Lindenhof (Radebeul)

Lindenhof (Radebeul)
Lindenhof

Der Lindenhof ist ein ehemaliges Winzerhaus mit einem weitläufigen, südlich vorgelagerten Garten, der eine ehemalige Weinanlage darstellt und heute als Werk der Landschafts- und Gartengestaltung gilt.[1] Das Anwesen liegt in der Maxim-Gorki-Straße 18 im Stadtteil Oberlößnitz der sächsischen Stadt Radebeul.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Das zweigeschossige, unter Denkmalschutz[2] stehende ehemalige Winzerhaus steht auf einem großen Eckgrundstück zur Emil-Högg-Straße. Das fünfachsige Haus hat auf beiden Seiten eingeschossige, weit zurückgesetzt angebaute Seitengebäude. Der schlichte Putzbau steht über einem tonnenförmigen Kellergewölbe und trägt ein hohes Walmdach mit drei Giebelgauben, im Erdgeschoss befindet sich mittig ein Stichbogenportal.

Das Winzerhaus hat die gleichen Abmessungen und die gleiche Dachhöhe und -neigung wie das Festsaalgebäude von Haus Sorgenfrei.[3] Im Obergeschoss findet sich noch illusionistische Deckenmalerei.

Der Lindenhof gilt als Beispiel für den fließenden Übergang von den schlichten Winzerhäusern zu den mehr herrschaftlichen Häusern.[4]

Geschichte

Nicht weit entfernt von dem bereits früher errichteten Haus Breitig befand sich 1715 auf der Karte des kursächsischen Kartografen Hans August Nienborg ein weiteres Weingut.[3] Dort baute sich um 1789 der ansässige, 1801 in den Dresdner Hofakten als Hofmaurerpolier geführte, Johann Gottlieb Trobisch auf dem eigenen Weinberg ein Winzerhaus, welches zur gleichen Zeit entstand wie das nicht weit entfernte Festsaalgebäude von Haus Sorgenfrei.[3] Ob Trobisch am Haus Sorgenfrei mitbaute, ist nicht bekannt, jedoch stützen Vergleichsbauten aus der Umgebung diese Vermutung.[5]

Im Jahr 1804 gehörte das Weinbergsanwesen dem kurfürstlichen Factor der Porzellanmanufaktur Meißen, Wilhelm Ferdinand Gandtner, dem als Eigentümer der Handelsherr Christian Schubert folgte. Dessen Erben veräußerten den Besitz 1841 an den Rittmeister von Grünenwald. Im Jahr 1853 findet sich die schriftliche Erwähnung des Namens „Lindenhof“, vermutlich wegen der im Süden vor dem Haus stehenden Linden, im Zusammenhang mit einer dort betriebenen, beliebten Lößnitz-Gastwirtschaft. Zwischen 1866 und 1900 wurde der größte Teil der Weinbergsflächen parzelliert und veräußert. Ab etwa 1900 erfolgte eine Bebauung der meisten dieser Parzellen.

Von der Eigentümerfamilie Mann aus Cotta ging der Besitz 1908 an die Witwe des Hofrats von Koenneritz, Isidore geb. von Kyaw. Diese betrieb in dem Gebäude bis 1945 das Kinderhaus Oberlößnitz.

Die nächsten Bewohner waren sowjetische Offiziere. 1947 baute der Radebeuler Architekt Paul Löffler (1886–1952) fünf Kleinwohnungen in das Hauptgebäude sowie Amtsräume für das örtliche Arbeitsamt in einen der Anbauten. Ob die namensgebenden Linden südlich des Winzerhauses bereits vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs gefällt waren oder erst danach gefällt und vermutlich zu Heizzwecken verbrannt wurden, ist wohl nicht aktenkundig. Dem Arbeitsamt folgte kurze Zeit später die Konsum-Werbung als neuer Nutzer. Ab 1950 wurde der Keller umgebaut, ein verbliebenes Fasslager weist noch auf die ehemalige Nutzung als Winzerhaus hin.

Nach der politischen Wende wurde das Anwesen an zwei Familien verkauft, die ab Ende der 1990er Jahre die Gebäude denkmalgerecht sanierten. Und vor dem Haus wurde wieder eine Linde gepflanzt.

Literatur

  • Volker Helas (Bearb.); Landesamt für Denkmalpflege Sachsen und Stadt Radebeul (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen: Stadt Radebeul. SAX-Verlag, Beucha 2007, ISBN 978-3-86729-004-3. 
  • Gert Morzinek: Historische Streifzüge mit Gert Morzinek. Die gesammelten Werke aus 5 Jahren „StadtSpiegel“. premium Verlag, Großenhain 2007.
  • Georg Wulff; et. al. (Red.): Winzerhäuser in Radebeul. In: verein für denkmalpflege und neues bauen radebeul (Hrsg.): Beiträge zur Stadtkultur der Stadt Radebeul. Radebeul 2003 (Online-Inhaltsverzeichnis).

Einzelnachweise

  1. Volker Helas (Bearb.); Landesamt für Denkmalpflege Sachsen und Stadt Radebeul (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen: Stadt Radebeul. SAX-Verlag, Beucha 2007, ISBN 978-3-86729-004-3, S. 202 sowie beiliegende Karte. 
  2. Verzeichnis der Kulturdenkmale der Stadt Radebeul. Große Kreisstadt Radebeul, 17. April 2008, S. 17, abgerufen am 16. Mai 2009 (PDF).
  3. a b c Gert Morzinek: Historische Streifzüge mit Gert Morzinek. Die gesammelten Werke aus 5 Jahren „StadtSpiegel“. premium Verlag, Großenhain 2007, S. 28–30.
  4. Georg Dehio; Barbara Bechter (Bearb.); Wiebke Fastenrath (Bearb.); u. a.: Sachsen I; Regierungsbezirk Dresden. In: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Deutscher Kunstverlag, München 1996, S. 730–739.
  5. Georg Wulff; et. al. (Red.): Winzerhäuser in Radebeul. In: verein für denkmalpflege und neues bauen radebeul (Hrsg.): Beiträge zur Stadtkultur der Stadt Radebeul. Radebeul 2003.
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