- Henry Jaeger
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Henry Jaeger (* 29. Juni 1927 in Frankfurt-Bornheim als Karl-Heinz Jaeger; † 4. Februar 2000 in Ascona) war ein deutscher Schriftsteller.
Karl-Heinz Jaeger war der Sohn eines Kupferschmieds. 1942 wurde er als Flakhelfer zur Wehrmacht eingezogen und anschließend zum Fallschirmjäger ausgebildet. Er geriet 1945 in britische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung arbeitete er als Hilfskraft in einem Militärlazarett und besuchte daneben Abendkurse mit dem Ziel, nach der Reifeprüfung Medizin zu studieren. Auch erste Schreibversuche fallen in diese Zeit.
In den folgenden Jahren führten eine Reihe von beruflichen Fehlschlägen und persönlichen Krisen dazu, dass Jaeger in die Kriminalität abglitt. In den Fünfzigerjahren war er Anführer der sogenannten "Jaeger Bande", die sich auf bewaffnete Raubüberfälle und Einbrüche spezialisiert hatte. Im Mai 1955 wurde Jaeger nach einem Überfall auf eine Rentenzahlstelle der Bundespost in Frankfurt verhaftet. Sein Prozess endete im September 1956 mit einer Verurteilung zu zwölf Jahren Zuchthaus.
Jaeger verbüßte seine Strafe anfangs im Zuchthaus Bruchsal und seit 1957 im Zuchthaus Freiburg (Breisgau). Dort setzte sich ein Anstaltspfarrer für ihn ein und erreichte, dass Jaeger ab 1959 eine Schreiberlaubnis erhielt und die Gefangenenzeitschrift redigieren durfte. Nach der Fertigstellung und Veröffentlichung seines ersten Romans "Die Festung" (unter dem Namen Henry Jaeger) führten Gnadengesuche dazu, dass Jaeger 1963 vorzeitig und auf Bewährung aus der Haft entlassen wurde. Er leistete ein Volontariat bei der Frankfurter Rundschau ab und war anschließend Lokalredakteur bei dieser Zeitung. Ab 1965 lebte er als freier Schriftsteller in der Schweiz.
Während Henry Jaegers frühe Romane von der Literaturkritik als kenntnisreiche und literarisch gelungene Schilderungen des Milieus der Benachteiligten, Gescheiterten und Außenseiter der bundesrepublikanischen Gesellschaft der Fünfzigerjahre gelobt wurden, warf man ihm später vor, nur noch Trivialliteratur für den Massengeschmack zu produzieren. Zwar konzipierte Jaeger eine Reihe seiner Bücher für den Abdruck in Illustrierten, allerdings blieb auch der Erfolgsautor seiner liberalen und pazifistischen Gesinnung treu, und auch seine späten Werke weisen noch sozialkritische Elemente auf.
Werke
- Die Festung, München [u.a.] 1962
- Rebellion der Verlorenen, München [u.a.] 1963
- Die bestrafte Zeit, München [u.a.] 1964
- Das Freudenhaus, München 1966
- Jeden Tag Geburtstag, München 1966
- Der Club, Zürich 1969
- Der Drehorgelmann, Zürich 1970
- Die Schwestern, Hamburg 1971
- Jakob auf der Leiter, München [u.a.] 1973
- Nachruf auf ein Dutzend Gauner, München [u.a.] 1975
- Hellseher wider Willen, München 1977
- Mensch, Gustav, München 1977
- Unter Anklage, München 1977
- Moses schießt ein Eigentor, München 1978 (zusammen mit Elke Jaeger)
- Der Tod eines Boxers, München 1978
- Ein Mann für eine Stunde, München [u.a.] 1979
- Zwölfmal Liebe, München 1979
- Die Menschen nennen es Liebe, München 1980
- Onkel Kalibans Erben, München 1981
- Amoklauf, Ascona 1982
- Auch Mörder haben kleine Schwächen, München 1983
- Kein Erbarmen mit den Männern, München [u.a.] 1986
- Der Nachtportier oder Die Rache des Stellvertreters, Niddatal 1987
- Glückauf, Kumpel, oder Der große Beschiß, Ascona 1988
- Der Sieger oder Weit ist der Weg nach Marathon, Ascona 1993
- Schnee, München 1995
Quellen
- Jahre im Schweigehof. In Der Spiegel, Nr.40, 1963
- Jaeger, Henry . In Lexikon der deutschen Krimi-Autoren
- Gerd Küveler: Nachruf auf einen Gauner auf Welt Online am 4. Februar 2010
- Henry Jaeger ist tot auf Spiegel Online am 7. Februar 2000
Weblinks
- Literatur von und über Henry Jaeger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
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