Heinz Horst Magenheimer

Heinz Horst Magenheimer

Heinz Horst Magenheimer (* 1943 in Wien) war Dozent an der österreichischen Landesverteidigungsakademie Wien. Er wurde 1969 mit einer Arbeit zum Thema: Der deutsche Angriff auf Sowjetrussland 1941. Das operative Problem in Planung und Ablauf des Feldzuges. an der Universität Wien promoviert. In den Jahren 1990/91 war er Dozent an der Universität Salzburg.

Als Dozent an der Landesverteidigungsakademie Wien beschäftigte er sich in verschiedenen Publikationen mit dem deutsch-sowjetischen Krieg von 1941-45 und der Sicherheitslage in Europa allgemein. U. a. unterstützt er die Präventivkriegsthese vom unmittelbar bevorstehenden sowjetischen Angriff und vom prinzipiellen Expansionsstreben der Sowjetunion. Mit einer Reihe von Publikationen, ausgehend von einem im Jahr 1991 in der Österreichischen Militärische Zeitschrift (ÖMZ) veröffentlichter Artikel über diese Thematik, sorgte Magenheimer für Aufsehen und Vorwürfe, geschichtsrevisionistische Thesen zu verbreiten.[1]

Inhaltsverzeichnis

Magenheimers „Präventivkriegthese“

Nach Magenheimers Darstellung soll das Kräfteverhältnis zwischen der deutschen Wehrmacht und den gegenüberstehenden sowjetischen Truppen am 22. Juni 1941 von einer starken sowjetischen Übermacht geprägt gewesen sein: bei einem annähernden personellen Gleichstand waren die sowjetischen Truppen laut Magenheimer hinsichtlich der Ausstattung mit Panzern, Flugzeugen und Artillerie den deutschen Truppen weit überlegen.[2]

Es hätten überdies Operationsentwürfe für einen sowjetischen Angriff auf Deutschland existiert, die jedoch im Juni 1941 noch nicht über den Status militärischer Planspiele hinausgegangen sein dürften. Zudem hätten auf diplomatischer Ebene 1940 die Spannungen zwischen Deutschland und der Sowjetunion zugenommen, weshalb das Deutsche Reich nach Magenheimers Einschätzung 1942 oder 1943 möglicherweise mit einem militärischen Angriff der Sowjetunion konfrontiert worden wäre.

Magenheimer bezieht sich u.a. auf eine Publikation von Wladimir Karpow aus dem Jahr 1990, demzufolge Stalin am 15. Mai 1941 ein Plan des sowjetischen Generalstabs für einen Angriff gegen das Zentrum und den Südflügel des deutschen Ostheeres vorgelegt worden sei. Stalin habe den Plan abgelehnt, da er zu diesem Zeitpunkt offene Provokationen gegen das Deutsche Reich vermeiden wollte.

Der Deutsch-Sowjetische Nichtangriffspakt und sein geheimes Zusatzprotokoll über die Teilung Osteuropas seien von beiden Seiten mit dem Hintergedanken geschlossen worden, sich eine möglichst günstige Ausgangsbasis für später zu schaffen. In der Folge sei es zu Interessenkonflikten wegen des Einflusses im Baltikum und vor allem wegen Rumänien, das Hitler auf seine Seite ziehen wollte, um die dortigen Ölvorkommen für sich nutzen zu können, gekommen.

Die Sowjets wiederum hätten versucht, politischen Einfluss in den Balkanländern zu gewinnen. Beim sowjetischen-finnischen Winterkrieg 1939/40 habe das Deutsche Reich eine direkte Einmischung in den Krieg vermieden, wobei sich die deutsche Propaganda jedoch sehr deutlich auf die Seite der Finnen gestellt habe. 1941 sei es dann zu einem deutsch-finnischen Waffenbündnis gekommen.

Hitler, so Magenheimer, hätte versuchte, mit der „Operation Barbarossa“ die Nachwirkungen der sowjetischen „Säuberungswelle“ von 1937/38 auszunutzen, der zahlreiche Generäle und niedrigere Offiziersränge zum Opfer fielen. Bis Kriegsende habe die Rote Armee diese Probleme vor allem in der mittleren Führung nicht völlig überwinden können. Der große deutsche Geländegewinn in der Anfangsphase von „Barbarossa“ sei, Magenheimer zu Folge, deswegen möglich, weil Stalin nicht mit der Möglichkeit dieses deutschen Angriffs gerechnet habe und die sowjetischen Truppen an der Grenze daher nicht auf diese Ereignisse vorbereitet gewesen seien.

Für diese Thesen, insbesondere für etwaige sowjetische Angriffsabsichten, kann sich Magenheimer jedoch nicht auf Archivmaterial stützen.

Quellen

  1. W. Neugebauer, B. Bailer-Galanda, W. Lasek, W. Manoschek, „Revisionistische“ Tendenzen im österreichischen Bundesheer? Stellungnahme zu Aus­sa­gen von Dr. Heinz Magenheimer, Wien 1996, 28 S.
  2. Krieg zweier Angreifer, H. Magenheimer; Junge Freiheit vom 17. Juni 2008

Literatur (Auswahl)

  • Kriegsziele und Strategien der großen Mächte 1939 - 1945. Osning, Bielefeld 2006, ISBN 3-9806268-4-9.
  • Kreta und Arnheim. Leopold Stocker Verlag, Graz 2004.
  • Sicherheitspolitik in Theorie und Praxis. Institut für Strategie und Sicherheitspolitik, Wien 2003, ISBN 3-901328-85-8.
  • Zur geopolitischen Lage Österreichs. Landesverteidigungsakademie, Wien 2002.
  • Die Militärstrategie Deutschlands 1940 - 1945 3., erweiterte und überarbeitete Auflage. Herbig, München 2002, ISBN 3-7766-2309-8.
  • Entscheidungskampf 1941 Osning, Bielefeld 2000 ISBN 3-9806268-1-4.
  • Kriegswenden in Europa 1939 - 1945. Olzog-Verlag, München 1995, ISBN 3-7892-8380-0.
  • Eurostrategie und Rüstungskontrolle. Nomos, Baden-Baden 1992, ISBN 3-7890-2591-7.
  • Vom „Doppelbeschluss“ der NATO bis zum INF-Vertrag vom 8. 12. 1987 Institut für Strategische Grundlagenforschung an der Landesverteidigungsakademie, Wien 1988.
  • Anmerkungen zum Kräftestand in Europa-Mitte : Institut für Strategische Grundlagenforschung an der Landesverteidigungsakademie, Wien 1987.
  • Die Verteidigung Westeuropas. Bernard und Graefe, Koblenz 1986, ISBN 3-7637-5345-1.
  • Der deutsche Angriff auf Sowjetrussland 1941. Das operative Problem in Planung und Ablauf des Feldzuges. Diss. Wien, 1969.

Weblinks


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