- Haus Breitig
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Haus Breitig, früher auch Groß-Breitig oder Russen-Breitig, ist ein denkmalgeschütztes[1] Winzerhaus im Stadtteil Oberlößnitz der sächsischen Stadt Radebeul, in der Maxim-Gorki-Straße 22. Es ist eines der ältesten erhaltenen Weinbergshäuser bäuerlichen Charakters und das einzig erhaltene reine Fachwerkhaus in Radebeul. Es ist benannt nach der Familie Breitig, die es von 1897 bis 1952 besaß.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Das zweigeschossige Winzerhaus weist als heute einziges Gebäude in Radebeul auch im Erdgeschoss Fachwerk auf. Lediglich die ehemals eichene Grundschwelle wurde durch eine Sandsteinlage ersetzt. Das ursprünglich als Laubenganghaus errichtete Gebäude weist ein konstruktiv einfaches Fachwerk auf, mit Kopf- und Fußstreben in den Ecken des Obergeschosses. Die Gefache sind mit Ziegeln ausgeflochten und verputzt.
Das steile, hohe Walmdach mit Schleppgauben ist ein doppeltes Kehlbalkendach mit Stehendem Stuhl, dazu Schleppgauben.
Das Erdgeschoss mit Pressraum und zwei Kammern war einst die Winzerwohnung. Das ehemals nur über den außenliegenden Laubengang zu erreichende Obergeschoss, die Sommerwohnung des Weingutsbesitzers, enthält neben mehreren Räumen auch einen Saal mit profilierter, jedoch unbemalter Holzbalkendecke. Das Fachwerk war weiß gekalkt und darüber erdfarbig nachgemalt, abgesetzt durch einen roten Strich.
Haus Breitig gilt als charakteristisches Beispiel für die schlichten Winzerhäuser der Lößnitz mit hohem Walmdach.[2]
Die große Fläche des Weingartens, die auch heute noch zum Weinanbau genutzt wird, steht als denkmalpflegerische Nebenanlage ebenfalls unter Denkmalschutz.[3]
Geschichte
Das Haus wurde ab etwa Mitte des 17. Jahrhunderts geschossweise erbaut, das spätere Obergeschoss war zunächst nur von außen über einen Laubengang zu erreichen. Im Erdgeschoss waren der Pressraum und zwei Kammern, die als Winzerwohnung dienten. 1735 wurde das Renaissancegebäude mit barocken Elementen überformt.
Balthasar Zimmermann gibt 1627 auf einer seiner Karten aus der Ersten Kursächsischen Landesaufnahme als Grundstücksbesitzer den kurfürstlichen Schösser Johann Täucher an. Auf einer Karte von Hans August Nienborg aus dem Jahr 1714/15 ist das Winzerhaus mit eingezeichnet, Besitzerin ist Frau Sekr. Wernerin. Das Haus selbst wird beschrieben mit „ein Ziegeldach, schwarze Balken, weiße Felder“.[4] Mit Kaufvertrag von 1791 erwarb Johann Gottlieb Findeisen Winzerhaus mit Weinpresse, Schuppen und Ställen. Findeisen betrieb neben Viehwirtschaft und Feldbau auch Weinbau, der Weingarten hatte eine Größe von 37 Pfahlhaufen. Ein weiterer Kaufvertrag von 1805 nennt zwei Geschosse sowie Weinland und ein Auszugshaus, das später grundstücksmäßig abgetrennt wurde.
Die Stadt Radebeul war von 1972 bis 1983 Eigentümer des Gebäudes, in dieser Zeit verfiel das Haus bis zur Abrissreife. Der heutige Besitzer, selbst Bauingenieur und heute Professor für Tragwerksplanung, rettete Haus Breitig, indem er 1983 noch zu DDR-Zeiten anfing, das Gebäude denkmalgerecht zu sanieren. 1984 erfolgte das Richtfest für das gewaltige, in dieser Größe für die Lößnitz eine Besonderheit darstellende, Dach. Die gesamte Außensanierung wurde bis zum Jahr 1989 abgeschlossen.
Literatur
- Frank Andert (Redaktion); Große Kreisstadt Radebeul. Stadtarchiv Radebeul (Hrsg.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. 2. Auflage. Stadtarchiv, Radebeul 2006, ISBN 3-938460-05-9.
- Matthias Donath, Jörg Blobelt (Fotos): Sächsisches Weinland. Historische Weingüter und Weinberghäuser im Elbtal. 1. Auflage. Redaktions- und Verlagsgesellschaft Elbland, Dresden 2010.
- Volker Helas (Bearb.); Landesamt für Denkmalpflege Sachsen und Stadt Radebeul (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen: Stadt Radebeul. SAX-Verlag, Beucha 2007, ISBN 978-3-86729-004-3.
- Georg Wulff; et. al. (Red.): Winzerhäuser in Radebeul. In: verein für denkmalpflege und neues bauen radebeul (Hrsg.): Beiträge zur Stadtkultur der Stadt Radebeul. Radebeul 2003 (Online-Inhaltsverzeichnis, dort der Link zu Haus Breitig).
Einzelnachweise
- ↑ Verzeichnis der Kulturdenkmale der Stadt Radebeul. Große Kreisstadt Radebeul, 17. April 2008, S. 17, abgerufen am 11. April 2009 (PDF).
- ↑ Georg Dehio; Barbara Bechter (Bearb.); Wiebke Fastenrath (Bearb.); u. a.: Sachsen I; Regierungsbezirk Dresden. In: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Deutscher Kunstverlag, München 1996, S. 730–739.
- ↑ Volker Helas (Bearb.); Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Stadt Radebeul (Hrsg.): Stadt Radebeul. [Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen]. SAX-Verlag, Beucha 2007, S. 202 sowie beiliegende Karte.
- ↑ Matthias Donath, Jörg Blobelt (Fotos): Sächsisches Weinland. Historische Weingüter und Weinberghäuser im Elbtal. 1. Auflage. Redaktions- und Verlagsgesellschaft Elbland, Dresden 2010, S. 200 f.
51.10568055555613.6802Koordinaten: 51° 6′ 20″ N, 13° 40′ 49″ OKategorien:- Kulturdenkmal in Radebeul
- Ehemaliges Weingut (Radebeul)
- Winzerhaus in Radebeul
- Fachwerkhaus in Radebeul
- Erbaut im 17. Jahrhundert
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