- Robert Wichard Pohl
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Robert Wichard Pohl (* 10. August 1884 in Hamburg; † 5. Juni 1976 in Göttingen) war ein deutscher Physiker.
Inhaltsverzeichnis
Leben
R. W. Pohl wurde als Sohn eines Schiffbauingenieurs geboren und besuchte in seiner Geburtsstadt Hamburg das Johanneum, ein humanistisches Gymnasium, das aber auch eine sehr gute mathematische und physikalische Ausbildung vermittelte. Nach dem Abitur begann er sein Physikstudium an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, wo er den ebenfalls aus Hamburg stammenden James Franck kennenlernte. Mit ihm setzte er sein Studium in Berlin fort und schloss es dort 1906 mit seiner Dissertation bei Emil Warburg ab[1]. Noch vor seiner Dissertation veröffentlichte Pohl drei wissenschaftliche Arbeiten.
Ab 1905 bis 1914 war er Assistent in Berlin, zuletzt bei Heinrich Rubens. Im Jahr 1911 habilitierte er sich mit einer Arbeit über Die Physik der Röntgenstrahlen. Nach einer Unterbrechung seiner Laufbahn durch die Einberufung zum Militär, wo er als Hauptmann neue Funksysteme entwickelte, wurde er 1916 außerordentlicher Professor (als Nachfolger Eduard Rieckes, er konnte wegen des Krieges aber erst 1919 in Göttingen die Professur antreten) und 1920 Ordinarius an der Universität Göttingen und blieb dort - auch nach der Emeritierung 1952 - bis zu seinem Lebensende. In Göttingen war er Direktor am 1. Physikalischen Institut.
Sein Sohn Robert Otto Pohl (*1929, Göttingen) ist emerierter Professor für Physik an der Cornell University. Er veröffentlichte Videos mit den Experimenten seines Vaters, zum Beispiel zur Neuausgabe von dessen Experimentalphysik-Vorlesungen.
Wirken
Pohl konnte mit Bernhard Walter 1909 noch vor Max von Laue die Wellenlänge von Röntgenstrahlen aus Versuchen zur Beugung am Spalt abschätzen. 1912 veröffentlichte er ein Buch (seine Habilitationsschrift) über die Physik der Röntgenstrahlen. Noch in Berlin befasste er sich mit Peter Pringsheim mit dem Photoeffekt, beide entdeckten den selektiven Photoeffekt. In Göttingen untersuchte er mit Bernhard Gudden die Photoleitung in Festkörpern und befasste sich später mit Kristalloptik, u.a. mit Farbzentren. Davor war es ihm gelungen, große Einkristalle von Alkalihalogeniden zu züchten und gezielt mit Störstellen versehen.
Im Jahr 1938 konstruierte Pohl zusammen mit Rudolf Hilsch einen der ersten funktionierenden Halbleiterverstärker, der allerdings nur bei sehr niedrigen Frequenzen arbeitete[2].
Pohl leistete Wesentliches für die Vermittlung von physikalischem Grundwissen und bei der Erfindung von physikalischen Schauversuchen. Viele seiner Geräte werden heute in physikalischen Praktika und Vorlesungen eingesetzt. Eines seiner bekanntesten Geräte ist vermutlich das nach ihm benannte Pohlsche Rad, ein Drehpendel mit elektrisch variierbarer Wirbelstromdämpfung.
Robert Pohl war seit 1949 korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Im Jahr 1960 erhielt er die Oersted Medal. Er ist seit 1979 Namensgeber des Robert-Wichard-Pohl-Preises der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, der jährlich für besondere Leistungen in der Physikdidaktik und fachübergreifende Arbeiten in Experimentalphysik vergeben wird.
Schriften
- Elektrische Fernübertragung von Bildern, 1910
- Die Physik der Röntgenstrahlen, Habil., Vieweg, Braunschweig, 1912
- Die lichtelektrischen Erscheinungen, Vieweg, Braunschweig, 1914 (mit Peter Pringsheim)
- Einführung in die Physik - Erster Band (Mechanik, Akustik u. Wärmelehre), Springer-Verlag, zuerst 1930, 19. Auflage, 2004
- Einführung in die Physik - Zweiter Band (Elektrizitätslehre), Springer-Verlag, zuerst 1927, 22. Auflage, 2005
- Einführung in die Physik - Dritter Band (Optik u. Atomphysik), Springer-Verlag, zuerst 1940, 13. Auflage, 1976
Literatur
- B. Gudden: R. W. Pohl zum 60. Geburtstag, Springer Berlin / Heidelberg, ISSN 0028-1042
- R. Hilsch: Zum 80. Geburtstag von Robert Wichard Pohl am 10. August 1964, Springer Berlin / Heidelberg, ISSN 0028-1042
- Jürgen Teichmann: Pohl, Robert. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, S. 586 f.
Weblinks
- Literatur von und über Robert Wichard Pohl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Pohlscher Interferenzversuch (LEIFI-Physik)
- Videos zu Pohls Versuchen ausgeführt von seinem Sohn Robert Otto Pohl
Quellen
- ↑ Sepp Kressierer, Markus Paizoni: Biographie der TU München, 2000
- ↑ Colin Hempstead, William Worthington (Hrsg): Encyclopedia of the 20th-Century Technology, 2004
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