Heiner Goebbels

Heiner Goebbels
Heiner Goebbels

Heiner Goebbels (* 17. August 1952 in Neustadt an der Weinstraße) ist ein deutscher Musiker, Komponist, Hörspielautor, Regisseur und Professor für Angewandte Theaterwissenschaft.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Heiner Goebbels studierte Soziologie und Musik in Freiburg im Breisgau und Frankfurt am Main, war Mitbegründer des „Sogenannten Linksradikalen Blasorchesters“ und spielte als Musiker im „Goebbels/Harth-Duo“ und in der experimentellen Rockgruppe „Cassiber“; er veröffentlichte ca. 20 CDs.

Nach zahlreichen Kompositionen für Theater und Film begann er Mitte der 1980er Jahre „Hörstücke“, meist nach Texten von Heiner Müller, zu komponieren. Mehrfach wurde er dafür mit nationalen und internationalen Hörspielpreisen ausgezeichnet (Prix Italia 1986, 1992, 1996; Karl-Sczuka-Preis 1984, 1990, 1992; Hörspielpreis der Kriegsblinden 1985; Hörspielpreis der Akademie der Künste 1989; World Silvermedal of the New York Festival; Radio Ostankino Prize Moscow etc.).

Seit Ende der 1980er Jahre folgten Kompositionen für Ensemble und „szenische Konzerte“ (z. B. Der Mann im Fahrstuhl, Die Befreiung des Prometheus). Seit Anfang der 1990er Jahre begann er mit Orchesterkompositionen (Junge Deutsche Philharmonie, Berliner Philharmoniker, composer-in-residence beim Lucerne Festival, composer-in-residence bei den Bochumer Symphonikern u. a.).

Seit Mitte der 1990er Jahre liegt der Schwerpunkt seiner Arbeit auf eigenen Musiktheater-Stücken (z.B. mit dem Ensemble Modern), die er selbst inszeniert und die weltweit zu vielen Theater- und Musik-Festivals eingeladen werden. In ihnen stehen Text, Bild, Musik, Licht, Bewegung und Szene in einem schwebenden, gleichwertigen Verhältnis.

Unter seinen Arbeiten finden sich auch Soundinstallationen (z. B. für das Centre Pompidou, Paris) und zahlreiche Kollaborationen mit Videokünstlern und Choreographen.

Im Jahr 2003 wurde ihm der Deutsche Kritikerpreis „Musik“ verliehen. Die Stadt Frankfurt ehrte ihn 2002 mit der Goetheplakette, das Land Hessen 1993 mit dem Hessischen Kulturpreis. 2008 wurde er mit dem Binding-Kulturpreis ausgezeichnet. Im Jahr 2010 erhält er den Kunstpreis des Landes Rheinland-Pfalz.

Neben zwei Grammy-Nominierungen (für „Surrogate Cities“ und „Eislermaterial“) wurden ihm viele internationale Theaterpreise zuerkannt, darunter 2001 der „Europäische Theaterpreis – Neue Realitäten“, 2006 der Preis des ITI zum Welttheatertag.

Heiner Goebbels ist seit 1999 Professor am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft an der Justus-Liebig-Universität in Gießen, das er seit 2003 leitet, und Professor an der European Graduate School in Saas-Fee. Er lebt in Frankfurt am Main und ist Mitglied der Akademie der Künste, Berlin und der Akademie der darstellenden Künste. Seit Herbst 2006 ist Goebbels Präsident der Hessischen Theaterakademie als Verbund von vier Hochschulen und neun Theatern der Region Rhein-Main.

Heiner Goebbels wurde 2010 zum nächsten Intendanten und künstlerischen Leiter der Ruhrtriennale berufen und wird damit Nachfolger von Willy Decker.

Werke

  • I went to the house but did not enter (szenisches Konzert in 3 Bildern) 2008
  • Stifters Dinge (performative Installation 2007
  • Songs of Wars I have seen (szenisches Konzert) 2007
  • Eraritjaritjaka - museé des phrases (Musiktheater), 2004
  • Aus einem Tagebuch (für großes Orchester), 2003
  • Landschaft mit entfernten Verwandten (Oper), 2002
  • Hashirigaki (Musiktheater), 2000
  • ...meme soir. (Szen. Konzert), 2000
  • Eislermaterial (szenisches Konzert), 1998
  • Max Black (Musiktheater), 1998
  • Walden (für großes Orchester), 1998
  • Schwarz auf Weiss / Black on White (Musiktheater für Ensemble), 1996
  • Industry and Idleness (für Orchester), 1996
  • Die Wiederholung / The Repetition (Musiktheater), 1995
  • Surrogate Cities (für großes Orchester, Stimme, Mezzosopran und Sampler), 1994
  • Ou bien le débarquement désastreux (Musiktheater), 1993
  • La Jalousie (für Ensemble), 1992
  • Herakles 2 (für Ensemble), 1991
  • Roemische Hunde (Musiktheater), 1991
  • Die Befreiung des Prometheus (Hörstücke (1985), szenisches Konzert (1991))
  • Wolokolamsker Chaussee I-V (Hörstücke), 1989
  • Befreiung (für Ensemble und Sprecher), 1989
  • Red Run (für Ensemble), 1988
  • Der Mann im Fahrstuhl (szenisches Konzert), 1987
  • Verkommenes Ufer (Hörstück), 1984
  • Cassiber (mit Chris Cutler & Alfred Harth Man or Monkey (1982)/ Beauty & the beast (1984) / Perfect worlds (1986)
  • Berlin Q-Damm 12.4.81 / Jakob Apfelböck (Klangcollage/ Hörstück), 1981 (Riskant, Eigelstein Musikproduktion)
  • Bertolt Brecht: Zeit wird knapp (1981, mit Dagmar Krause & Alfred Harth)
  • Der durchdrungene Mensch/Indianer für Morgen (1981, mit Dagmar Krause & Alfred Harth)
  • Vom Sprengen des Gartens (1979 mit Alfred Harth
  • Vier Fäuste für Hanns Eisler (1977 mit Alfred Harth
  • Sogenanntes linksradikales Blasorchester (mit Alfred Harth: Hört hört, 1977 / Mit gelben Birnen 1980

Literatur

  • Nikolaus Müller-Schöll und Heiner Goebbels (Hrsg.): Heiner Müller sprechen. Verlag Theater der Zeit, Berlin 2009, ISBN 978-3-940737-38-0
  • Wolfgang Sandner (Hrsg.): Heiner Goebbels. Komposition als Inszenierung. Henschel Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-88661-282-1.
  • Holger Schulze: Heiner Goebbels: Wolokolamsker Chaussee. In: Das aleatorische Spiel, Wilhelm Fink Verlag, München 2000, S. 301–307.

Weblinks

 Commons: Heiner Goebbels – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien



Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Heiner Goebbels — Heiner Goebbels. Heiner Goebbels (Neustadt an der Weinstraße , 17 de agosto de 1952) es un compositor, director de música alemán, conocido por sus obras escénicas y composiciones radiofónicas. Contenido …   Wikipedia Español

  • Heiner Goebbels — (born August 17, 1952) is a German composer and music director.Goebbels, who studied Sociology and Music in Frankfurt/Main, is a composer notable for his mixture of styles, drawing from sources as varied as classical music, jazz, and rock music.… …   Wikipedia

  • Heiner Goebbels — Pour les articles homonymes, voir Goebbels (homonymie). Heiner Goebbels Naissance 17& …   Wikipédia en Français

  • Heiner Müller — (* 9. Januar 1929 in Eppendorf, Sachsen als Reimund Heiner Müller; † 30. Dezember 1995 in Berlin) gilt als einer der wichtigsten deutschsprachigen Dramatiker der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bedeutung erlangte er außerdem als Lyriker,… …   Deutsch Wikipedia

  • Goebbels (Begriffsklärung) — Goebbels bzw. Göbbels ist ein Familienname, der besonders im Rheinland, im Raum Aachen und im Kreis Heinsberg verbreitet ist. Bekannte Namensträger: Joseph Goebbels (1897–1945), nationalsozialistischer, deutscher Politiker Magda Goebbels… …   Deutsch Wikipedia

  • Goebbels — beziehungsweise Göbbels ist der Familienname folgender Personen: Heiner Goebbels (* 1952), Komponist, Musiker, Dramatiker, Soziologe Joseph Goebbels (1897–1945), nationalsozialistischer deutscher Politiker Magda Goebbels (1901–1945), Ehefrau von… …   Deutsch Wikipedia

  • Goebbels — is a surname common in the Rhineland derived from Göbbl, a nickname for the names Godebald and Godebert. It may refer to: *Joseph Goebbels (1897 1945), German propaganda minister **Magda Goebbels (1901 1945), wife of Joseph Goebbels **Joseph and… …   Wikipedia

  • Goebbels (homonymie) — Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom. Joseph Goebbels (1897 1945), ministre allemand de la Propagande sous le Troisième Reich, Magda Goebbels (1901 1945), sa femme, Enfants Goebbels, les six… …   Wikipédia en Français

  • Heiner Geissler — Heiner Geißler, 1978 Heiner Geißler im Dezember 2007 Heinrich „Heiner“ Geißler (* 3. März 1930 in Ober …   Deutsch Wikipedia

  • Goebbels —   [ gœ ],    1) Heiner, Komponist, Hörspiel und Theatermusiker, * Neustadt an der Weinstraße 17. 8. 1952; studierte Soziologie und Schulmusik in Freiburg im Breisgau und Frankfurt am Main. Er spielte im »Sogenannten Linksradikalen Blasorchester« …   Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”