Alois Senefelder

Alois Senefelder
Alois Senefelder 1834

Alois Senefelder (* 6. November 1771 in Prag; † 26. Februar 1834 in München) war ein österreichisch-deutscher[1] Schauspieler und Theaterschriftsteller sowie der Erfinder der Lithografie.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Stelenbüste (Detail), München

Senefelder war Sohn des aus Königshofen in Franken stammenden Hofschauspielers Peter Senefelder, dessen Lebensumstände Egon Erwin Kisch in seinem Prager Pitaval kurz skizziert hat.

Er betätigte sich schriftstellerisch und wollte mit der Erfindung einer neuen Drucktechnik eigene Werke vervielfältigen. „Ein Stückchen äußerst schlecht gedruckter Musiknoten aus einem alten Gesangbuch weckten sogleich die Idee, dass ich mit meiner neuen Druckart auch Musikalien weit schöner als bleierne Lettern liefern könnte.” [2] Er entdeckte, dass Solnhofener Plattenkalk (Malm, Oberjura), ein ausgesprochen feinkörniger Kalkstein, sich gut als Grundlage für ein Druckverfahren eignete. Senefelder zeichnete zunächst auf die plangeschliffene Steinplatte mit fetthaltiger Tusche oder Kreide seitenverkehrt die zu druckenden Partien, wodurch diese Stellen wasserabweisend wurden.

Alois-Senefelder-Denkmal in Solnhofen

Danach befeuchtete er die Druckform mit einer wässrigen Lösung aus Gummiarabikum und verdünnter Salpetersäure, was bewirkte, dass die nicht beschrifteten Stellen Wasser hielten und so fettabweisend wurden. Die im dritten Arbeitsgang mit einer Rolle aufgebrachte fetthaltige Druckfarbe haftete nur noch an den wasserabweisenden Partien. Schließlich wurde ein Bogen Papier auf den Stein gelegt und die Druckfarbe durch kräftiges Aufpressen übertragen.

1796 traf Senefelder in München auf den Hofmusiker Franz Gleißner, bei dem er wohnen konnte. Gleißner unterstützte ihn finanziell und förderte ihn „bis zur Selbstaufgabe“. 1797 baute Senefelder eine brauchbare Stangen- bzw. Galgenpresse für das neue Druckverfahren und machte Versuche im Mehrfarbendruck. Seine Erfindung nannte er chemische Druckerei oder Steindruckerei. In Frankreich wurde sie seit etwa 1803 Lithografie genannt. Die erste kommerzielle Anwendung der Lithografie erfolgte ab 1800 in Offenbach am Main, nachdem der dortige Musikverleger Johann Anton André 1799 von Senefelder das Patentrecht für das „... Geheimnis, Noten und Bilder auf Stein drucken zu können ...“ erworben hatte, um das neue Verfahren für den Notendruck zu nutzen. Senefelder selbst richtete in Offenbach die ersten fünf Steindruckpressen ein und wies den Mitarbeiter André persönlich in den Gebrauch der Maschinen ein. André erkannte die Bedeutung der Erfindung und ließ durch seine Brüder umgehend Filialen des Verlags - unter Sicherung der dortigen Patentrechte - in Paris und London einrichten. Mozarts Klavierkonzerte erschienen ab 1800 als erste lithografische Notendrucke.

Grab von Alois Senefelder in München

Über diese frühesten lithografischen Werkstätten erfolgte bald auch der Druck von Künstlergrafiken, nachdem der Nutzen der Lithografie - beispielsweise für die Vervielfältigung von Zeichnungen ohne Verfälschung der jeweiligen künstlerischen Handschrift - erkannt worden war. Senefelder nannte seine ersten Steindrucke selbst Polyautografien. Das Original seiner Stangenpresse steht in München im Deutschen Museum. Im Haus der Stadtgeschichte in Offenbach am Main befinden sich ein funktionsfähiger Nachbau der Stangenpresse, zahlreiche frühe Steindruckplatten, zumeist aus dem Bestand der Andréschen Manufaktur, und frühe Steindruck-Erzeugnisse derselben Druckerei.

1809 wurde Senefelder Inspektor der königlichen Steindruckerei. 1818 verfasste Senefelder ein komplettes Lehrbuch zur Steindruckerey. Sein erstes lithografisches Meisterwerk waren die nach Albrecht Dürers Originalzeichnungen kopierten Randzeichnungen im Gebetbuch Kaiser Maximilians. Diese wurden unter anderen von Johann Wolfgang von Goethe honoriert.

Für seine erweiterte Erfindung, anstelle von Steinplatten Metallplatten für den Druck zu verwenden, erhielt Senefelder am 22. Januar 1818 von "Sr. königl. Majestät von Baiern" ein sechsjähriges "Privilegium", also ein Patent.[3]

Im Jahr 1818 wurde in Wien nach Münchner Vorbild das Lithographische Institut des Grundsteuerkatasters gegründet. Dazu wurde Senefelder nach Wien berufen und er übernahm den Aufbau.[4]

1826 gelang Senefelder der Druck farbiger Motive und 1833 der Druck auf Stein übertragener Ölgemälde auf Leinwand. Seine metallografischen Versuche, von Stahl-, Zink-, Messing- und Kupferplatten zu drucken, wurden später zur Grundlage des Offsetdrucks.

Alois Senefelder starb am 26. Februar 1834 im Alter von 63 Jahren in München und wurde dort auch beerdigt.

Ehrungen

Ihm zu Ehren wurde 1971 die Internationale Senefelder-Stiftung gegründet. Sie vergibt den Internationalen Senefelder-Preis.

Senefelders Grab kann auf dem Alten Münchner Südfriedhof im Glockenbachviertel besichtigt werden. Seine Büste fand Aufstellung in der Ruhmeshalle in München.

In Berlin ist ein Platz mit einem Denkmal und eine Straße, in Wien-Favoriten seit 1871 die Senefeldergasse in nach ihm benannt. In Offenbach am Main, wo die erste kommerzielle Anwendung der Lithografie erfolgte, wurde ebenso eine Straße nach ihm benannt wie in über 50 weiteren Städten in Deutschland.

Schriften

Literatur

Weblinks

 Commons: Alois Senefelder – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Deutsche Nationalbibliothek
  2. Alois Sennefelder: Vollständiges Lehrbuch der Steindruckerei, 2. A. 1821 (Neuauflage 1909), S.15
  3. Mitteilung in der "Augsburgische Ordinari Postzeitung" vom 4. Febr. 1818.
  4. Der Baum mitten in der Welt am Gusterberg bei Kremsmünster in den Oberösterreichischen Heimatblättern Jahrgang 1883 Heft 1 Seite 41 abgerufen am 10. März 2010

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