- Heimattreue Front
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Die Heimattreue Front war eine politische Organisation der deutschen Bevölkerung in den belgischen Ostkantonen Eupen-Malmedy-St. Vith, die die Wiedereingliederung der Ostkantone in das Deutsche Reich forderte.
Inhaltsverzeichnis
Historischer Hintergrund
Durch die Eingliederung der Ostkantone in das Belgische Königreich („Provisorische Belgische Administration“) im Jahr 1919 nach dem Ersten Weltkrieg waren die deutschen Bewohner zwar zu belgischen Staatsbürgern geworden, allerdings wurden sie erst ab 1925 den übrigen belgischen Staatsbürgern gleichgestellt und ihnen das volle Wahlrecht zugesprochen.
Die zwangsweise Eingliederung in ein fremdsprachiges Staatsgebiet führte zu erheblichen Spannungen unter der deutschsprachigen Bevölkerung der Ostkantone und Stimmen zur Wiedereingliederung in das Deutsche Reich wurden laut.
Nach 1933 bekam die Pro-reichsdeutsche-Stimmung in den Ostkantonen durch die Heimattreue Front einen Namen und einen organisatorischen Rahmen. Seine Vereinsmitglieder standen ganz im Zeichen der Propaganda des aufkommenden Nationalsozialismus im Deutschen Reich.
Politischer Aufstieg
1928/1929 wurde von deutschen Ostbelgiern die Christliche Volkspartei gegründet, die sich aber ebenfalls nicht dem damaligen nationalsozialistischen Zeitgeist und seiner Propaganda verschließen konnte.
In den 1930er Jahren wuchsen die politischen Spannung zwischen pro-belgischen und pro-reichsdeutschen Befürwortern. Dies gipfelte unter anderem 1935 in der Ausweisung von vier Führungspersonen des Heimatbundes, darunter dem ehemaligen Vorsitzenden der Christlichen Volkspartei A. J. Dehottay, ins benachbarte Deutsche Reich mit gleichzeitiger Aberkennung ihrer belgischen Staatsbürgerschaft. Für die Christliche Volkspartei bedeutete die Ausweisungen, dass sie zu den Wahlen 1936 keine geeigneten Kandidaten aufstellen konnte. Sie rief daher ihre Wähler zum Beitritt in die Heimattreue Front auf.
Bei den darauffolgenden Parlamentswahlen 1939 bekam die Heimattreue Front 45,1 % aller abgegebenen Wählerstimmen. Die Heimattreue Front wurde somit die mit Abstand stärkste politische Kraft in Eupen-Malmedy. Im Vergleich zum Wahlverhalten der deutschen Bevölkerung in anderen Grenzregionen zum Deutschen Reich, wie dem Sudetenland, in Danzig oder in Memel, wo reichsdeutsch orientierte Parteien mehr als 80 % der Wählerstimmen erhielten, war das Wahlergebnis für die Heimattreue Front jedoch wesentlich niederiger ausgefallen.
Im Eupener Stadtrat hatte die Heimattreue Front nach 1934 bis zum Einmarsch der Wehrmacht 1940 die absolute Mehrheit. Die reichsdeutschen Truppen wurden bei ihrem Eintreffen von der deutschen Bevölkerungsmehrheit in Ostbelgien als „Befreier“ empfangen und ihnen wurde zugejubelt; die „Heimkehr ins Reich“ wurde begrüßt. Mit dem Wiederanschluß der Region Eupen-Malmedy-St. Vith an das Reichsgebiet änderten sich allerdings auch die politischen Verhältnisse. Es erfolgte eine Gleichschaltung unter der ideologischen Ausrichtung des Nationalsozialismus.
Ideologie
Die Heimattreue Front war zwar hauptsächlich mit dem Ziel der Wiedereingliederung in das Deutsche Reich entstanden, aber nicht alle seiner Mitglieder waren offen nationalsozialistisch geprägt. Finanziell und logistisch wurden die politischen Aktivitäten der Heimattreuen Front aus dem Deutschen Reich vom Verein für das Deutschtum im Ausland (VDA) unterstützt.
Literatur
- David Mennicken: Die Heimattreue Front. Eine "nationalsozialistische" Organisation in Belgien 1936-1940., Magisterarbeit, Université catholique de Louvain-la-Neuve, 2010, 235 Seiten.
Weblinks
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