- Hasso Herschel
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Hasso Herschel (* März 1935 in Dresden) ist ein ehemaliger Fluchthelfer an der deutsch-deutschen Grenze, der insgesamt etwa 1000 Menschen bei der Flucht aus der DDR geholfen hat.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Herschel verbrachte fünf Jahre im Arbeitslager Schwarze Pumpe im heutigen Spremberg, nachdem er wegen seiner Teilnahme an einer Demonstration am 17. Juni 1953 auf dem Dresdner Altmarkt verurteilt worden war. 1954 war er bei der Deutschen Reichsbahn tätig und absolvierte sein Abitur in der Abendschule. Nach der Genehmigung durch die Behörden der DDR nahm er ein Psychologie-Studium an der Freien Universität Berlin auf. Um seinen Lebensunterhalt neben seinem Stipendium aufzubessern, kaufte er in Ost-Berlin Waren ein, die er in West-Berlin mit Gewinn weiterverkaufen konnte. Nachdem er dabei erwischt wurde, bekam er wegen Wirtschaftsverbrechen eine sechsjährige Haftstrafe, die er von 1955 bis 1959 unter anderem im Dresdner Stasi-Gefängnis absaß. 1959 bis 1961 absolvierte er ein Studium an der Verkehrshochschule in Dresden.[1]
Fluchthilfe
Nach der Entlassung 1960 verließ der Student die DDR am 21. Oktober 1961. Er zog in West-Berlin in das Studentenheim Eichkamp und fand dort Anschluss an die studentische Fluchthilfe. Herschel wollte seine in der DDR verbliebene Schwester und deren Familie in den Westen holen. Dafür engagierte er sich im Frühjahr 1962 zusammen mit den Italienern Domenico Sesta und Luigi Spina am 120 Meter langen Tunnel 29, der vom Keller eines zerbombten Hauses in der Bernauer Straße in West-Berlin nach Ost-Berlin in die Schönholzer Straße führte. Herschels Aufgaben waren neben dem Graben die Koordination der Fluchtwilligen. Durch den Tunnel, den etwa 30 Helfer gruben, flohen am 14. September 1962 seine Schwester und 28 andere Flüchtlinge. Er half auch in anderen Tunnelprojekten in Berlin, wie denen der Gruppe um Harry Seidel und der Girrmann-Gruppe.
Herschel hat etwa zehn Jahre lang Menschen gegen Geld in den Westen geschleust. Dabei nutzte er neben den Tunneln auch umgebaute Personenkraftwagen. Er beteiligte sich 1964 unter anderem an den Umbaukosten eines Cadillac von Burkhart Veigel. Mit dem Wagen, in dessen Armaturenbrett ein Personencontainer eingebaut war, schleusten sie etwa 80 Personen über das "sozialistische Ausland" aus der DDR. Der Wagen wurde später an Wolfgang Fuchs verkauft, der ihn für weitere 50 Schleusungen nutzte. Andere Schleusungsverfahren beinhalteten den Passtausch im Transitbereich des Prager Flughafens oder erforderten die Mithilfe eines Diplomaten. Später arbeitete Herschel als Gastronom in Berlin (Diskotheken, Restaurant). Heute lebt er in der Uckermark.
Rezeption
Hasso Herschels Leben war Grundlage für den 2001 ausgestrahlten Fernsehfilm Der Tunnel. Eine Nichte Herschels, Astrid Nora Moeller, die als Kleinkind mit ihrer Mutter durch den Tunnel 29 nach West-Berlin kam, fertigte die 2011 veröffentlichte Dokumentation Der Fluchthelfer – Wege in die Freiheit über seine Tätigkeiten an.
Literatur
- Marion Detjen: Ein Loch in der Mauer. Die Geschichte der Fluchthilfe im geteilten Deutschland 1961–1989. Siedler Verlag, München 2005, ISBN 3-88680-834-3, S. 130–134.
Einzelnachweise
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