Nationalistische Front

Nationalistische Front

Die Nationalistische Front (NF) war eine 1985 gegründete Neonaziorganisation. Schwerpunktmäßig aktiv war die NF in Bielefeld und Ostwestfalen-Lippe. Gründer und Anführer der NF war Meinolf Schönborn, ein ehemaliger Stabsunteroffizier bei der Panzertruppe. Nachdem man ihn 1984 aus der NPD ausschloss, gründete er die NF.

Inhaltsverzeichnis

Politische Ausrichtung

Die Gruppierung vertrat nationalsozialistisches Gedankengut, stellte aggressiv-kämpferisch rassistische sowie antisemitische Forderungen, rief zum Widerstand gegen die staatliche Ordnung auf und propagierte die Überwindung des von ihr abgelehnten staatlichen Systems. Ausgerichtet war die NF als Kaderorganisation. Zitat aus dem Zehn Punkte Programm der NF: „der Einsatz für die Bewahrung der Volksidentität, der Lebenswerte und der Wesensart der Deutschen Nation nachdrücklichen Kampf gegen das System der nationalen Selbstauflösung, gegen weitere fremdvölkische Einwanderung und für die Heimführung der Ausländer. Dieser Kampf ist gleichzeitig ein Einsatz für die Selbstverwirklichung des Deutschen Volkes im eigenen Volksraum wie ein Einsatz für die Selbstverwirklichung der in ihrer Identität bedrohten Ausländer.

Jugendarbeit und Rekrutierung

Bekannt war die NF für ihre semiprofessionelle Jugendarbeit und der erfolgreichen Rekrutierung neuer Mitglieder. So wurden zwei Häuser gekauft, das eine wurde zu einem „neonazistischen Jugendzentrum“ umfunktioniert, das zweite diente als Schulungszentrum für Jugendliche aus dem gesamten neonazistischen Spektrum. Sogar ausgebildete Sozialarbeiter waren in die Planung involviert. Und über Freundschaften und Bekanntschaften versuchte man ganze Cliquen zu infiltrieren.

Der V-Mann in der NF

Das niedersächsische Landesamt für Verfassungsschutz wirbt den 19-jährigen Michael Wobbe. (Deckname „Rehkopf“) als V-Mann an. Was jedoch nur zur Verschleierung seines eigentlichen Einsatzgebietes gilt: Man will ihn in die gewaltbereite Neonaziszene einschleusen. Der Geheimdienst vermutet nämlich, dass Anschläge auf Einrichtungen der Bundeswehr und andere terroristische Aktivitäten in Vorbereitung sind. So wird er in geheimen Unterredungen in die Pläne der Geheimdienste eingeweiht und im Jahr 1991 als V-Mann in die NF eingeschleust. Durch seine rhetorische Fähigkeit und militärische Vorbildung war er von Anfang an für Meinolf Schönborn interessant und schafft es so, schnell in die Führungsriege aufzusteigen. Er wird nach nur wenigen Wochen Sicherheitschef.

Bald darauf wird er in brisante Pläne eingeweiht, die „Nationale Einsatzkommandos“ andenken. Umgesetzt sollen diese Pläne werden durch: terroristische Zellen, nach dem Vorbild der RAF. Diese sollten schnell einsatzbereit und mobil sein. Als Ziele sind die Bundesregierung, die Gerichtsbarkeit und verschiedensten Repräsentanten des Staates ausgewählt worden. In einer Nacht sollte eine Welle der Gewalt ganz Deutschland erschüttern. Besonders die militärischen Gegenstände die Michael W. vom Geheimdienst zur Verfügung gestellt bekam um sie der NF zu überlassen erleichterten es ihm, ein wichtiger Teil der Gruppe zu werden. Neben dutzenden Betten für ihr Schulungszentrum, gingen Ausbildungsmaterialien für Pioniereinheiten sowie Vorschriften für die Sprengausbildung vom Besitz der Bundeswehr in den Besitz der NF über. Als schließlich 1993 Handgranaten über die österreichische Grenze geschafft werden sollen, weigert sich V-Mann Michael W. und wird von seinem Auftraggeber nicht nur wegen angeblicher Nachrichtenunehrlichkeit abgeschaltet, sondern man spielt geheime Dossiers dem Nazianwalt Jürgen Rieger zu um W. damit zu erpressen gegen die Führungskader der Neonaziszene auszusagen. W. gelingt es beide Seiten gegeneinander auszuspielen und schließlich geht er mit seiner Geschichte an die Öffentlichkeit.[1] Michael W., der nie überzeugter Neonazi war, lebt heute ein neues Leben.

Terroristische Pläne und das darauf folgende Verbot

1992 werden 28 mutmaßliche Mitglieder der NF wegen „Verabredung zur Gründung und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung“ angeklagt. Im Sommer des gleichen Jahres werden Bestandteile zum Bau von Bomben sowie Munition, Sprengstoff sowie Schriftstücke bei NF-Anhängern in Braunschweig sichergestellt. Aus den Schriftstücken geht hervor, dass es ernsthafte Überlegungen hinsichtlich politischer Anschläge gab. Am 16. November 1992 verbietet der damalige Innenminister Rudolf Seiters (CDU) die Nationalistische Front wegen ihrer „Wesensverwandtschaft mit dem Nationalsozialismus“ und ihrer „aggressiv-kämpferischen“ Agitation. Woraufhin von Seiten der NF Klagen und Aufschiebungsanträge gestellt wurden, die jedoch alle abgewiesen werden. Das Verfahren gegen die 28 Verdächtigen wird am 25. Oktober 1993, aus Mangel an Beweisen, eingestellt. Michael W. hätte aussagen können, aber gerade weil ihn sämtliche Geheimdienste und staatliche Behörden wie das BKA unter Druck gesetzt haben, hat er dieses bis heute nicht getan. Der V-Mann Michael W. wird 1993, nachdem seine Identität von seinen ehemaligen Auftraggebern bekannt gegeben wird, noch mehrfach inhaftiert. Alle Versuche Ihn zu einer Aussage zu bewegen scheitern.

Führende Köpfe

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Spiegel berichtete: Rehkopfs Reisen

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