Heinz Galinski

Heinz Galinski
Heinz Galinski vor dem jüdischen Gemeindehaus (Januar 1967)
Sein Wohnhaus ab 1938 bis zur Deportation 1943

Heinz Galinski (* 28. November 1912 in Marienburg, Westpreußen; † 19. Juli 1992 in Berlin) war der erste und vierte Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Galinskis Vater war Kaufmann und Kriegsteilnehmer im Ersten Weltkrieg. Galinski absolvierte eine Lehre zum Textilkaufmann, die er 1933 abschloss. Er lebte ab 1938 in der Schönhauser Allee 31/32 im Berliner Prenzlauer Berg. Nachdem Galinski bereits ab 1940 Zwangsarbeit leisten musste, wurde er 1943 mit seiner Frau und seiner Mutter von den Nationalsozialisten in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert, später musste er für die I.G. Farben Zwangsarbeit im KZ Auschwitz-Monowitz leisten. Seine Ehefrau und seine Mutter wurden in Auschwitz ermordet. Im Januar 1945 wurde Galinski im Rahmen der Evakuierung des KZ Auschwitz in das KZ Mittelbau verbracht und nach dessen Räumung in das KZ Bergen-Belsen. Galinski wurde Mitte April 1945 im KZ Bergen-Belsen von britischen Truppen befreit.[1]

Galinski blieb nach Kriegsende in Deutschland und beteiligte sich an den OdF-Ausschüssen und an der Gründung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) in Berlin, deren 2. Vorsitzender er bis zu seinem Austritt im Jahre 1948 war. Vom April 1949 bis 1992 war er erster Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Berlins. Zwischen 1954 und 1963 war er der erste Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland. 1966 wurde Galinski für seine Verdienste mit dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Im Sommer des Jahres 1975 entkam er unverletzt einem von unbekannten Tätern verübten Paketbombenanschlag in Berlin.[2] 1987 wurde ihm die Ehrenbürgerwürde der Stadt Berlin verliehen. 1988 trat Galinski die Nachfolge Werner Nachmanns an und stand bis zu seinem Tod 1992 wieder an der Spitze der wichtigsten jüdischen Organisation in Deutschland. Sein Nachfolger wurde Ignatz Bubis. 1995 wurde eine Grundschule in Berlin nach ihm benannt.

Im September[3] und im Dezember 1998 wurden auf das Grab Galinskis auf dem Jüdischen Friedhof Heerstraße in Berlin-Westend zwei Sprengstoffanschläge von unbekannten Tätern verübt. Dabei wurde der Grabstein fast vollständig zerstört.

In Berlin-Gesundbrunnen befindet sich die Heinz-Galinski-Straße, in der heute das Jüdische Krankenhaus Berlin steht. Nach ihm ist der Heinz-Galinski-Preis benannt. An seinem ehemaligen Wohnhaus in der Schönhauser Allee ist heute eine Gedenkplakette angebracht. Der Text lautet:

„Dr. h.c. Heinz Galinski – Ehrenbürger von Berlin, der maßgeblich an der Wiederherstellung des jüdischen Lebens und der Demokratie in Berlin beteiligt war. Er lebte hier 1938–1943 und wurde aus diesem Haus nach Auschwitz deportiert.“

Galinski, der 1947 seine zweite Frau Ruth heiratete, ist der Vater von Evelyn Hecht-Galinski.

Gedenkplatte

Literatur

  • Jens-Christian Wagner (Hrsg.): Konzentrationslager Mittelbau-Dora 1943–1945. Begleitband zur ständigen Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora. Wallstein, Göttingen 2007, ISBN 978-3-8353-0118-4.
  • Klaus Schütz: Heinz Galinski (1912–1992). Ein Berliner unter dem Davidsschild. Hrsg: Stiftung Neue Synagoge Berlin, Centrum Judaicum. Hentrich & Hentrich Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-933471-70-2.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jens-Christian Wagner (Hrsg.): Konzentrationslager Mittelbau-Dora 1943–1945. Göttingen 2007, S. 134.
  2. Empörung über den Anschlag auf Heinz Galinski. In: Hamburger Abendblatt 21. August 1975
  3. Anschlag auf Grabmal von Heinz Galinski. In: Berliner Zeitung 28. September 1998

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Heinz Galinski — (November 28, 1912 July 19, 1992) was president of the Zentralrat der Juden in Deutschland also known as Central Council of Jews in Germany from 1988 until his death in 1992.Galinski was born in Marienburg (Malbork) in West Prussia. In 1943, he… …   Wikipedia

  • Heinz-Galinski-Preis — Der Heinz Galinski Preis wird von der Heinz Galinski Stiftung der Jüdischen Gemeinde Berlin verliehen. Beschreibung Die Auszeichnung ist nach dem 1992 verstorbenen langjährigen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Berlin und des Zentralrats der… …   Deutsch Wikipedia

  • GALINSKI, HEINZ — (1912–1992), leader of the Berlin Jewish community after World War II. Born in West Prussian Marienburg, Galinski worked in a textile retail store in Rathenow before he moved to Berlin on the eve of World War II. After being taken for forced… …   Encyclopedia of Judaism

  • Galinski — is the surname of the following people: *Heinz Galinski, German Jewish leader *Marek Galinski, Polish athlete *Roman Galinski, Polish American journalist …   Wikipedia

  • Galinski — ist der Familienname folgender Personen: Evelyn Hecht Galinski (* 1949), deutsch jüdische Antizionistin Heinz Galinski (1912–1992), Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland Marek Galinski (* 1974), polnischer Cyclocross , Mountainbike… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinz — ist ein männlicher Vorname sowie ein Familienname. Herkunft und Bedeutung Heinz ist die Kurzform von Heinrich. Bekannte Namensträger Familienname Andreas Heinz (Theologe) (* 1941), deutscher katholischer Theologe Andreas Heinz (Politiker) (*… …   Deutsch Wikipedia

  • Hecht-Galinski — Evelyn Hecht Galinski (* 1949 in Berlin) ist eine politische Aktivistin, die sich selber als liberale Jüdin und Antizionistin bezeichnet[1]. Sie engagiert sich in der Organisation „Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost“. Insbesondere… …   Deutsch Wikipedia

  • Evelyn Hecht-Galinski — (* 1949 in Berlin) ist eine deutsche Antizionistin[1] und Gründerin der deutschen Abteilung der Organisation „Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost“.[2] Sie ist die Tochter des 1992 verstorbenen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in …   Deutsch Wikipedia

  • ZdJiD — Das Leo Baeck Haus in der Berliner Tucholskystraße: Sitz des Zentralrates der Juden in Deutschland Der am 19. Juli 1950 in Frankfurt am Main gegründete Zentralrat der Juden in Deutschland, die größte Dachorganisation der jüdischen Gemeinden und… …   Deutsch Wikipedia

  • Zentralrat der Juden — Das Leo Baeck Haus in der Berliner Tucholskystraße: Sitz des Zentralrates der Juden in Deutschland Der am 19. Juli 1950 in Frankfurt am Main gegründete Zentralrat der Juden in Deutschland, die größte Dachorganisation der jüdischen Gemeinden und… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”