Heinrich Horche

Heinrich Horche

Heinrich Horch (* 12. Dezember 1652 in Eschwege; † 5. August 1729 in Kirchhain) war ein deutscher separatistischer Mystiker.

Horch war ein Schüler von Theodor Undereyck. Als reformierter Pfarrer war er in Heidelberg (ab 1683), Kreuznach (ab 1685) und Frankfurt am Main (1689) tätig. 1690 wurde er Pfarrer in Herborn und Theologieprofessor an der dortigen Reformierten Hochschule. Beeinflusst und radikalisiert wurde er hier durch den separatistischen Propheten Balthasar Christoph Klopfer, für den er sich 1697 nach dessen Inhaftierung einsetzte. 1698 wurde er seiner Ämter enthoben; er hatte die Hochschulen als Teufelswerk bezeichnet. In Erwartung des Tausendjährigen Reiches organisierte er philadelphische Gemeinden in Hessen; in Marburg konnte er die Familie Sayn-Wittgenstein-Berleburg für sich gewinnen. Manche Forscher (Breuer, Hochhuth) meinen, dass er Eva von Buttlar beeinflusste. Er war vorübergehend auch in Berleburg und stand in Kontakt mit anderen Separatisten wie Samuel König und Johann Heinrich Reitz. In Offenbach verschaffte ihm Konrad Bröske Zuflucht.

1700, inhaftiert in Herborn, war er einige Monate geisteskrank. Nach seiner Genesung erklärte er seine Rückkehr in die Reformierte Kirche. Er setzte sich aber weiter für eine Reform der „verderbten“ Kirche ein, verstand die Bibel mystisch und erwartete das Millennium, wovon auch die 1712 gemeinsam mit Ludwig Christof Schefer herausgegebene „Marburger Bibel“ zeugt, in der besonders das Hohelied und die Apokalypse mystisch ausgelegt wurden.

Werke

  • Schriftmässige Untersuchung der Sendschreiben an die sieben Gemeinden in Asien, Herborn, 1693
  • Das A und O oder Zeitrechnung der ganzen H. Schrifft, Leipzig, 1697
  • Mystische und prophetische Bibel sampt Erklärung der Sinnbilder u. Weissagungen, Marburg, 1712
  • Filadelfische Versuchungs-Stunde, in Ansehung des so genannten Ewigen Evangeliums, Marburg, 1715
  • Prophetischer Uhr-Zeiger Des Muhammedischen Reiches Jn seinem Anfang, Fort- und Untergang, Nach der Zahl des Anti-Christischen Thieres gestellet, Marburg, 1717

Literatur

  • K. F. L. Haas: Lebensbeschreibung des berühmten D. Heinrich Horch’ens, ehemaligen öffentlichen Lehrers der Gottesgelehrtheit zu Herborn; zur Erläuterung der neuern Kirchengeschichte, Cassel 1769
  • C. W. H. Hochhuth: Heinrich Horche und die philadelphischen Gemeinden in Hessen, Gütersloh 1876
  • Norbert Fehringer: "Bleibet fest in der brüderlichen Liebe!" - Der Eschweger Heinrich Horche und die Anfänge des Philadelphentums in Hessen; in: Hessische Heimat, 2-3/1974
  • Douglas H. Shantz, "The Millennial Study Bible of Heinrich Horch: A Case Study in Early Modern Reformed Hermeneutics." In Peter A. Lillback, ed. The Practical Calvinist: An Introduction to the Presbyterian and Reformed Heritage. Fearn, Ross-shire: Mentor, 2002.

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