- Herbert Mataré
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Herbert Franz Mataré (* 22. September 1912 in Aachen; † 2. September 2011[1]) war ein deutscher Physiker. Der Schwerpunkt seiner Forschungen lag auf dem Gebiet der Halbleiterforschung. Seine bekannteste Arbeit ist die Entwicklung des ersten funktionsfähigen europäischen Transistors. Er entwickelte und patentierte diesen zusammen mit Heinrich Welker in der Nähe von Paris zur gleichen Zeit und unabhängig von den Ingenieuren der Bell Labs in den USA. Mataré lebt in Kalifornien. Sein Vater war der Künstler Josef Mataré (19. März 1880 – 25. September 1966). [2] Der 1965 verstorbene Bildhauer Ewald Mataré war sein Onkel.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Mataré studierte Mathematik, Chemie, Elektrochemie, Atomphysik und Festkörperphysik an der Technischen Hochschule Aachen und an weiteren Universitäten. Im Jahr 1939 trat er in das Telefunken-Forschungslaboratorium in Berlin ein. Zu dieser Zeit war klar, dass die Miniaturisierung der Vakuumröhren an technologische Grenzen stieß und nach Ersatzlösungen gesucht werden musste. Dazu boten sich Festkörperschaltungen und die Anwendung des Transistorprinzips der Erfindungen von Julius Edgar Lilienfeld, Oskar Heil, Walter Schottky und Robert Wichard Pohl an. Wegen der Bombenangriffe auf Berlin wurde das Telefunkenlaboratorium 1939 in das Zisterzienserkloster Leubus in Schlesien verlagert, wo sich Mataré mit der Verbesserung der Empfindlichkeit von Zentimeterwellenempfängern beschäftigte.
Später gelangte er über Thüringen, Wabern bei Kassel und über Aachen, wo er 1945/1946 Vorlesungen am physikalischen und elektrotechnischen Institut hielt, zur Compagnie des Freins & Signaux Westinghouse, einer kleinen Firma in Aulnay-sous-Bois bei Paris. Er siedelte 1953 in die USA über und nahm verschiedene Stellungen und Beratertätigkeiten für Laboratorien an. Im Jahr 1957 nahm er Verbindungen zu TeKaDe in Nürnberg auf, zog nach Deutschland zurück und baute das dortige Halbleiterlaboratorium auf. Fünf Jahre später nahm er ein Angebot der Bendix-Laboratorien an und zog erneut in die USA, wo er seitdem viel Jahre lebte.
Wirken
Zur gleichen Zeit wie die US-amerikanischen Forscher entwickelten die deutschen Forscher Mataré und Welker in den Jahren 1945 bis 1948 den ersten funktionsfähigen „französischen Transistor“ bei der kleinen Firma F & S Westinghouse in Aulnay-sous-Bois bei Paris. Sie reichten dafür am 13. August 1948 eine Patentanmeldung ein.[3][4] Am 18. Mai 1949 wurde diese europäische Erfindung als „Le Transistron“ der Öffentlichkeit präsentiert.
Mataré gründete 1951/1952 die Firma INTERMETALL GmbH in Düsseldorf, die weltweit erste Firma, die Dioden und Transistoren anbot. Sie wurde durch eine US-amerikanische Holding-Firma finanziert und später an die Clevite Corporation verkauft. Der spätere Name nach einer weiteren Übernahme durch die ITT Holding war „INTERMETALL Halbleiterwerk der Deutsche ITT Industries GmbH“.[5][6]
Akademische Titel
- 1939 „Dipl.-Ing.“ in Angewandter Physik Technische Hochschule Aachen
- Aufbaustudium der Mathematik, Physik und Chemie an der Universität Genf.[5]
- 1943 „Dr.-Ing.“ an der Technischen Hochschule Berlin
- 1950 „Dr. sc. phys." an der École Normale Supérieure (ENS) Paris
Auszeichnungen und Ehrungen (Auswahl)
- „Life Fellow IEEE“
- „Member emeritus“ der New York Academy of Sciences
- Preisträger des Ehrenrings 2008 der Eduard-Rhein-Stiftung[7]
Werke
- Von der Radartechnik zur modernen Kommunikationstechnik. In: Tele-Kommunikation aktuell: TKA. 9/02, 10/02 (in einem Band), Verlag für Wissenschaft und Leben Georg Heidecker GmbH, Erlangen September 2002, ISSN 1619-2036, S. 1–59.
- Der Konversionswirkungsgrad von Dioden. In: Zeitschrift für Hochfrequenztechnik und Elektroakustik. 6, 1944, S. 62.
- Observations concernant l´effet de transistance. In: L´Onde Electrique. November 1950.
- Oberwellenmischung mit Kristalldioden. In: Archiv der Elektrischen Übertragung. 7, 1953, S. 1–15.
- Electronic Properties of Germanium Bicrystals. In: 24th Conference on Physical Electronics, MIT. März 1964.
- Field Dependance of Photoresponse and Heterodyning of Optical Signals. In: International Journal of Electronics. Vol. 19, Nr. 5, November 1960, S. 405–437.
- Heteroepitaxy. In: Scientia Electrica, TH-Zürich. Part 1, Vol.XV Fsc.3 and Part 2 Fasc.4, 1969.
- The Electronic Properties of Epitaxial Layers. In: Solid State Technology Part 1: Febr.1976, Part 2:March 1976. 1976.
- Applied Physics Review: Carrier Transport at Grain Boundaries in Semiconductors. In: Journal of Appl.Physics. 56, Nr. 10, 15. November 1984.
- Defect Alignment in Grain Boundaries as Quantum Wells. In: Appl.Physics Letters. 65, Nr. 26, 26. Dezember 1994.
Patente (Auswahl)
Mataré hat mehr als 80 Patente angemeldet. Die folgende Liste kann deshalb nur eine Auswahl darstellen.
- Patent US2552052: Push-pull converter of the crystal type for ultra-short waves. Erfinder: H. F. Mataré (französische Priorität vom 23. Mai 1947).
- Patent FR1010427: Nouveau système cristallin à plusieurs électrodes réalisant des effects de relais électroniques. Angemeldet am 13. August 1948, Anmelder: Westinghouse, Erfinder: H. F. Mataré, H. Welker.
- Patent US2673948: Crystal device for controlling electric currents by means of a solid semiconductor. Anmelder: Westinghouse, Erfinder: H. F. Mataré, H. Welker (französische Priorität vom 13. August 1948).
Literatur
- H. F. Mataré: Erlebnisse eines deutschen Physikers und Ingenieurs von 1912 bis Ende des Jahrhunderts. In: Der Fernmelde-Ingenieur. 4/01, 5/01 (in einem Band), Verlag für Wissenschaft und Leben Georg Heidecker, Erlangen April 2001, ISSN 0015-010X, S. 1–109.
- John Markoff: Herbert F. Mataré. An inventor of the transistor has his moment. In: New York Times. 24. Februar 2003 (Online).
- Michael Riordan: How Europe Missed The Transistor. In: IEEE Spectrum. Vol. 42, Nr. 11, 2005, ISSN 0018-9235, S. 52–57, doi:10.1109/MSPEC.2005.1526906.
- Kai Handel: Anfänge der Halbleiterforschung und -entwicklung. Dargestellt an den Biographien von vier deutschen Halbleiterpionieren. PhD thesis RWTH Aachen. 29. Juni 1999 (PDF).
- Armand Van Dormael: Biographies: Herbert F. Mataré. In: IEEE Annals of the History of Computing. 31, Nr. 3, 2009, S. 68–73, doi:10.1109/MAHC.2009.38.
Weblinks
- Literatur von und über Herbert Mataré im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Peter Salomon: „Deutsche Halbleiter-Technik vor 1945 ?“
- Armand Van Dormael: The „french“ transistor. Abgerufen am 12. Dezember 2008.
- Konrad Lischka: 60 Jahre Euro-Transistor: Deutschlands vergessene Chip-Großväter. In: SPIEGEL Online. 17. April 2008, abgerufen am 14. September 2009.
Einzelnachweise
- ↑ Dem Support-Team liegt unter Ticket:2011092210019198 ein Scan der Todesanzeige vor
- ↑ Vor 1933 erstellte er das Porträt von Matthieu Soiron, 1913 das Bronzerelief Faistos auf dem Heißbergfriedhof Burtscheid/Aachen.
- ↑ Patent FR1010427: Nouveau système cristallin à plusieurs électrodes réalisant des effects de relais électroniques. Angemeldet am 13. August 1948, Anmelder: Westinghouse, Erfinder: H. F. Mataré, H. Welker.
- ↑ Patent US2673948: Crystal device for controlling electric currents by means of a solid semiconductor. Anmelder: Westinghouse, Erfinder: H. F. Mataré, H. Welker (französische Priorität vom 13. August 1948).
- ↑ a b Armand Van Dormael: The „French“ Transistor. In: Proceedings of the 2004 IEEE Conference on the History of Electronics, Bletchley Park, June 2004. (PDF).
- ↑ H. F. Mataré: Erlebnisse eines deutschen Physikers und Ingenieurs von 1912 bis Ende des Jahrhunderts. In: Der Fernmelde-Ingenieur. 4/01, 5/01 (in einem Band), Verlag für Wissenschaft und Leben Georg Heidecker, Erlangen April 2001, ISSN 0015-010X, S. 1–109.
- ↑ DIE WELT ONLINE „Der deutsche Erfinder des Transistors“ 14. November 2008
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