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Heinkel He 162
Heinkel He 162 während des Nachfliegens in den USATyp: Strahlgetriebenes Jagdflugzeug Entwurfsland: Deutsches Reich Hersteller: Ernst Heinkel Flugzeugwerke A.G. Erstflug: 6. Dezember 1944 Produktionszeit: 1944 bis 1945 Stückzahl: ca. 170 Die Heinkel He 162 (auch Volksjäger genannt) war ein deutsches Jagdflugzeug in Schulterdeckeranordnung. Es wurde in kürzester Zeit gegen Ende des 2. Weltkriegs entwickelt.
Inhaltsverzeichnis
Entwicklung
Am 8. September 1944 erfolgte die Ausschreibung nach einem Jagdflugzeug, das leicht zu fliegen und günstig zu produzieren war (laut Ausschreibung und den Anforderungen des Jägernotprogramms der sog. „Volksjäger“) . Es sollte gute Flugleistungen erreichen, nicht mehr als zwei Tonnen wiegen, mindestens 1/2 Stunde in der Luft bleiben können und als Startbahn nicht mehr als 500 m benötigen.
Nach ersten Entwürfen als Projekt P 1073[1][2] bekam Heinkel am 15. September den Bauauftrag, und am 6. Dezember 1944, genau 69 Tage später, fand auf dem Flughafen Wien-Schwechat der Erstflug statt, bei dem der Testpilot, Flugkapitän Gotthold Peter, bereits eine Geschwindigkeit von mehr als 800 km/h erzielte [3]. Am 10. Dezember 1944 verunglückte Gotthold Peter beim offiziellen Vorführflug auf dem Flughafen Wien-Schwechat bei einer Geschwindigkeit von ca. 700 km/h tödlich. Aus Filmaufnahmen des Fluges ist zu ersehen, dass der Bruch der rechten Flügelnase gefolgt von der Ablösung des rechten Querruders den Absturz auslöste. Im Unfallbericht ist eine fehlerhaft verleimte Flügelnase als Ursache des Absturzes angegeben, daneben wird auf Schwachstellen in der Festigkeit hingewiesen [4]. Eventuell wurde das Flugzeug auch vom Testpiloten beim Abfangen aus dem Bahnneigungsflug überbeansprucht [3].
Immer weiter wurde versucht, das Metall durch Holz zu ersetzen, schließlich wurde ein Geschwindigkeitslimit verhängt, sodass der Spatz nur in Ausnahmesituationen schneller als 600 km/h fliegen durfte bis später ein neuer Klebstoff gefunden wurde. Bei einem Flugversuch bei Heinkel wurde in 4 km Höhe sogar eine Geschwindigkeit von 960 km/h erreicht.
Aufbau und Ausrüstung
Die Tragflächen und wenige Teile des Rumpfes bestanden aus Holz. Um schnell produzieren zu können, wurde nur einfache Technik verwendet. Um trotzdem ansprechende Flugleistungen zu erzielen, wurde die He 162 von einem BMW 003-Strahltriebwerk angetrieben. Außerdem war die He 162 wie die Heinkel He 219 und die Arado Ar 234 mit einem Schleudersitz ausgerüstet. Der Zweck dieser Maßnahme war, die Rettung des Piloten bei einem Triebwerksausfall oder einem Material-Bruch zu ermöglichen. Wenn man ihn auslöste, wurden zuerst die Gurte gestrafft, dann das Dach mit einer kleinen Sprengladung entfernt und der Sitz mit einer etwas größeren Ladung aus dem Flugzeug katapultiert.
Die Bewaffnung bestand aus zwei MG 151/20 mit je 120 Schuss. Das ursprüngliche Einsatzziel war die Abwehr alliierter Bomberverbände. Gleichzeitig sollten dabei die eskortierenden Jägerstaffeln dezimiert werden, wozu es aber aufgrund der Kriegslage mit dem nahen Kriegsende nur noch in vereinzelten Fällen kam. Der erste Kampfeinsatz fand am 26. April 1945 statt. Dabei gab es aber nur einen unbestätigten Abschuss. Spätere Aussagen des Piloten der abgeschossenen Maschine stimmen mit dem Muster der He 162 überein. Eine Einheit von Segelfliegern der Hitlerjugend wurde dann hastig ausgebildet und nach zehn Flugstunden mit der He 162 in den Einsatz geschickt. Da das Flugzeug aber noch Mängel aufwies, die durch den Zeitdruck nicht beseitigt wurden, starben mehr deutsche Flieger durch Defekte als durch den Gegner. Die Flugzeit betrug etwa 45 bis 60 Minuten. Fehler in der Navigation führten daher fast zwangsläufig zu einem Verlust, da die Maschine ohne Antrieb kaum zu landen war.
He 162 S
Die Entwicklung dieses Hochgeschwindigkeits-Segelflugzeuges mit der Bezeichnung „Heinkel 162 S“ für Ausbilder und Flugschüler wurde erforderlich, da auf Grund der hohen Landegeschwindigkeit der He 162 von bis zu 200 km/h und der ungenügenden Ausbildung der zum Teil jugendlichen Piloten zahlreiche Bruchlandungen zu verzeichnen waren. Die Produktion des Segelschulflugzeuges wurde vom Nationalsozialistischen_Fliegerkorps (NSFK) in Zusammenarbeit mit der „Organisation Heyn“ (OH), die 1943 für die Verwendung von Holz im Flugzeugbau vom Reichsluftfahrtministerium gegründet worden war, in Dresden und verschiedenen Orten in Sachsen realisiert. Nach der Zerstörung von Dresden im Februar 1945 erfolgte die Verlagerung der Produktionsstätte für die Flugzeugrümpfe nach Olbernhau im Erzgebirge in die vom NSFK beschlagnahmte Kunstmöbelfabrik „Otto Weinhold jr“. Bis zum April 1945 wurde nur ein Segelflugzeug fertiggestellt und auf dem Flugplatz Trebbin u. a. von der Pilotin Hanna Reitsch erfolgreich geflogen; bei sechs weiteren Maschinen fehlte nur noch die Lackierung. Noch vor dem Eintreffen der sowjetischen Truppen in Olbernhau am 8. Mai 1945 wurden alle Segelflugzeuge und technischen Unterlagen vom Technischen Leiter und Mitarbeitern der Firma Otto Weinhold jr vernichtet.
Einsatz
Die Flugleistungen der He 162 lagen über denen der alliierten Jäger. Hinzu kam eine außerordentliche Wendigkeit, jedoch war eine Panzerung nur in geringem Umfang vorhanden. Obwohl das Flugzeug so konstruiert war, dass es leicht zu fliegen sein sollte, reagierte es wegen des auf dem Rumpf angebrachten Triebwerks sehr empfindlich, womit die schlecht ausgebildeten Piloten nicht zurechtkamen. Es wurden trotz allem nur zwei He 162s von feindlichen P-51 „Mustangs“ abgeschossen. Die Zahl der Verluste durch strukturelles Versagen und Triebwerksprobleme war wesentlich höher, alles in allem Hinweise auf die zu kurze Entwicklungszeit und die schlechte Material- und Nachschublage im gesamten „Jägernotprogramm“[5]. Bei Einsätzen des I./JG 1 sollen am 26. April 1945 durch Unteroffizier Rechenbach († 26. April 1945) und am 4. Mai 1945 durch Leutnant Rudi Schmitt zwei Feindmaschinen abgeschossen worden sein. Diese Abschüsse wurden jedoch nicht mehr offiziell bestätigt.[6] Ab 5. Mai 1945 blieben die mindestens 15 einsatzbereiten He 162 des JG 1 am Boden und wurden später nach dem Waffenstillstand, bzw. der Kapitulation Deutschlands vom Kommandeur des JG 1, Oberst Herbert Ihlefeld den alliierten Militärbehörden befehlsgemäß übergeben. Die einrückenden britischen Armee-Einheiten fanden auf dem Flugplatz Leck in Schleswig-Holstein insgesamt 31 He 162 vor, welche entlang der Start-und Landebahn aufgestellt waren.
Als Ablösung für die He 162 war gegen Kriegsende ein neues Flugzeug vom OKL ausgeschrieben worden mit einem Heinkel HeS 011-Strahltriebwerk. Eingereicht wurden Ende 1944 die Entwürfe Messerschmitt P.1110, Heinkel P. 1078, Focke-Wulf Ta 183, Blohm & Voss P 212 sowie der offizielle Gewinner der Ausschreibung, die Junkers EF 128.
Technische Daten
Kategorie: Strahlflugzeug/Luftüberlegenheitsjäger
Die am 12. September 1944 errechneten technischen Daten mit 2.500 kg Gewicht waren:[7]
- Spannweite: 7,20 m (7,00 m / 8,20 m)
- Die Berechnungen spielten noch mit den Varianten 7 m und 8,20 m
- Länge: 8,00 m
- Fläche: 10,00 m²
- Gewicht: 2.525 kg (mit einer MK 108)
- Gewicht: 2.635 kg (mit zwei MK 108)
- Höchstgeschwindigkeit: 850 km/h
- Landegeschwindigkeit: 154 km/h
- Steigrate: in Bodennähe 17 m/s, in 9.800 m Höhe 4 m/s
- Reichweite: 610 km
- Flugdauer: 22 min
- Startstrecke: 570 m
Erhaltene Exemplare
- W/Nr 120015 (ursprünglich als "120223" bezeichnet) Musée de l'Air et de l'Espace, Le Bourget [8]
- W/Nr 120076 National Aeronautical Collection, Rockcliffe, Kanada; seit 2006 Aero Vintage
- W/Nr 120077, He 162 A-2, Rote 1 "Nervenklau" des 2./JG 1[9]: Planes of Fame Museum, USA [10]
- W/Nr 120086 National Aeronautical Collection, Rockcliffe, Kanada (zerlegt)
- W/Nr 120227 He 162 A-2, Royal Air Force Museum[11]
- W/Nr 120230 NASM, Washington DC (mit dem Heck der "120222")
- W/Nr 120235 He 162 A-2, Imperial War Museum, London [12]
Siehe auch
Literatur
- Alfred Hiller: Heinkel He 162 "Volksjäger" - Entwicklung, Produktion, Einsatz. Verlag Alfred Hiller, Wien 1984.
- Heinz J. Nowarra: Der "Volksjäger" He 162. Podzun-Pallas-Verlag, Friedberg 1984, ISBN 3-7909-0216-0.
- Peter Müller: Heinkel He 162 Volksjäger - Letzter Versuch der Luftwaffe. Müller History Facts, Andelfingen 2006, ISBN 3952296805.
- Manfred Griehl: Heinkel Strahlflugzeug He 162 "Volksjäger". Stedinger Verlag, Lemwerder 2007, ISBN 978-3-927697-50-8.
- Peter Petrick: Das Schulflugzeug für's letzte Aufgebot. JET & PROP, Heft 4, 1994
- Karl-Heinz Ludwig: Technik und Ingenieure im Dritten Reich. Athenäum-Verlag, Königstein/Ts., 1979, ISBN 3761072198.
- Wolfgang Weinhold: Der Salamander – Ein Flugzeug aus der Schreinerei. Holz-Zentralblatt, Heft 35 vom 21. März 1984
- Siegfried A. Weinhold: Otto Weinhold Jr. : Kunstmöbelfabrik 1879 - 1972, Olbernhau/Erzgebirge. Jülich 2005.
- Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg: Der Reichsminister für Rüstung, Rüstungsstab. Sammelbericht vom 21. Oktober 1944
- Staatsarchiv Dresden: Deutsche Werkstätten A.G., Dresden, Organisation Heyn. Bestand 11764, Nr. 723–725
Einzelnachweise
- ↑ Griehl, Manfred; Heinkel He 162 - Volksjäger, Entwicklung, Produktion und Einsatz, Stedinger Verlag, ISBN 978-3-927697-50-8
- ↑ Bredow Web: He 162
- ↑ a b H. Dieter Köhler (1999) Ernst Heinkel- Pionier der Schnellflugzeuge Bernard & Graefe Verlag
- ↑ Über den Unfall des Flugzeuges 8-162 V1 am 10.12.44. Stand der Untersuchung am 20. Dezember 1944. Abgedruckt in Luftfahrtlexikon (1978) S.3733 ff. als Original. Verlag E.S Mittler & Sohn
- ↑ Ulrich Albrecht: Artefakte des Fanatismus. In: W&F - Informationsdienst Wissenschaft und Frieden. 4, 1989.
- ↑ Abschuß mit He 162 - Ja oder Nein?, FLUGZEUG Nr. 1 1989, S. 49ff.
- ↑ Peter Müller: Heinkel He 162 Volksjäger - Letzter Versuch der Luftwaffe. Müller History Facts, Andelfingen 2006, ISBN 3952296805
- ↑ Musée de l'Air et de l'Espace: HEINKEL He 162 A "Volksjager"
- ↑ LuftArchiv.de: He 162 A-2, WkNr.120077, Rote 1 'Nervenklau' des 2./JG 1, abgerufen am 27. Januar 2009
- ↑ Planes of Fame: Heinkel He-162A-1 Volksjager, abgerufen am 27. Januar 2009
- ↑ RAF Museum Aircraft Collection: INDIVIDUAL HISTORY HEINKEL He162A-2 W/NR.120227
- ↑ Imperial War Museum: Large Exhibits Gallery, Heinkel 162, abgerufen am 27. Januar 2009
Weblinks
- Galerie Heinkel He 162
- UIPRE Bulletin Nr. 351, August 2008, Seite 4: «Firma Blum» – «Organisation Heyn»
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