Altmarkt (Dresden)

Altmarkt (Dresden)
Altmarkt
Dresden Stadtwappen.svg
Platz in Dresden
Altmarkt
Altmarkt während des Striezelmarkts (2009)
Basisdaten
Ort Dresden
Ortsteil Innere Altstadt
Angelegt 13. Jahrhundert
Neugestaltet ab 31. Mai 1953
Einmündende Straßen Wilsdruffer Straße, Seestraße, Pfarrgasse, Kreuzstraße, Schloßstraße, Galeriestraße
Bauwerke Kreuzkirche, Altmarkt-Galerie, Kulturpalast
Nutzung
Nutzergruppen Fußverkehr, Radverkehr, Öffentlicher Verkehr, Autoverkehr
Platzgestaltung Brunnen
Technische Daten
Platzfläche 13.000 Quadratmeter

Der Altmarkt ist einer der wichtigsten Dresdner Plätze. Er ist etwa 100 mal 130 Meter groß und befindet sich an der heutigen Wilsdruffer Straße.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Bebauung

Altmarkt während des Baus der Tiefgarage, 8. März 2008
Altmarkt nach Bau der Tiefgarage, Oktober 2008
DVB Haltestelle Altmarkt

Der Altmarkt befindet sich auf der Nord-Süd-Achse Hauptbahnhof - Prager Straße - Schloßstraße - Augustusbrücke. Er ist umrandet von der großen Wilsdruffer Straße im Norden und der Seestraße im Westen. Die Straßen im Süden und Osten werden als Altmarkt geführt.

Das markanteste Gebäude am Altmarkt ist die 92 Meter hohe Kreuzkirche. Durch die Wiederbebauung der südlichen Grünfläche zeigt sie bald - wie vor dem Krieg - nur mit einer Ecke zum Altmarkt.

Auf der Südseite befinden sich Geschäftshäuser mit Läden und Cafés, darunter ein 1999/2000 errichtetes Geschäftshaus. Darüber hinaus wurde 2009/2010 ein Geschäftshaus errichtet, in welchem seit der Fusion von Dresdner Bank und Commerzbank die einzige Dresdner-Bank-Filiale Deutschlands untergebracht ist.[1] Bis 1945 befand sich dort das Kaufhaus Renner, das im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Darüber hinaus ist hier seit 2010 die Konzernzentrale der Sächsischen Unternehmensgruppe angesiedelt.

Auf der Seestraße an der Westseite befand sich das bekannte Café Prag, welches allerdings seinen hohen Status über die Jahre nicht voll halten konnte und im September 2007 schließen musste. Nach vielen weiteren Geschäften endet die Seestraße an der nordwestlichen Ecke des Altmarkts mit dem Altbau des Centrum Warenhauses; dieses zog von hier nach Fertigstellung des Blechwürfels auf die Prager Straße um. Danach befand sich bis 2001 das Möbelhaus intecta in dem Gebäude. Seit dessen Insolvenz wird das Erdgeschoss von einem Autohaus genutzt. Künftig soll das Haus in eine Erweiterung der Altmarkt-Galerie einbezogen werden.

Die Webergasse führte vom Altmarkt zum Antonsplatz. Die hier um 1960 nach Plänen von Wolfgang Hänsch als Fußgängerzone errichtete Ladenstraße wurde am Ende der 1990er Jahre abgerissen. Das Areal wurde großflächig mit der 2002 eröffneten Altmarkt-Galerie der Deutschen EuroShop überbaut, so dass die Webergasse seither keine durchführende Straße mehr ist.

Die Nordseite wird vom gegenüber liegenden Kulturpalast bestimmt. An der Ostseite befindet sich der Gebäudekomplex Altmarkt 4–6/Wilsdruffer Straße 15–21, dessen Ecke durch das sogenannte Haus Altmarkt betont wird.

Auf der Wilsdruffer Straße befindet sich die Straßenbahnhaltestelle Altmarkt der DVB-Linien 1, 2 und 4. Die Haltestelle Prager Straße ist ungefähr 150 Meter entfernt.

Nutzung

Der Altmarkt von der Kreuzkirche aus gesehen

Während der meisten Zeit des Jahres wird der Altmarkt lediglich als Parkplatz genutzt, sofern er nicht für Veranstaltungen gesperrt ist.

Neben Einzelveranstaltungen sind hier besonders die Verkaufsmärkte wie z. B. das Dresdner Herbstfest zu nennen. Das Wichtigste ist aber der weltbekannte Dresdner Striezelmarkt, der jedes Jahr im Dezember stattfindet. Dann stehen mitten auf dem Altmarkt der riesige Weihnachtsbaum und die 14 Meter große Stufenpyramide.

Des Weiteren wird der Altmarkt bei städtischen Großveranstaltungen genutzt, so beim Stadtfest oder beim Dixieland-Festival. Darüber hinaus finden sportliche Veranstaltungen wie ein Beachvolleyballturnier auf dem Platz statt.

Unter dem Altmarkt befindet sich seit November 2008 eine Tiefgarage.

Geschichte

Der Altmarkt existierte bereits bei der ersten Erwähnung Dresdens im Jahr 1206 und war das Zentrum der Stadt. Dies erklärt sich dadurch, dass sich hier die Handelsrouten in Nord-Süd-Richtung, heute noch Prager Straße, mit denen in Ost-West-Richtung kreuzten. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges war er von drei Seiten bebaut.

Von 1653 bis 1888 stand auf dem Altmarkt der Justitia-Brunnen. Des Weiteren befand sich auf dem Altmarkt das Germania-Denkmal, welches 1880 errichtet und 1949 abgetragen wurde.

Wie im gesamten Dresdner Zentrum wurden aber praktisch alle Gebäude bei den Bombenangriffen auf Dresden zerstört oder schwer beschädigt.

Wiederaufbau

Ostseite des Altmarktes mit dem Haus Altmarkt an der Ecke
Neubebauung des Altmarktes an seiner Westseite (1954)

Am 26. September 1952 wurde ein Altmarkt-Wettbewerb ausgeschrieben. Vorgegeben wurde eine Altmarktvergrößerung auf 20.000 m². Die Nordseite sollte eine Tribüne für die Stand- und Fließdemonstration erhalten. An der Südseite sollte ein Haus der SED und an der Nordseite ein Haus des Rates des Bezirks entstehen.[2] Am 20. November 1952 tagte das Preisgericht, wobei Herbert Schneider den Hauptpreis erlangte. Schneider erhielt den Auftrag gemeinsam mit Johannes Rascher einen gemeinsamen, überarbeiteten Entwurf abzugeben. Zum Altmarkt-Wettbewerb erhob das Landesamt für Denkmalpflege Einspruch und meinte, dass die Hauptgesimshöhe am Altmarkt, auch „Festsaal der Stadt Dresden“ genannt, ursprünglich 18 m betragen hatte und die Höhe von 21 m nicht überschreiten dürfe. Damit sollten keinerlei ungünstige Überschneidungen mit den Türmen der Stadt erfolgen.[3] In dem überarbeiteten Entwurf von Schneider und Rascher betrug die Firsthöhe 33 m; der Altmarktgrundriss wurde vergrößert, aber die Ostseite behielt die historische Fluchtlinie bei.[4]Die Vergrößerung des Altmarktgrundrisses war der Tatsache geschuldet, dass die Grenzen der Altstadt im neuen Planungsgebiet des viel größeren, zentralen Bezirks aufgingen. Dieser Bezirk reichte jedoch vom Hauptbahnhof bis zum Platz der Einheit. Bei der Planung des Altmarktes wurde dessen Größe auf die Größe des 26er Rings (Zentraler Bezirk) und nicht wie ursprünglich auf die Fläche der historischen Altstadts (Zentrum) bezogen.

Bei der Versammlung der Architekten zur Beratung des Planes zum Neuaufbau von Dresden im Dezember 1953 wurden die Entwürfe von Herbert Schneider mit den größeren Maßstäben des Altmarktes gelobt. Zur Begründung lautete es:

Aus dem auf der Konferenz gezeigten Stadtkompositionsplan geht hervor, dass in Dresden die Unterscheidung zwischen Zentralem Bezirk und Zentrum nicht gerechtfertigt ist. Das Zentrum und der zentrale Bezirk fallen zusammen. Sie werden südlich vom Hauptbahnhof und nördlich durch den Platz der Einheit begrenzt. In dieser Konzeption muss auch der Maßstab des Altmarktes [...] bejaht werden. [5]

.

Die Grundsteinlegung für den Wiederaufbau des Altmarkts nahm Walter Ulbricht am 31. Mai 1953 vor. [6]. Die Gestaltung erfolgte nach Plänen von Herbert Schneider, seit 1953 Chefarchitekt der Stadt Dresden,[7] und Johannes Rascher:

Die Entwürfe der Architekten Schneider und Rascher beweisen, dass es möglich ist, die historischen Baudenkmäler den Neubauten so maßstabgerecht einzugliedern, dass die Gesamtkomposition Dresden seine alten Ruhm als Kunststadt sichern wird. [8]. “

Im Sinne des damaligen Kulturprogramms wurde 1951 gemäß den „16 Grundsätzen zum Städtebau“ in einem das „Nationale Kulturerbe fortführenden Baustil“ gebaut. Resultat war der im Jahre 1953 erfolgte Wiederaufbau des Altmarkts im Baustil des Sozialistischen Klassizismus, der historisierend den Dresdner Barock zitiert. Die den Dresdner Barock zitierende Ostseite des Platzes und die palastartig komponierte Westseite desselben werden von Jürgen Paul als die städtebaulich schönste Bebauung der Innenstadt bezeichnet.[9]Bemerkenswert sind dabei die denkmalgeschützten Gebäude Haus Altmarkt, Ex-Warenhaus Centrum und Ex-Café Prag

Die Kreuzkirche wurde wiederhergestellt und konnte 1955 wieder eingeweiht werden.

Alle anderen Gebäude sind neu errichtet worden. Auf der Nordseite des Altmarkts, über die Wilsdruffer Straße hinweg wurde 1966–1969 der Kulturpalast erbaut. Er zeichnet sich fast als einziges Gebäude der Innenstadt durch eine sozialistische Architektur aus. Die Südseite des Altmarkts war bis zur Wende eine Grünfläche. Aber inzwischen wurde die Front durch mehrere große Geschäftsbauten wieder zur Hälfte geschlossen. Derzeit wird an dieser Stelle ein Hotel errichtet. An dieser Stelle befand sich eine aus einem Wettbewerb hervorgegangene Bank mit einem Penis, der Wasser spritzt; mittlerweile wurde diese entfernt.

Gedenktafeln

Gedenktafel für Tieck

An der Ostseite Ecke Altmarkt/Kreuzstraße ist eine Gedenktafel am Standort des ehemaligen Wohnhauses von Ludwig Tieck angebracht. Die Bronzetafel schuf Ernst Julius Hähnel im Jahr 1874; sie hat die Maße 120 mal 60 Zentimeter.

An der Nordwestecke des Altmarkts erinnert eine bronzene Gedenktafel an den Dresdner Maiaufstand im Jahre 1849. Geschaffen wurde sie von Martin Hänisch. Zwei weitere Gedenktafeln zum Thema Maiaufstand befinden sich an der Schloßstraße 7 und an der Ostseite des ehemaligen Zeughaus (das heutige Albertinum) am Tzschirnerplatz. Ebenfalls an der Westseite des Platzes am Eingang zur Webergasse gibt es eine Gedenktafel zur Grundsteinlegung des Wiederaufbaus des Marktes.[10]

Gedenktafel für die Luftangriffe

In die Pflastersteindecke des Altmarkts wurde im Jahr 2005 eine voll begehbare, kleine Gedenkstätte zur Erinnerung an die Luftangriffe vom 13. und 14. Februar 1945 eingelassen. Die Gedenkstätte wurde nach der Umgestaltung des Altmarkts wieder hergestellt. Der Text lautet: „Nach den Luftangriffen vom 13. bis 14. Februar 1945 auf Dresden wurden an dieser Stelle die Leichen von 6865 Menschen verbrannt.“

Einzelnachweise

  1. Artikel bei Dresden 01
  2. Lerm, S. 103f
  3. Lerm, S. 105
  4. Lerm, S. 107
  5. Lerm, S. 114
  6. Lerm, S.110
  7. Lerm, S. 115
  8. Lerm, S. 108f
  9. Paul, XXV.
  10. Kunst im öffentlichen Raum. Informationsbroschüre der Landeshauptstadt Dresden, Dezember 1996.

Literatur

  • Matthias Lerm: Abschied vom alten Dresden - Verluste historischer Bausubstanz nach 1945. Forum Verlag, Leipzig 1993, ISBN 3-86151-047-2.
  • Stadtlexikon Dresden A–Z. Verlag der Kunst, Dresden 1995, ISBN 3-364-00300-9.
  • Jürgen Paul: Dresden – die Stadt und ihre Architektur. In: Gilbert Lupfer, Berhard Sterra und Martin Wörner (Hrsg.): Architekturführer Dresden. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1997, ISBN: 3-496-01179-3.
  • Johannes Rascher: Dresden-Altmarkt, Westseite. In: Deutsche Architektur Heft 3 Jahrgang 1954, S. 132
  • Herbert Schneider: Dresden-Altmarkt, Ostseite. In: Deutsche Architektur Heft 2 Jahrgang 1954, S. 128

Weblinks

 Commons: Altmarkt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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