Hecht-Galinski

Hecht-Galinski

Evelyn Hecht-Galinski (* 1949 in Berlin) ist eine politische Aktivistin, die sich selber als liberale Jüdin und Antizionistin bezeichnet[1]. Sie engagiert sich in der Organisation „Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost“. Insbesondere seit 2007 wurde Hecht-Galinski wegen ihrer scharfen öffentlichen Kritik an der Politik Israels und der dadurch ausgelösten Debatten bekannt. Insbesondere ihre Auseinandersetzungen mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland – Hecht-Galinski ist die Tochter des früheren Vorsitzenden Heinz Galinski – finden ein breites Medienecho.

Inhaltsverzeichnis

Äußerungen

Den Zentralrat der Juden in Deutschland bezeichnet Hecht-Galinski als „Sprachrohr der israelischen Regierung und Propagandamaschinerie“[2]. Vergleiche zwischen den israelisch besetzten Gebiete und dem Warschauer Getto (angestellt von den deutschen Bischöfen Gregor Maria Hanke und Walter Mixa [3]) bezeichnete sie als „sehr moderat“.[4]

Rechtsstreit mit Henryk Broder

Ein Gerichtsprozeß gegen Henryk M. Broder führte zu einem starken Presseecho und zu einer Antisemitismus/Israelkritik-Grundsatzdebatte in führenden deutschsprachigen Medien.[5][6][7][8][9][10]

In einem ins Internet gestellten Brief an WDR-Intendantin Monika Piel zu einer Folge der Sendung „Hallo Ü-Wagen“, in der Hecht-Galinski unter anderem gesagt hatte:

„Ich weiß es auch aus eigener Erfahrung, wenn ich Interviews im Deutschlandfunk hatte, wie dann sofort der Zentralrat oder israelische Botschafter anruft und sich protestiert. Ich weiß wie, wie verfahren wird von der israelisch-jüdischen Lobby, die es gibt, und da ist gar nichts gegen zu sagen, sie bezeichnet sich inzwischen selbst so. Und was Sie hier gebracht haben, das hört sich son bißchen nach der ‚Broder-Connection‘ an, aber die ist so uninteressant, die ist so unter dem Niveau, aber ansonsten ist ein massiver Druck, und der Druck, der ist auch sehr erfolgreich und das muß ich sagen. “

Hecht-Galinski: Sendung „Hallo Ü-Wagen“[11]

hatte Broder im Mai 2008 über Evelyn Hecht-Galinski geschrieben:

„Jeder kölsche Jeck mit zwei Promille im Blut würde sogar an Weiberfastnacht erkennen, dass Frau EHG eine hysterische, geltungsbedürftige Hausfrau ist, die für niemanden spricht außer für sich selbst und dabei auch nur Unsinn von sich gibt. Ihre Spezialität sind antisemitisch-antizionistische Gedankenlosigkeiten …“

Broder: [12]

Evelyn Hecht-Galinski erwirkte eine einstweilige Verfügung, die es Broder bis auf weiteres verbietet, in seiner Kritik den Begriff „antisemitisch“ zu verwenden. Dagegen hat Broder Widerspruch eingelegt. Dieser wurde abgewiesen mit der Begründung, es handele sich um ein Werturteil, bei dem die Grenze zur Schmähkritik überschritten sei, so dass die Klägerin Unterlassung verlangen könne. Auch in einer öffentlichen Auseinandersetzung, in der beide Seiten ehrverletzende Formulierungen verwenden, dürfe die Grenze zur Schmähkritik nicht überschritten werden. Das Gericht weist darauf hin, dass der Antisemitismusvorwurf vor dem Hintergrund des Nationalsozialismus besonders schwer wiegt. Er sei wie kaum ein anderer geeignet, den mit dieser Geisteshaltung in Verbindung Gebrachten in den Augen der Öffentlichkeit herabzusetzen.[13]

Gegen das Urteil legte Broder erfolgreich Berufung ein: Das Oberlandesgericht Köln hob die einstweilige Verfügung auf. Das Hauptsacheverfahren vor dem Landgericht Köln steht noch aus.[14]

Einzelnachweise

  1. Interview Badische Zeitung, 1. September 2007 „Du darfst das sagen“.
  2. „Der Zentralrat hat sich nicht als Sprachrohr der israelischen Regierung zu verstehen“
  3. „Bischöfe kritisieren Israel wegen Lebensbedingungen der Palästinenser“
  4. „Ghetto ist heute ein gebräuchlicher Begriff“
  5. spiegel wissen. Tom Segev: Macht der Selbstkritik – Über Zionismus und Antisemitismus. In: Der Spiegel. Nr. 37, S. 164–165, 8. September 2008
  6. Joachim Güntner: Polemiken bitte begründen. Ein Antisemitismusvorwurf vor Gericht. In: Neue Zürcher Zeitung. 8. September 2008
  7. Jens Jessen: Israelkritik. Zum Streit zwischen Henryk Broder und Eva Hecht-Galinski. In: Die Zeit. Nr. 37, 4. September 2008
  8. Patrick Bahners: Was darf eine Jüdin in Deutschland gegen Israel sagen?.
  9. Prof. Michal Bodemann: Mit dem Antisemitismus-Vorwurf wird versucht, kritische Juden zu disziplinieren. - Rufmord und rassistische Hetze.
  10. Clemens Wergin: Deutschlands Alibi-Juden, in Die Welt, 4. September 2008
  11. Vollständige Abschrift der Sendung vom 3. Mai 2008
  12. Brief an Monika Piel und deren Antwort
  13. Das erstinstanzliche Urteil im Wortlaut
  14. Pascal Beucker: Sieg für Broder im Antisemitismusstreit. In: taz vom 7. Januar 2009, S. 7

Weblinks


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