetics.. 74, 2004, S. 1107.
  5. Sadaf Firasat, Shagufta Khaliq, Aisha Mohyuddin, Myrto Papaioannou, Chris Tyler-Smith, Peter A Underhill and Qasim Ayub, "Y-chromosomal evidence for a limited Greek contribution to the Pathan population of Pakistan," European Journal of Human Genetics (2007) 15, 121–126.
  6. http://www.isogg.org/tree/ ISOGG Website
  7. High-Resolution Phylogenetic Analysis of Southeastern Europe Traces Major Episodes of Paternal Gene Flow Among Slavic Populations - Pericic et al. 22 (10): 1964 - Molecular Bi...
  8. a b Wells et al. 2001
  9. Behar et al. 2003
  10. The Autochthonous Origin and a Tribal Link of Indian Brahmins: Evaluation Through Molecular Genetic Markers, by S. Sharma (1,2), E. Rai (1,2), S. Singh (1,2), P.R. Sharma (1,3), A.K. Bhat (1), K. Darvishi (1), A.J.S. Bhanwer (2), P.K. Tiwari (3), R.N.K. Bamezai (1) 1) NCAHG, SLS, JNU, New delhi; 2) Department of Human Genetics, GNDU, Amritsar; 3) Centre for Genomics, SOS zoology, JU, Gwalior, Page 273 (1344/T), Published in THE AMERICAN SOCIETY OF HUMAN GENETICS 57th Annual Meeting, October 23–27, 2007, San Diego, California
  11. Passarino et al. 2002
  12. Analysis of Y-chromosomal SNP haplogroups and STR haplotypes in an Algerian population sample
  13. Note that in earlier literature the M269 marker, rather than M343, was used to define the R1b haplogroup. Then, for a time (from 2003 to 2005) what is now R1b1c was designated R1b3.
  14. The first consisted of African migrants who traveled along the Indian coastline some 50,000 to 60,000 years ago.
  15. The Genographic Project. National Geographic Society. Abgerufen am 13. März 2008.


Y-chromosomale DNA-Haplogruppen

Adam des Y-Chromosoms
|
A BT
|
B CT
|
CF DE
| |
C F D E
|
G H IJK
|
IJ K
| |
I J L M NOP S T
|
NO P
| |
N O Q R

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